Hamburger Persönlichkeiten - Bildungswesen
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Dr. Walter Emil Bacher  
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Geboren 30. Juni 1893
Geburtsort Halle/Saale 
Gestorben 1944
Todesort Auschwitz 
Kurzbiographie

Walter Bacher war von 1927 bis 1933 Lehrer an der Klosterschule in Hamburg und engagierte sich besonders beim Aufbau eines altsprachlichen Gymnasialzweiges. Bacher war Sohn jüdischer Eltern, wurde aber evangelisch-lutherisch getauft. Von 1911 bis 1914 und von 1918 bis 1919 studierte er in Halle und Freiburg Latein, Griechisch, Geschichte und Archäologie. Als Freiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 wurde er zum Dr. phil. promoviert und legte ein Vierteljahr später das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. Sein Referendariat absolvierte er in Merseburg und bestand 1921 die pädagogische Prüfung. Anschließend war er Gymnasiallehrer in Sachsen sowie Sekretär und Angestellter beim linksliberalen Gewerkschaftsbund der Angestellten. Von 1925 bis 1927 arbeitete er als wissenschaftlicher Lehrer in Berlin, bevor er an die Hamburger Klosterschule am Holzdamm kam. Er trat dem Hamburger Philologenverein bei. Bacher, der von der jüdischen Jugendbewegung geprägt worden war, vertrat moderne Unterrichtsprinzipien und galt als fortschrittlich. Seine pädagogischen Reformvorschläge publizierte er im Deutschen Philologenblatt. 1931 wurde er überraschend als Klassenlehrer abgelöst. 1928 wurde an der Schule auf seine Initiative hin mit dem Aufbau eines altsprachlichen Gymnasialzweiges begonnen; Ostern 1933 konnten die ersten Abiturprüfungen mit Bacher als Griechischlehrer abgelegt werden. Dies war das erste Abitur einer Mädchenklasse mit dem Fach Griechisch in Hamburg. Im Mai 1933 wurde Bacher vom Schuldienst beurlaubt und am 29. Juli 1933 durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. 1933/34 hielt er historische Vorträge in der Deutsch-jüdischen Gemeinde ab. 1935 trat Bacher der jüdischen Gemeinde bei. Er wurde aushilfsweise an der Talmud-Tora-Schule beschäftigt, ab 1938 war er dort fest angestellt. 1941 leitete er zwei Klassen gleichzeitig. Auch nach Einstellung der Gehaltszahlungen zum 1. April 1942 unterrichtete er dort bis zur Schulschließung Ende Juni weiter. Am 19. Juli 1942 wurde Walter Bacher zusammen mit seiner Frau Clara, geb. Haurwitz, in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. 1944 wurden beide nach Auschwitz gebracht und ermordet.

 
Literaturhinweise Bacher Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1919 - Juni 1942
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Ulrich Oskar Fritz Becker  
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Geboren 21. November 1916
Geburtsort Danzig 
Gestorben 20. Mai 1991
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Ulrich Becker war ein Verwaltungswissenschaftler und Jurist. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Organisationsreform der Hamburger Verwaltung in den 1960er und 1970er Jahren.

Er war der Sohn des Verwaltungsdirektors Karl Becker und dessen Ehefrau Erna. Nach dem Abitur in Zoppot 1935 leistete er zunächst Arbeitsdienst, bis September 1936 Wehrdienst. Von 1936 bis 1939 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München, Marburg und Königsberg, wo er am 21. September 1939 die erste juristische Staatsprüfung bestand. Zudem war er von Juli bis September 1937 Volontär der Deutschen Bank in Danzig. Im September 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und blieb bis Juli 1945 Soldat. Von 1933 bis 1938 gehörte er der Hitlerjugend an. Bis zur Einberufung war er NSDAP-Parteianwärter und Bewerber der Reiter-SS.

Ab Oktober 1945 leistete Becker den Vorbereitungsdienst als Referendar in Kiel und Hamburg ab, wo er am 02. Juli 1948 die zweite juristische Staatsprüfung bestand. Ab September 1948 war er Assessor in der Jugend-, der Finanz- und der Gesundheitsbehörde sowie im Bezirksamt Bergedorf, wo er 1950 zum Regierungsrat und 1953 zum Oberregierungsrat ernannt wurde. 1953 wechselte er ins Amt für Bezirksverwaltung, 1955 in das Organisationsamt, wo er bis zum Leitenden Regierungsdirektor aufstieg. 1968 wurde er Senatsdirektor im Senatsamt für den Verwaltungsdienst.

In den 1960er und 1970er gingen Verwaltungswissenschaftler davon aus, gesellschaftliche Prozesse planen und steuern zu können - entsprechend dieser Veränderungen sollte auch die öffentliche Verwaltung organisiert und gesteuert werden. Aus den USA wurde die Einsicht übernommen, besondere Einheiten für die Wahrnehmung von Querschnittsfunktionen zu schaffen, was zur Reorganisation der Senatsebene führte. Eingerichtet wurden 1968 unter Beckers Leitung der Planungsstab der Senatskanzlei und das Senatsamt für den Verwaltungsdienst. Vor diesem Hintergrund fand Beckers Auffassung von Verwaltung große Resonanz in der Politik. Seine Ansätze stellte er in zahlreichen Vorträgen und Publikationen zur Diskussion. Unterstützt wurde die Organisationsreform von den Bürgermeistern Paul Nevermann und vor allem von Herbert Weichmann.

Becker verfasste die für die Hamburgische Verwaltung grundlegenden 20 Organisationsgrundsätze und schuf das wissenschaftliche Fundament für die Arbeit des Organisationsamtes. Schon Anfang der sechziger Jahre war er Mitinitiator des Einsatzes der Datenverarbeitung in der Hamburger Verwaltung. Er wirkte an der Ausarbeitung zahlreicher Gesetze, u.a. am Bezirksverwaltungsgesetz, mit. Becker unterstütze die Entstehung des Landesbetriebs Krankenhäuser, der zum Vorbild für den Betriebsgedanken in der Verwaltung wurde. 1972 führte er die Umkehrung der Zeichnungsbefugnis ein, d.h. die jeweils zuständigen Sachbearbeiter sollten ihre Entscheidungen anstelle ihrer Vorgesetzten oder Behördenleiter selbst nach außen vertreten. Becker sorgte dafür, dass an der Verwaltungsschule das Fach Organisation und Wirtschaftlichkeit für den gehobenen Dienst unterrichtete wurde, damit in den einzelnen Dienststellen organisatorische Fragen stärkeres Gewicht erhielten. Vom Sommersemester 1971 bis zum Sommersemester 1984 war Becker Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg, die ihm 1982 die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaft verlieh.

Im November 1981 trat Becker in den Ruhestand ein.

 
Literaturhinweise Becker Ulrich Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Justiz
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1971 - 1984
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Emmy Beckmann  
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Geboren 12. April 1880
Geburtsort Wandsbek 
Gestorben 24. Dezember 1967
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Emmy Beckmanns Mutter starb nach der Geburt der Zwillinge Emmy und Hanna an Kindbettfieber, der Vater ging eine neue Ehe ein. Zu den drei Kindern (es gab noch einen älteren Bruder, der später Pastor wurde) kamen im Laufe der Zeit vier weitere Geschwister hinzu.
Emmy und Hanna Beckmann wurden Lehrerinnen und blieben unverheiratet. Nach ihrem Examen für die Lehrbefähigung an mittleren und höheren Schulen war Emmy Beckmann von 1900 bis 1906 als Lehrerin tätig, studierte dann in Göttingen und Heidelberg Geschichte, Englisch und Philosophie. Nach bestandenem Examen arbeitete sie von 1909 bis 1927 wieder als Lehrerin, zuletzt ab 1926 an der staatlichen Oberrealschule Hansastraße, der späteren Helene-Lange-Schule, wo sie als Schulleiterin berufen wurde.  
1927 wurde Emmy Beckmann Hamburgs erste Oberschulrätin und übernahm das Dezernat für die höheren Mädchenschulen.
1933 wurden Emmy Beckmann und ihre Schwester wegen „nationaler Unzuverlässigkeit" von den Nazis vorzeitig pensioniert. Die Schwestern zogen sich in die innere Emigration zurück.
Nach 1945 setzte die Schulbehörde Emmy Beckmann wieder in ihr Amt als Oberschulrätin mit dem Ressort Mädchenschulwesen ein. Dort blieb sie bis 1949 tätig.
Für ihre Verdienste in der Frauen- und Mädchenbildung erhielt sie 1953 als erste Hamburgerin das Große Bundesverdienstkreuz. 1955 verlieh ihr der Senat den Professorentitel, 1961 erhielt sie als erster Frau die Bürgermeister-Stolten-Medaille.
Neben ihrer pädagogischen Tätigkeit war Emmy Beckmann in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. 1914 gründete sie in Hamburg den Verband der akademisch gebildeten Lehrerinnen mit und wurde bald dessen Vorsitzende. Auch war sie 1915 Gründungsmitglied des Stadtbundes Hamburgischer Frauenvereine, dessen stellvertretende Vorsitzende sie bis 1918 und in dessen Vorstand sie bis 1933 war. Außerdem war sie in der 1912 gegründeten Vereinigung für Frauenstimmrecht aktiv. 1946 gehörte sie zu den Mitbegründerinnen des Hamburger Frauenrings, in dem sie bis 1952 im Vorstand tätig war. 1948 gründete sie den Hamburger Akademikerinnenbund mit.

Parteipolitisch war sie vor 1933 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), für die sie von 1921 bis 1933 in die Hamburgischen Bürgerschaft gewählt war. Dort war sie hauptsächlich für Schul- und Bildungsfragen zuständig und setzte sich für die Gleichstellung der Frau ein. Von 1949 bis 1957 fungierte Emmy Beckmann wieder als Bürgerschaftsabgeordnete, diesmal für die FDP.

Text: Rita Bake

 
Lokale Referenzen

Seit 1980 gibt es im Hamburger Stadtteil Niendorf den Emmy-Beckmann-Weg.

Ihre Grabplatte liegt im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

 
Kategorien Politik
Bildungswesen
Funktionen Bürgerschaftsmitglied: -
Lehrer/in: -
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Heinrich Jakob Hartwig Beckmann  
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Geboren 08. Juni 1877
Geburtsort Wandsbek 
Gestorben 12. August 1939
Todesort Sülzhayn/Südharz 
Kurzbiographie

Heinrich Beckmann, genannt Heinz, war Hauptpastor der Hamburger St Nikolai-Kirche und gilt als einer der wenigen engagierten Demokraten in der Hamburger Landeskirche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit 1910 war er Pastor an der Marktkir­che in Wiesba­den, zehn Jahre später wechselte er an die St. Nikolai-Kirche, an der er bis zu seinem Tode aktiv blieb. Beckmann leistete in der Synode und im Kir­chenrat intensive Arbeit, war Vorkämpfer für die Theologinnen und Sprecher der liberalen Fraktion. Von 1924 bis 1933 gab er die „Hamburgische Kirchenzeitung“ heraus, durch die er weite Teile der Kirchenmitglieder erreichen konnte. In der Schulpo­li­tik pflegte er gute Beziehungen der lutherischen Kirche zum sozialde­mokratisch beeinflussten Staat. Damit stand er gegen den konservativen Flügel um den „Evangelischen Elternbund“. Beckmann setzte sich insbesondere dafür ein, dass auch Frauen nach dem Theolo­giestudium beide kirchliche Examina ablegen und in den kirch­lichen Dienst übernom­men werden konnten. Mit seiner Unterstützung gelang es, 1927 ein Pfarramtshelferin­nengesetz durchzusetzen, das den Theologinnen nach Ablegung beider Examina zumindest eine Tätigkeit mit eingeschränkten Rechten ermög­lichte.

In seiner Eigen­schaft als Hauptpastor lehrte Heinz Beckmann seit dem Winter­semester 1921/22 am Allge­mei­nen Vorle­sungswesen der Hamburger Universität, von 1931 bis 1934 unterrichtete er Altes Testament im Rahmen der Religi­onslehreraus­bildung an der Philoso­phischen Fakultät. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten sah Beckmann mit großer Sorge. Bei der Einführung des Bischofsamtes 1933 wurde er wegen seiner liberalen Haltung übergan­gen und verlor fast alle öffentlichen Wirkungsmöglichkeiten.

 
Literaturhinweise Beckmann Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1910 - 1939
Hochschullehrer/in: 1921 - 1934
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Dr. h.c. Christian Conrad Georg Behrmann  
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Geboren 15. November 1846
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 10. Juli 1911
Todesort Lokstedt 
Kurzbiographie

Georg Behrmann war Theologe und Orientalist. Der Sohn eines Schlossermeisters legte an der Gelehrtenschule des Johanneums 1866 das Abitur ab und studierte Theologie sowie orientalische Sprachen in Halle und Tübingen. 1870 wurde er als ordiniert, 1872 wurde er Diakon an der Hauptkirche St. Michaelis, 1873 an St. Nicolai in Kiel. 1880 wurde er als Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg eingeführt und übernahm 1894 als amtsältester Hauptpastor das Seniorat. Zugleich vertrat er die Landeskirche auf der Eisenacher Kirchenkonferenz und die drei Hansestädte im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss. Seitdem gab Behrmann die christliche Zeitung „Der Nachbar“ heraus. Von 1880 bis 1885 edierte er die Monatsschrift für die evangelisch-lutherische Kirche im Hamburgischen Staate. Behrmann arbeitete bei der Revision der Hamburgischen Kirchenverfassung 1882 und 1895/96 mit und gilt als Begründer der kirchlichen Bibliothek in Hamburg. Seit 1897 lehrte er am Allgemeinen Vorlesungswesen. 1895 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Kiel. Er leitete den 13. Internationalen Orientalistenkongresses 1902 in Hamburg. 1898 setzte sich Behrmann schon drei Tage nach dem Tode Otto von Bismarcks nachdrücklich für den Bau eines Bismarck-Denkmals in Hamburg ein und war als einziger Theologe Mitglied des entsprechenden Ausschusses.

 
Literaturhinweise Behrmann Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen
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Carl Bertheau  
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Geboren 04. Juli 1878
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 11. November 1944
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Carl Bertheau war ein Theologe und Studienrat. Er war Mitbegründer der Bekennenden Kirche. Nach dem Abitur 1896 an der Gelehrtenschule des Johanneums studierte er bis 1900 Evangelische Theologie in Greifswald, Leipzig, Halle und Tübingen. Daneben lernte er Arabisch und Syrisch. Am 25. September 1900 bestand er in Hamburg das erste theologische Examen und besuchte anschließend das Lehrerseminar. 1903 folgte das zweite theologische Examen. Bewerbungen um kirchliche Ämter blieben erfolglos. Bertheau wechselte daher in den Schuldienst. 1903/04 unterrichtete er aushilfsweise an der Gelehrtenschule des Johanneums und am Wilhelm-Gymnasium. Im Juli 1904 legte er in Kiel die Staatsprüfung für das Lehramt an Höheren Schulen mit Auszeichnung ab und erlangte die Lehrbefähigung für evangelische Religionslehre, Hebräisch und Latein. 1910 bestand er die Ergänzungsprüfung für alte Sprachen. Ab 1905 war er am Johanneum als Oberlehrer tätig.

Im Ersten Weltkrieg geriet Bertheau als Kriegsfreiwilliger in russische Kriegsgefangenschaft. Zeitweilig arbeitete er als Dolmetscher für Arabisch im „Halbmondlager“ Wünsdorf.

1933 wurde er von der Bürgerschaft zum Mitglied der Landesschulbehörde gewählt. Im Unterricht engagierte er sich besonders für die Hebräische Sprache. Nachdem dieses Fach 1939 aus dem offiziellen Lehrplan verbannt worden war, unterrichtete und prüfte er es in Privat­kursen. 1933/34 lehrte er für zwei Semester Griechisch im Rahmen der Religionslehrer­ausbil­dung an der Hamburger Universität. Dieser Lehrauftrag war aufgrund der lutherischen Ausrichtung Bertheaus umstritten. Als Be­fürworter von lutherischen Bekenntnisschulen war Bertheau aktiv im konservativen „Evange­lischen Elternbund“ des späteren Landesbischofs Simon Schöffel, im Vorstand der Hauptkirche St. Michaelis sowie seit 1929 als Gemeindeältester der St. Lukas-Gemeinde in Fuhlsbüttel, in deren Bezirk er wohnte. 1933/34 war er Mitglied des Landeskirchenrates, 1934 war er darüber hinaus Mitglied des Rechnungshofes der Landes­kirche.

Kirchenpolitisch zählte Bertheau 1933 zu den Mitbegründern des Pfarrernotbundes und bis 1938 zur Bekenntnisgemeinschaft. Er leitete die Gemeindegruppe Fuhlsbüttel. Zugleich forderte er vergeblich, dass die Bekennende Kirche in Hamburg einen eigenen Religionsunterricht anbieten sollte. Von 1920 bis zu seinem Tode gehörte er dem Vorstand des Rauhen Hauses an.

 
Lokale Referenzen
 
Literaturhinweise Bertheau Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
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Dr. phil. Reinhard Biernatzki  
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Geboren 10. April 1884
Geburtsort Bargum 
Gestorben 13. September 1948
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Reinhart Biernatzki war ein in Hamburg tätiger Oberlehrer und Kant-Forscher. Der Sohn des Pastors Johannes Biernatzki wurde 1926 in Königsberg mit einer Arbeit zu Kants Erkenntnislehre promoviert. Biernatzki war ab 1928 als Oberleh­rer für Biologie und Chemie an der Mädchen-Oberreal­schule am Ler­chenfeld und nach seiner Ausbombung 1943, bei der auch seine umfangreiche Bibliothek vernichtet wurde, an der Walddörferschule in Volksdorf tätig. Mit seinen Schülerinnen und Schülern unternahm der versierte Vogelkundler regelmäßig Wanderungen in der Natur. Von 1929 bis 1933 war Biernatzki Vorsitzender des Vereins zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten – Jordsand.

Biernatzki publizierte über seine Kriegserfahrungen im Ersten Weltkrieg sowie über naturwissenschaftliche und philoso­phische Themen. Er leitete den „Volksbund für Kantische Weltanschau­ung“ in Hamburg. In den vier­ziger Jahren hielt er Volkshochschul­kurse über Kants Philo­so­phie und Themen der Chemie ab. Biernatzki war geprägt von der notwendigen Symbiose von Philosophie und Naturwissenschaft.

1928 setzte sich Biernatzki für die Schaffung religionswissenschaftlicher anstelle theologischer Professu­ren für die Religionslehrerausbildung ein und schrieb ein entsprechendes Gutachten im Auftrag der „Vereinigung der evange­li­schen Religionslehrer an den höheren Staatsschu­len Hamburgs“. Nach 1945 verfasste er u. a. Streit­schrif­ten gegen den theologisch „positiven“ Hambur­ger Landes­bi­schof Simon Schöffel (1880-1959).

 
Literaturhinweise Biernatzki Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
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Julchen Bloom  
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Geboren 25. Mai 1893
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 13. Juli 1969
Todesort  
Kurzbiographie

1948 wurde Julchen Bloom zur Schulrätin und 1957 zur Oberschulrätin ernannt. Ein Jahr später trat sie wegen einer schweren Erkrankung in den Ruhestand. Bis zu ihrer Ernennung zur Schulrätin war Julchen Bloom als Lehrerin an verschiedenen Hamburger Schulen tätig gewesen, so z. B. an der Schule Bachstraße, der Schule Papendamm und der Versuchsschule Tieloh-Süd. Julchen Bloom war eine Verfechterin der Reformpädagogik und setzte sich z. B. für die Koedukation ein. Während der Nazizeit arbeitete sie als Lehrerin in der Kinderlandverschickung.
Sie widmete sich besonders dem Englischunterricht. Durch die Bekanntschaft mit einer englischen Familie während ihrer Schulzeit mit der englischen Sprache vertraut geworden, entwickelte sie neue Formen der Unterrichtsgestaltung für den Englischunterricht und setzte sich auch für einen Englischunterricht an Volks- und Realschulen ein. 1959 verlieh ihr die britische Königin Elisabeth II. die Ehrenmitgliedschaft in der Zivilklasse des Ordens The most Excellent Order of the British Empire. Sprachen zu vermitteln entsprach Julchen Blooms Wunsch nach Völkerverständigung. Deshalb war sie auch Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für internationale Kinderbegegnungen.

Text: Rita Bake

 
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: -
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Helene Bonfort  
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Geboren 10. März 1854
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 05. Juni 1940
Todesort München 
Kurzbiographie

Helene Bonfort entstammte einem liberalen jüdischen Elternhaus. Schon ihre Mutter gehörte zum Kreis um Emilie Wüstenfeld, der Frauenrechtlerin aus der Epoche der bürgerlichen Revolution von 1848. 
Helene Bonfort schlug die übliche Laufbahn einer bürgerlichen Frau ein, die ledig bleiben und erwerbstätig werden wollte. Nach dem Besuch der höheren Mädchenschule absolvierte sie eine Lehrerinnenausbildung und wurde mit 18 Jahren Lehrerin in der Paulsenstiftschule.
Helene Bonfort wohnte mit ihrer Lebensgefährtin und Kollegin Anna Meinertz in der Beselerstraße 8 in Hamburg Othmarschen. Gemeinsam oblag den beiden zwölf Jahre lang die Leitung einer höheren Töchterschule. Dann zogen sie sich aus der pädagogischen Arbeit zurück und unternahmen eine zweijährige Studienreise nach Amerika, um sich über neue Organisationsmethoden der Volksbildung, Wohlfahrtspflege und Frauenbewegung zu informieren. Zurückgekehrt gründeten sie in Hamburg die erste Volkslesehalle und am 27. Juni 1896 mit 25 Gleichgesinnten die Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins. Helene Bonfort war von 1896 bis 1900 sowie von 1904 bis 1916 deren Leiterin.

Das Gros der Hamburger Gesellschaft verhielt sich lange Zeit sehr ablehnend gegenüber den Frauen der gemäßigten Frauenbewegung. Aber mit ansprechenden Zeitungsartikeln und Broschüren weckte Helene Bonfort, die durch ihren Onkel, dem Redakteur des Hamburgischen Correspondenten, als erste Frau im journalistischen Bereich zur Hamburger Tagespresse gekommen war, das Interesse der Bevölkerung an ihrem Verein.

Während des Ersten Weltkrieges war Helene Bonfort Vorsitzende der 62 Vereine umfassenden Organisation des Frauenausschusses, der Hamburgischen Kriegshilfe und Leiterin der Frauenhinterbliebenenfürsorge. 1917 wurde die Soziale Frauenschule gegründet, für deren Zustandekommen sich Helene Bonfort jahrelang stark gemacht hatte.

Text: Rita Bake



 
Lokale Referenzen Für Helene Bonfort steht ein Erinnerungsstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
 
Kategorien Politik
Bildungswesen
Funktionen Journalist/in: -
Lehrer/in: -
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Ludger Born  
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Geboren 15. Juni 1897
Geburtsort Duisburg 
Gestorben 26. November 1980
Todesort Münster 
Kurzbiographie

Ludger Born war ein katholischer Geistlicher und Angehöriger des Jesuitenordens. Der Sohn eines Buchbindemeisters begann am 26. Juni 1915 im Bonifatiushaus in ‘s-Heerenberg bei Emmerich sein Novizitat. Als Freiwilliger nahm er ab September 1915 am Ersten Weltkrieg teil, wurde Vizefeldwebel und erhielt das Eiserne Kreuz. Von 1922 bis 1924 absolvierte er in Köln, anschließend bis 1925 im Breslauer Internat ein Praktikum. Am 27. August 1928 wurde er zum katholi­schen Priester geweiht und arbeitete von 1929 bis 1933 in der Düsseldorfer Residenz in der „RuRAG“ für religiös-wissenschaftliche Zeitfragen. Nach dem Tertiat in St. Andrä/Kärnten wurde er an die Hamburger Niederlassung des Jesuitenordens beim Schlump versetzt. Dort leistete er Priester- und Schwesternseelsorge, gab Konvertitenunterricht und wurde 1935 Superior. Am 17. Oktober 1934 wurde Born zudem vom Osnabrücker Bischof zum katholischen Studentenseelsorger an der Hambur­ger Universität ernannt. Born lehrte an der Hochschule für Lehrerbildung in Hamburg katholische Religionsleh­re. Aufgrund von Protesten Hamburger Lehrer wurde ihm der Lehrauftrag 1938 entzogen.

1939 wurde Born nach Wien in die Residenz am Universitätsplatz versetzt, wo er als Prediger, Beichtvater und Priesterseelsorger amtierte. Im Dezember 1940 wurde die Erzbischöfliche Hilfsstelle für „nichtarische“ Katholiken gegründet, die Born leitete. Zunächst ging es darum, bei der „Auswanderung“ beratend Hilfe zu leisten. Seit den Deportationen im Herbst 1941 stand die Überlebenshilfe für „nichtarische“ Christen im Vordergrund. Born und seine Mitarbeitenden versorgten im Untergrund Lebende mit Lebensmitteln, Medikamenten, Kleidung und Decken. Zudem versuchten sie, den Kontakt mit Deportierten aufrecht zu erhalten. Dabei half Born konfessions- und religionsübergreifend verfolgten „Nichtariern“. Auch nachdem die offizielle Zuständigkeit für „nichtarische“ Katholiken 1942 auf den „Ältestenrat der Juden in Wien“ übergegangen war, unterstützte Born diese weiterhin und konnte ungehindert bis 1945 arbeiten. Alle zwei Wochen zelebrierte er im Ordenshaus der Jesuiten eine Gemeinschaftsmesse mit den „nichtarischen“ Katholiken.

Von 1946 bis 1949 koordinierte Born den Wiederaufbau der Katholischen Hochschu­le Sankt Georgen/Frankfurt, von 1949 bis 1960 war er in Dortmund, an­schlie­ßend bis 1966 in Essen Seelsorger für Priester, Akademiker und Ordens­angehö­rige; von 1966 bis 1976 arbeitete er in Wien an einer Dokumentation über die von ihm im „Dritten Reich“ geleitete Hilfsstelle für „nichtarische“ Katholiken, die von Lothar Groppe abgeschlossen wurde.

1973 erhielt Born die Ehrennadel der Widerstandsbewegung in Wien verliehen.

 
Literaturhinweise Born Literatur.pdf
Kategorien Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 27. August 1928 - 1966
Hochschullehrer/in: 1946 - 1949
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Prof. Dr. Peter Borowsky  
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Geboren 03. Juni 1938
Geburtsort Angerburg/Ostpreußen 
Gestorben 13. Oktober 2000
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Peter Borowsky war ein Historiker, der vor allem durch seine zahlreichen Überblicksdarstellung im Bereich der politischen Bildung bekannt wurde. Er lehrte über drei Jahrzehnte an der Universität Hamburg.

Borowsky studierte von 1959 bis 1965 Geschichte und Latein sowie Pädagogik, Psychologie und Philosophie in Marburg, Freiburg und Hamburg. 1965 legte er die Wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien ab und wurde 1966 Assistent bei Fritz Fischer am Historischen Seminar in Hamburg. Bei Fischer wurde er 1968 mit einer Arbeit über die deutsche Ukrainepolitik 1918 promoviert. 1970 wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und 1971 Wissenschaftlichen Oberrat ernannt. Seit 1974 lehrte er regelmäßig in den USA als Gastprofessor am Smith College in Northampton/Mass. und seit 1991 am Middlebury College in Vermont. 1991 habilitierte er sich für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte und erhielt 1996 den Professorentitel.

Neben zahlreichen Beiträgen zur osteuropäischen, hamburgischen und deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts schrieb Borowsky Überblicksdarstellungen zur deutschen Geschichte nach 1945 und eine Hitler-Biografie für Jugendliche. Gemeinsam mit Barbara Vogel und Heide Wunder verfasste er das Standardwerk „Einführung in die Geschichtswissenschaft“. Er engagierte sich besonders in der Studienreform und in der akademischen Lehre.

 
Literaturhinweise Borowsky Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1966 -
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Dr. Otto Brodde  
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Geboren 21. März 1910
Geburtsort Gilgenburg/Ostpreußen 
Gestorben 24. August 1982
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Otto Brodde war einer der bedeutendsten Hamburger Kirchenmusiker im 20. Jahrhundert. Bereits seit 1927 war er als Kantor und Organist an der Rothkirchkapelle in Dortmund tätig. Von 1929 bis 1935 studierte in Königsberg und Münster Musikwissenschaft, Evangelische Theologie und Germanistik. 1935 wurde er mit einer Arbeit über Johann Gottfried Walther promoviert. An der Folkwangschule in Essen erhielt er 1935 einen Lehrauftrag für Hymnologie, Liturgik und Musikgeschichte. 1941 wurde er als Kirchenmusiker an die Bugenhagenkirche nach Hamburg berufen und trat in das Kollegium der Kirchenmusikschule Hamburg, der späteren Abteilung für Evangelische Kirchenmusik an der Staatlichen Musikhochschule, ein. Ab 1947/48 lehrte Brodde zusätzlich Kirchenmusik und Hymnologie am Vorlesungswerk der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate, dann an der Kirchlichen Hochschule Hamburg und von 1954 bis 1967 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg. Ab 1950 war er als Kantor in den Alsterdorfer Anstalten in Hamburg tätig. 1962 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt, 1963 verlieh ihm die Freie und Hansestadt Hamburg den Professorentitel.

Brodde wirkte im Ausschuss mit, der gemeinsam mit den Nachbarkirchen in Schleswig-Holstein die gemeinsame Ausgabe des 1954 erschienenen neuen Evangelischen Kirchengesangbuches vorbereitete. 1973 wurde er Vorsitzender des Gesangbuchausschusses des Verbandes evangelischer Kirchenchöre und evangelischer Vorsitzender der evangelisch-katholischen Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut. 1978 übernahm er den Vorsitz des gemeinsamen Gesangbuchausschusses der norddeutschen evangelisch-lutherischen Kirchen. Mehrere Jahrzehnte gehörte er dem Amt für Kirchenmusik seiner Landeskirche an und leitete es zuletzt. 1976 wurde Brodde Vizepräsident der Internationalen Heinrich Schütz Gesellschaft, deren Vorstand er seit 1964 angehörte. Daneben war er zeitlebens ein reger Publizist.

 
Literaturhinweise Brodde Literatur.pdf
Kategorien Musik
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1947 -
Anfang

 
Dr. h.c. Theodor Paul Oskar Arthur von Broecker  
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Geboren 11. September 1846
Geburtsort Neiße/Schlesien 
Gestorben 27. Oktober 1915
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Arthur von Broecker war Pastor an der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg. Er hatte von 1865 bis 1868 evangelische Theologie in Breslau und Berlin studiert, absolvierte 1869 und 1871 vor dem Brandenburger Konsistorium beide theologischen Examina und wurde 1872 ordiniert. Er wirkte als Zivilerzieher am Kadettenhaus Kulm in Westpreußen, anschließend als Hilfsprediger in Berlin sowie als Di­visionspfarrer der Besatzungsarmee im Deutsch-Französischen Krieg. 1883 wurde er zum Pastor an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi gewählt. Zeitweilig unterrichtete er dort bis zu 400 Konfirmanden, taufte zahlreiche Kinder, traute viele Paare und gab an privaten Töchterschulen, wie z.B. der Milbergschen Schule, Religions- und Literaturunterricht. Daneben setzte er sich besonders für die Armenfürsorge ein. 1897 erfolgte die Wahl zum Hauptpastor.

Von Broecker war Vorsitzender des Hamburger Hauptvereins des Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung und ließ verschiedene Zweigvereine in den Kirchspielen bilden. Im Rahmen der Hamburger Landesvereinigung des Evangelisch-Sozialen Kongresses nahm von Broecker die öffentliche religiöse Diskussion mit der Arbeiterschaft auf. Er war Mitglied der Hamburger Pastoralkonferenz und des Verwaltungsausschusses der Inneren Mission, arbeitete für die Norddeutsche Mission und beteiligte sich am Zustandekommen der Hanseatisch-Oldenburgischen Missionskonferenz. Als Vorsitzender der Traktat-Gesellschaft bekämpfte er methodistisch gefärbte Schriften.

In seiner Funktion als Hauptpastor war er Mitglied der theologischen Prüfungs­kommis­sion und übernahm die Prüfungen im Fach Altes Testament und im Hebräischen. Seit dem Sommersemester 1897 las er am Allgemeinen Vorle­sungswerk, von 1908 bis 1915 auch am neugegründeten Kolonialin­stitut. In der Synode und von 1911 bis 1915 im Kirchenrat vertrat er den Standpunkt der orthodoxen „positiven“ Theologen. Von Broecker war publizistisch sehr aktiv, wobei er neben theologischen Inhalten auch tagespolitische und literarische Themen behandelte. Von 1894 bis 1904 gab er die „Zeitschrift für die evangelische Kirche in Hamburg“ heraus, ab 1904 das von ihm gegründete Periodikum „Der St. Jacobi-Kirchenbote. Ein evangelisch-lutherisches Gemeindeblatt für die St. Jacobi-Gemeinde“; 1911 übernahm er die Redaktion der Zeitschrift „Der Nachbar. Illustriertes christliches Sonntagsblatt“. Von 1891 bis 1910 stellte er die kirchliche Statistik für Hamburg zusammen. Im Ersten Weltkrieg verfasste er „tägliche Andachten in Schriftabschnitten mit Auslegung“, die 1916 unter dem Titel „Ein feste Burg ist unser Gott!“ publiziert wurden. 1905 verlieh ihm die Universi­tät Greifs­wald die theo­lo­gische Ehrendok­torwürde.

 
Literaturhinweise Broecker Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1872 -
Hochschullehrer/in: 1897 - 1915
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Walt(h)er Friedrich Classen  
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Geboren 24. April 1874
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 07. September 1954
Todesort Reinbek 
Kurzbiographie

Walt(h)er Classen war ein in Hamburg wirkender Theologe und Pädagoge. Er studierte Theo­logie, absolvierte in Hamburg 1896 und 1899 die beiden theologi­schen Exami­na und wurde 1903 ordiniert. Als Hilfs­geistlicher war er zunächst vor allem in der Jugendpflege tätig. Ab 1898 leitete er den Lehrlingsverein im Stadtteil Eilbek. Im April 1901 gründete er zusam­men mit dem Richter und späteren Direktor der Jugendbehörde Dr. Wilhelm Hertz und dem Kaufmann und späteren Senator Dr. Heinrich Traun das durch Stiftungen und Spenden finanzierte „Ham­burger Volksheim“ im Arbeiterviertel Hammer­brook. Dessen Mitarbeiter bemühten sich um die Arbeiterjugend und strebten als Gegengewicht zu den Sozialdemokraten eine „Verständigung“ mit den Arbeitern an, um ihnen Bildung und bürgerliche Werte zu vermitteln. Walter Classen ver­zich­tete 1904 auf das Pfarramt, zumal er durch seine liberale Position und seine neuen Ansätze in Kon­flikt mit der Kir­chenleitung ge­riet, und setzte die Volksheimarbeit hauptberuflich fort. Von 1916 bis zu seiner Pensionierung 1934 unterrichtete er die Fächer Religi­on, Deutsch und Geschich­te - ab 1931 an der Oberre­al­schule St. Georg. Bereits seit 1915/16 hatte Classen am Allge­meinen Vorle­sungswesen in Hamburg Vorlesun­gen und Kurse über Jugend­pflege gehalten, von 1925 bis 1928/29 war er Leiter der Abtei­lung für Jugend­pflege am Erziehungswissen­schaftlichen Seminar der Universi­tät und baute die Religionslehrerausbildung auf. Daneben war Classen auch als Schriftstel­ler sehr produktiv und veröf­fentlichte zahlreiche historische, theologische, pädagogische und litera­rische Werke, darunter Theaterstücke für die Jugendarbeit und eine dreibändige deutsche Geschichte. Von 1903 bis 1914 redigierte er die Monatsschrift für die deutsche Jugend „Die Treue“ und schrieb für die Monatlichen Mitteilungen der Hamburger Volksheime. Von 1927 bis 1933 gab er die Vierteljahrsschrift „Evangelisch-sozial“ mit heraus. Von 1924 bis 1930 war er Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages, im Zweiten Weltkrieg übernahm er Pfarrvertretungen.

Classen vertrat einen diffusen „Rassebe­griff“, distanzierte sich aber vom Antisemitismus und von der natio­nal­so­ziali­sti­schen Rassen­lehre. Er ordnete Juden der „städtischen Rasse“ zu, die im Gegensatz zur deutschen „Landrasse“ stehe. Beim Übertritt zum Christentum gehen Juden im deutschen Volk auf. Inhaltlich ging es Walter Classen um die Gewinnung der Arbeiterjugend für eine christlich geprägte bürgerliche Gesellschaft und ihre Normen, für die Akzeptanz traditioneller Leitbilder und hierarchischer Strukturen. Gegen das Anwachsen materialistischer, freireligiöser Anschauungen wollte er mit einem liberalen und für die Moderne offenen Christentumsverständnis gerade Arbeiter wieder der Kirche näher bringen. Wenngleich er konservative und z.T. auch völkische Ideen vertrat, so war er für seine Zeit mit seinen Zielen und Methoden vielfach sehr modern. Walter Classens Engagement für die Jugend resultierte aus seinen völkischen Anschauungen, er verstand sie als Teil seiner Arbeit zur Förderung des deutschen Volkstums.

 
Literaturhinweise Classen Walther Literatur.pdf
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Bildungswesen
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Dr. phil. Dr. h.c. Ernst Karl Alwin Hans Dammann  
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Geboren 06. Mai 1904
Geburtsort Pinneberg 
Gestorben 12. Juli 2003
Todesort Pinneberg 
Kurzbiographie

Ernst Dammann war ein Afrikanist, Pastor, Missions- und Religionswissenschaftler. Sein Vater hatte für einige Jahre als Landmesser in Deutsch-Ostafrika gearbeitet, was Ernst Dammans Interesse an Ostafrika und an der Afrikanistik beförderte. Nach dem Abitur 1923 studierte er Evangelischen Theologie und Orientalische Sprachen in Kiel, Hamburg und Berlin. 1927 legte er das erste und 1930 das zweite theologische Examen in Kiel ab. Von 1927 bis 1930 hielt Dammann hebräische Sprachkurse an der Kieler Universität, wo er am 1929 promoviert worden war. Am 1. Mai 1930 wurde er wissenschaftliche Hilfskraft am Seminar für Afrikani­sche Sprachen in Hamburg und zugleich Provinzialvikar in Pinneberg. Von 1933 bis 1937 war Dammann von der Hamburger Universität beurlaubt und stand im Kirchen- und Missions­dienst (Betheler Mission) als Pastor der Evangelischen Kirchegemeinde in Tan­ga (Ost­afrika). Von 1936 bis 1937 unternahm er im Auftrag des Hamburger Seminars für Afrikanische Sprachen eine Reise nach Kenia zur Erforschung der alten Suahelipoesie. 1939 habilitierte er sich mit einer Sammlung von Suahelidichtungen an der Universität Hamburg. 1948 hatte er zunächst einen kirchlichen Dienstauftrag, konnte aber nach seiner Entnazifizierung – er war bereits 1931 NSDAP-Mitglied geworden und hatte zeitweise in Pinneberg und in Ostafrika herausragende Funktionen ausgeübt – wieder an der Universität Hamburg lehren, wo er Ende 1949 zum außerplanmäßigen Professor für Afrikanische Sprachen ernannt wurde. 1957 übernahm er einen Lehrstuhl für Afrikanistik an der Humboldt-Universität in Berlin (DDR). Nach dem Bau der Mauer folgte er 1962 dem Ruf auf das Ordinariat für Religionsgeschichte an der Universität Marburg, wo er 1972 emeritiert wurde. Dammann publizierte in großem Umfang in der afrikanistischen Fachpresse, aber auch in kirchlichen und lokalgeschichtlichen Zeitschriften.

Die Heidelberger Theologische Fakultät verlieh ihm 1967 die Ehrendoktorwürde. 1982 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

 
Literaturhinweise Dammann Literatur.pdf
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Religion
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Funktionen Hochschullehrer/in: 1948 - 1972
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Dr. med. Dr. h.c. Otto Heinrich August Louis Dempwolff  
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Geboren 25. Mai 1871
Geburtsort Pillau/Ostpreußen 
Gestorben 27. November 1938
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Otto Dempwolff war ein Arzt und Afrikanist. Nach dem Abitur 1888 studierte er bis 1893 Medizin in Königsberg, Marburg, Leipzig, Berlin und Tübingen. 1892 wurde er in Berlin zum Dr. med. promoviert, 1893 legte er in Tübingen das Staatsexamen ab und erhielt in Stuttgart die Approbation als Arzt. 1893/94 absolvierte er seine Militärzeit als Mediziner. 1894 und 1898 reiste er als Schiffsarzt nach Südamerika. Von 1895 bis 1897 wirkte er als Arzt u.a. für die Neuguinea-Kompagnie (NGC). Dort lernte er Sprache und Kultur der Papua kennen. 1901 erforschte er im Auftrag Robert Kochs die Malaria in Deutsch-Neuguinea. Als Sanitätsoffizier der Schutztruppe wirkte der sprachlich interessierte Dempwolff von 1898 bis 1906 in Südwestafrika, dann bis zu seiner gesundheitsbedingten Pensionierung 1911 in Ostafrika. Er wandte sich anschließend den afrikanischen und Südseesprachen zu und arbeite 1912/13 am Hamburgischen Kolonialinstitut als Freiwilliger. Dort gelang ihm aufgrund seiner physiologischen Kenntnisse die genaue Erfassung schwieriger Laute der Sprache der Khoikhoi (damals als „Hottentotten“ bezeichnet) und der Sandawe. Im Mai 1918 erhielt er vom Kolonialinstitut den Professorentitel verliehen.

Von 1915 bis 1919 war er als Oberstabsarzt im Ersten Weltkrieg tätig. Ab 1919 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Seminar für Afrikanistik und Südseesprachen der Hamburgischen Universität. Dort habilitierte er sich 1920 mit einer Studie über die Lautentsprechungen der indonesischen Lippenlaute in einigen anderen austronesischen Südseesprachen. 1931 wurde die bisher zum Afrikanischen Seminar gehörende Abteilung für Südseesprachen als Seminar für Indonesische und Südseesprachen selbstständig. Dempwolff übernahm die Leitung. Durch sorgfältige Lautvergleiche erschloss er induktiv die Urform der austronesischen Sprachen und konnte einen umfangreichen Wortschatz dieser Urform erstellen. 1931 verlieh ihm die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Ehrendoktorwürde.

 
Literaturhinweise Dempwolff Literatur.pdf
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Bildungswesen
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Dr. Helmut Friedbert Richard Siegfried Echternach  
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Geboren 20. März 1907
Geburtsort Waltersdorf in Ostpreußen 
Gestorben 25. Februar 1988
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Helmut Echternach wirkte als Pastor, Systematischer Theologe und Schriftsteller in Hamburg. Von 1925 bis 1930 studierte er in Königsberg, Basel, Berlin und Greifswald Evangelische Theologie, Philosophie und Indische Philologie. 1928 wurde er in Königsberg zum Dr. phil., 1930 in Greifswald promoviert. Dort habilitierte er sich 1931 für Systematische Theologie und Religionsphilosophie; 1938 legte er seine venia legendi nieder. 1929 absolvierte er in Königsberg die erste, 1932 in Stettin die zweite theologische Prüfung. 1932 war er Hilfsprediger im Kreis Anklam, 1933 in Stettin-Braunsfelde, 1934 in Gülzow, bis er im selben Jahr in Goddentow zum Pastor ernannt wurde; vier Jahre später wechselte er nach Stolp.

Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft erhielt Echternach 1946 eine Pastorenstelle an der Matthäuskirche in Hamburg-Winterhude. 1947 gründete er den „Ökumenischen Aussprachekreis“ an der Evangelischen Akademie Hamburg zwischen Katholiken, Griechisch-Orthodoxen und Lutheranern. Ab 1954 trat der Kreis mit Wochenendveranstaltungen vor eine größere Öffentlichkeit. Es folgten ökumenische Kirchenkonzerte, Ausflüge und die St. Ansgar Feiern.

Am Kirchlichen Vorlesungswerk las Echternach ab 1946 Praktische Theologie, Konfessionskunde, Neues Testament und Systematik. An der Kirchlichen Hochschule Hamburg wurde er 1948 zum nebenamtlichen Dozenten für Systematische Theologie ernannt, 1954 machte man ihn zum Theologischen Studienleiter und Leiter der Kandidatenausbildung. An der neugegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg hatte er ab 1954/55 einen Lehrauftrag für Systematische Theologie inne. Es gelang Echternach aber nicht, dort seine venia legendi erneuern zu lassen. 1957 wurde er Pastor an der Hauptkirche St. Petri. 1973 erfolgte die Emeritierung.

1965 initiierte Echternach die St. Ansgar-Vespern, 1966 gründete er die St. Athanasius-Bruderschaft. Im gleichen Jahr erhielt er die Bischofsweihe in Genf (Apostolische Sukzession, ref.). 1970 wurde er nebenamtlich "Professeur en Théologie Systématique" an der Université Européenne in Amsterdam. Neben der pastoralen und akademischen Tätigkeit war Verfasser von Gedichten, Erzählungen und Romanen.

 
Literaturhinweise Echternach Literatur.pdf
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Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1932 -
Hochschullehrer/in: 1946 -
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Friedrich Gerhard Engelke  
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Geboren 24. Februar 1878
Geburtsort Schleswig 
Gestorben 05. Mai 1956
Todesort Schwerin 
Kurzbiographie

Friedrich „Fritz“ Engelke war ein lutherischer Theologe und Pastor sowie Leiter des Rauhen Hauses. Nach Erhalt des Reifezeugnisses in Schleswig 1898 studierte er bis 1899 Theologie in Berlin, im Sommersemester 1899 Theologie und Philosophie in Straßburg, 1899 bis 1900 Philosophie in Berlin. 1901 arbeitete er Hauslehrer in Konstantinopel, anschließend studierte er von 1902 bis 1903 Theologie in Kiel. Im Oktober 1904 legte er dort die erste Theologische Prüfung ab. 1904/1905 leistete er den einjährigen Militärdienst ab. Ostern 1907 bestand er die zweite Theologische Prüfung in Kiel.

Engelke wurde 1907 in Rendsburg ordiniert, war Provinzialvikar, ab 1908 Vereinsgeistlicher in Rickling und seit dem 17. Juli 1910 Kompastor in Heiligenstetten. 1913 wurde er Pastor an der Hauptkirche in Altona und 1925 Direktor des Rauhen Hauses in Hamburg-Horn. Im Wintersemester 1934/35 lehrte Engel­ke Altes Testa­ment im Rahmen der Religionslehreraus­bil­dung an der Hamburger Uni­versi­tät. Ludwig Mül­ler berief 1934 als Geistlichen (lutherischen) Minister in die Reichs­kirchen­re­gierung und beför­derte ihn am 15.September 1934 zum „Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche“ in Berlin. Mit Wirkung vom 15. Oktober 1935 wurde er durch den neu geschaffenen Reichskirchenausschuss beurlaubt, 1936 seine Stelle aufgehoben. Noch 1937 war er von der besonderen religiösen Sendung des Nationalsozialismus überzeugt und sah in Adolf Hitler eine mit Christus vergleichbare Offenbarung Gottes. 1937/38 vertrat Engelke die Professur für Praktische Theologie an der Rostocker Universität, 1939 wurde er Mitarbeiter am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben. Seit 1939 übernahm er Hilfeleistungen und Amtsvertretungen in der mecklenburgischen Landeskirche in Schwerin an der Paulsgemeinde, 1947 wurde er an die Schelfkirche berufen.

 
Literaturhinweise Engelke Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1907 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Engelland  
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Geboren 23. Juni 1903
Geburtsort Föhrden/Rendsburg 
Gestorben 04. November 1970
Todesort Kiel 
Kurzbiographie

Hans Engelland war ein lutherischer Pastor und Professor für Systematische Theologie. Engelland legte 1923 am Gymnasium in Rendsburg die Reifeprüfung ab. Anschließend studierte er Evangelische Theologie in Tübingen, Göttingen und Berlin. Vom Herbst 1928 bis zum Frühjahr 1931 war er Assistent Karl Heims in Tübingen, bei dem er am 10. Mai 1930 mit Auszeichnung promoviert wurde und sich im selben Jahr mit einer Arbeit über Glauben und Handeln bei Melanchthon habilitierte. Bis 1932/33 hielt er systematisch-theologische Vorlesungen in Tübingen. Er wechselte nach Kiel, wo er die Dogmatik vertrat. Kurze Zeit später wurde der Parteilose von nationalsozialistischer Seite sowie von seinem Kollegen Hermann Mandeln angegriffen. Die NS-Studentenschaft forderte erfolgreich Engellands Entlassung, dem die aus seiner Habilitation resultierenden Rechte aberkannt wurden. Am 4. Juni 1935 wurde ihm aufgrund von Paragraph 6 des „Gesetzes zur Wieder­herstellung des Berufsbeamtentums“ (zur Vereinfachung der Verwaltung) die Lehrbefugnis entzogen.

Von 1935 bis 1936 war Engelland Vikar in Preetz und Kiel und legte am 14. April 1936 in Kiel das zweite theo­logische Examen ab; am 19. April wurde er ordiniert. Die Promotion war ihm als erstes theologisches Examen anerkannt worden. Vom 1. September 1936 bis zu dessen Auflösung am 10. Dezember 1937 war Engelland hauptamtli­cher Dozent und Inspektor des Seminars für den volksmissionarischen Dienst der Kirche in Berlin-Span­dau. Der Unterrichtsstoff erstreckte sich auf die Bibelarbeit, Dogmatik, Ethik, Apologetik, Innere Mission und Hauptfragen der Kirchengeschichte. Zwischen 1938 und 1948 war er Pastor und Vorsteher des Diakonissen-Mutterhau­ses Elisabethstift in Oldenburg/Oldenburg, vom 23. Oktober 1940 bis zum 25. August 1945 Soldat, zuletzt in russischer Kriegsgefangenschaft.

Im September lehnte er eine Berufung als Oberkirchenrat nach Schleswig-Holstein ab, im Dezember 1946 verzichtete er auf eine Berufung als Direktor des Kaiserswerther Verbandes deutscher Diakonissen Mutterhäuser. Von 1948 bis 1954 lehrte Engelland Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo ihm am 6. Juli 1950 die Amtsbezeichnung „Pro­fessor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg“ verliehen wurde. Von 1949 bis 1952 wirkte er zudem als Lehrbeauftragter in der Religionslehrerausbildung am Pädagogischen Institut. Nach der Auflösung der Kirchlichen Hochschule wurde Engelland 1954 zum Honorar­professor an der neu gegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg ernannt.

Nach einer Vertretung als Rektor des Amalie-Sieveking-Hauses im August 1954 wurde Engelland 1962 zum Hauptpastor an St. Jacobi in Hamburg berufen. 1963 erhielt er einen Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Universität Kiel, den er bis zu seinem Tode innehatte. Inhaltlich stand die Melanchton-Forschung und -Editionsarbeit im Zentrum seiner Arbeit. Zusammen mit Edo Osterloh gab er das „Biblisch-theologische Handwörterbuch zur Lutherbibel und zu den neueren Übersetzungen“ heraus.

Am 21. November 1960 erhielt Hans Engelland die theologi­sche Ehrendoktorwürde der Kieler Universität.

 
Literaturhinweise Engelland Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1930 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1936 -
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Hans-Werner Engels  
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Geboren 08. Juli 1941
Geburtsort Essen 
Gestorben 19. April 2010
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hans-Werner Engels war ein Historiker und Lehrer, der vor allem durch seine Forschungen zur französischen Revolution bekannt wurde.

Nach dem Abitur studierte Engels von 1962 bis 1968 in Münster und Hamburg Germanistik und Geschichte. In Hamburg bestand er das erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Auf Anregung des Historikers Walter Grab setzte sich Engels mit der Französischen Revolution auseinander. Eine erstes Ergebnis waren die von Engels zusammengestellten „Gedichte und Lieder deutscher Jakobiner“ (1971). Zahlreiche Aufsätze sowie Artikel in der „Zeit“ folgten.

1968/69 begann Engels ein Studium der Politologie und arbeite von 1971 bis 1973 an der nicht abgeschlossenen Promotion über Friedrich Christian Laukhard (1757-1822). In der Zwischenzeit hatte er von 1969 bis 1971 das Referendariat am Gymnasium Blankenese und am Ernst-Schlee-Gymnasium mit dem Zweiten Staatsexamen absolviert. 1974 wechselte Hans-Werner Engels ganz in den Schuldienst und unterrichtete Deutsch und Geschichte am Gymnasium Krieterstraße Hamburg-Wilhelmsburg (1974-1989) und am Friedrich-Ebert Gymnasium in Hamburg-Harburg (1989-1995).

Von 1995 bis zu seiner Pensionierung 1999 wirkte er am Hamburger Schulmuseum. Nunmehr konnte er sich ganz als Privatgelehrter mit seiner umfassenden Forschungsbibliothek seinem Arbeitsschwerpunkt, dem 18. Jahrhundert sowie der Altonaer und Hamburger Geschichte widmen. Für sein Engagement erhielt Hans-Werner Engels 1994 den Portugaleser in Bronze vom Zentralausschuss der Hamburgischen Bürgervereine, die höchste Auszeichnung der Hamburger Bürgervereine für ihre Mitglieder. Sein wissenschaftlicher Nachlass einschließlich der umfangreichen Forschungsbibliothek wird in der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte an der Universität Hamburg verwahrt.

 
Literaturhinweise Engels Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
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Dr. Olga Essig  
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Geboren 15. Juli 1884
Geburtsort Bromberg 
Gestorben 14. Dezember 1965
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Olga Essig hatte sechs Geschwister und stammte aus einer Familie, die auf einem Bauernhof in Bromberg lebte. Die Eltern konnten es sich finanziell nicht leisten, ihrer Tochter eine höhere Schulbildung zu ermöglichen. Gleich nach dem Abschluss der Volksschule musste Olga Essig einen Beruf ergreifen. Sie wurde Kontoristin, bildete sich aber weiter und nahm Privatunterricht, um das Abitur absolvieren zu können. 1908 erhielt sie eine Anstellung als Lehrerin an der staatlichen kaufmännischen Fortbildungsschule in Bromberg.

1914 machte sie ihre Diplom-Handelslehrerprüfung und eine Zusatzprüfung in Technologie. Dann studierte sie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Pädagogik und promovierte 1918 zur Dr. rer. pol.

Olga Essig wollte das Berufsschulwesen reformieren und verfolgte das Ziel, berufstätigen Frauen eine Gleichstellung im Beruf und in der Gesellschaft zu ermöglichen. So forderte sie z. B. Fortbildungsschulen für alle Frauenberufe.
1921 wurde Olga Essig Leiterin der Städtischen Frauenarbeitsschule in Mainz. Ein Jahr später legte sie wegen Auseinandersetzungen um ihren Führungsstil das Amt nieder. 1922 folgte eine Berufung als „Vortragender Rat“ für das Referat „Mädchen-Berufsschulwesen“ im thüringischen Volksbildungsministerium in Weimar. Doch als 1924 in Thüringen eine Rechtsregierung gebildet wurde, wurde die überzeugte Sozialistin entlassen.
Im selben Jahr holte der Hamburger Senat sie nach Hamburg und gab ihr die Stelle als Direktorin der Allgemeinen Gewerbeschule für das weibliche Geschlecht. 1929 wurde Olga Essig als erste Frau in Hamburg Oberschulrätin für das gesamte Hamburgische Berufsschulwesen. Sie baute das Hamburger Berufsschulwesen für Mädchen auf und war maßgeblich daran beteiligt, dass die selbstständig arbeitende Berufsschulbehörde mit der Schulbehörde zusammengelegt wurde.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Olga Essig 1933 aus politischen Gründen entlassen. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder in ihr Amt als Oberschulrätin für die Berufsschulbehörde eingesetzt, das sie bis zu ihrer Pensionierung 1950 innehatte.
Gleichzeitig engagierte sich Olga Essig auch in der Hamburger Frauenbewegung. So war sie 1946 Mitbegründerin des Hamburger Frauenrings und gründete 1949 die Mütterschule. 1959 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse überreicht.

Text: Rita Bake

 
Kategorien Bildungswesen
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Prof. Dr. Dr. h.c. Wilhelm Flitner  
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Geboren 20. August 1889
Geburtsort Berka an der Ilm 
Gestorben 21. Januar 1990
Todesort Tübingen 
Kurzbiographie

Wilhelm Flitner studierte von 1909 bis 1913 Germanistik, Anglistik, Geschichte und Philosophie in München und Jena, wo er in der freiakademischen Jugend aktiv war und zum „Sera-Kreis“ um den Verleger Eugen Diederichs zählte. 1912/13 wurde Flitner mit einer Arbeit über den Philosophen und Fichte-Schüler August Ludwig Hülsen promoviert. Nach dem Staatsexamen für das höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte und philosophische Propädeutik begann er 1914 seine Referendarzeit, nahm dann aber von 1914 bis 1918 als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, so dass er seine Ausbildung erst 1919 abschließen konnte. 1919 gründete Flitner nebenamtlich die Jenaer Volkshochschule und leitete sie als Geschäftsführer. Ab 1920 war er Studienrat in Jena. Dort habilitierte er sich 1922 mit einer Arbeit über „Grundfragen der Didaktik“ und erhielt die venia legendi für Philosophie und Pädagogik. 1923 gehörte er kurzzeitig der SPD an, ansonsten war er parteilos. Von 1925 bis 1937 war Flitner erster Schriftleiter der Zeitschrift „Die Erziehung“. Nachdem er 1926 an die Pädagogische Akademie in Kiel berufen worden war und von 1927 bis 1929 auch als Professor an der dortigen Universität wirkte, lehrte der Mitbegründer der "geisteswissenschaftlichen Pädagogik" von 1929 bis zu seiner Emeritierung 1958 Erziehungswis­senschaft an der Ham­burger Universität, wobei er sich besonders in der Lehr­erbildung engagier­te und zahlreiche Standardwerke vorlegte.

Einen Einschnitt bedeutete die Verlagerung der Lehrerbildung an die 1936 gegründete "Hochschule für Lehrerbildung", durch die an der Universität die praktische Seite des erziehungswissenschaftlichen Lehrbe­triebes entfiel. Flitner weitete daher seine Lehrtätigkeit in die Bereiche Philosophie und Kulturge­schichte aus. In seinen Vorlesungen versuchte er, eine Gegenposition zur NS-Ideologie aus der europäischen Geistesgeschichte heraus zu begründen, nachdem er 1933 noch das Bekenntnis der Professoren zu Adolf Hitler unterzeichnet hatte.

Nach 1945 war Flitner Mitherausgeber der Zeitschriften „Die Sammlung“ (1945-1960), „Der Evangelische Erzieher“ (ab 1949) und der „Zeitschrift für Pädagogik“ (1955-1968) sowie von 1956-1965 Herausgeber der „Pädagogischen Texte“. Von 1951 bis 1961 war er Vorsitzender des Schulausschusses der Westdeutschen Rektorenkonferenz und Vorsitzender des Kuratoriums des Hansischen Goethe-Preises. Er beeinflusste entscheidend die westdeutsche Bildungspolitik, besonders die Reform des Gymnasiums. 1963 erhielt er den Goethe-Preis der Stiftung F.V.S., 1964 die theologische Ehrendoktorwürde der Tübinger Universität und die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.

 
Literaturhinweise Flitner Literatur.pdf
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Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1929 - 1958
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Prof. Dr. Helmut Folwart  
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Geboren 16. September 1902
Geburtsort Nieder-Bludowitz/Bezirk Teschen 
Gestorben 13. März 1987
Todesort Mölln 
Kurzbiographie

Helmut Folwart (bis 1936 Folwartschny) wirkte als Philosoph an der Universität Breslau und als Pastor sowie Philosophiedozent in Hamburg. Nach dem Abitur studierte er von 1921 bis 1930 Deutsch, Geschichte und Philosophie in Breslau, Berlin und Heidelberg. 1930 wurde er mit einer Arbeit über Friedrich Schlegel in Breslau zum Dr. phil. promoviert, 1931 legte er die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen ab. 1932 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit und ließ 1936 seinen Namen in Folwart ändern. 1934 habilitierte er sich in Breslau und wurde Privatdozent. Seine Antrittsvorlesung hielt er über „Volkstum als philosophisches Problem“. Im Zweiten Weltkrieg war er zunächst Bausoldat und konnte daneben noch Kurse leiten. 1939 wurde Helmut Folwart Dozent neuer Ordnung, 1942 ernannte ihn die Philosophische Fakultät zum außerordentlichen Professor für Philosophie. Nach einem Einsatz in Polen und Frankreich wurde er ab 1941 in der Ukraine und in Italien im Verwaltungsdienst in Lagern eingesetzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges suchte die Kirchenleitung Lektoren für die schlesischen Notstandsgebiete, wofür Folwart sich meldete. 1946 legte er in Bad Warmbrunn/Schlesien nach dem Besuch von Lektorenkursen die erste theologische Prüfung ab und war in verschiedenen Gemeinden tätig. Ende 1946 wurde er ausgewiesen und gelangte nach Hamburg, wo er 1947 Vikar wurde und ein Jahr später das zweite theologische Examen ablegte. 1949 wurde er Pastor an der Friedens­kir­che Eil­bek. Von 1949 bis 1954 lehrte er als nebenamtli­cher Dozent Philosophie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg. 1957 wurde er an das Allgemei­ne Kranken­haus Barmbek berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1970 tätig war. Aufgrund einer Augenerkrankung strebte Folwart nach dem Zweiten Weltkrieg keine universitäre Karriere mehr an und publizierte keine größeren Arbeiten.

 
Literaturhinweise Folwart Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1934 - 1946
Hochschullehrer/in: 1949 - 1954
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1947 - 1970
Anfang

 
Prof. Dr. Walter Oskar Freytag  
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Geboren 28. Mai 1899
Geburtsort Neudietendorf 
Gestorben 24. Oktober 1959
Todesort Heidelberg 
Kurzbiographie

Walter Freytag war ein international einflussreicher protestantischer Missionswissenschaftler und 1953 der erste Lehrstuhlinhaber für Missionswissenschaft und ökumenische Beziehungen der Kirchen an der Universität Hamburg. 1924 legte er beide theologische Examina ab und wurde 1925 in Hamburg promoviert. 1926 wurde er Sekretär, 1928 Direktor der Deutschen Evangelischen Missionshilfe in Berlin und 1929 Hanseatischer Missionsdirektor in Hamburg, der er bis 1953 blieb. 1946 wurde er Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Missionsrates. Seit 1929 lehrte er Missionswissenschaft an der Hamburger und der Kieler Universität, die ihn 1947 zum Honorarprofessor ernannten. Von 1948 bis 1954 lehrte er zudem an der Kirchlichen Hochschule Hamburg. 1954 übernahm er den Vorsitz der Studien-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen und baute in Hamburg die Internationale Missionsakademie auf, die er seit Jahrzehnten geplant hatte. 1958 wurde er Vizepräsident des Internationalen Missionsrates. Sein besonderes Interesse galt den neuentstandenen Kirchen im Fernen Osten. Zentrales Thema war für ihn die religiöse Beeinflussung der Menschen. Neben seinem Anti-Kommunismus war die Ablehnung jedes Pluralismus für ihn kennzeichnend.

 
Literaturhinweise Freytag Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1929 -
Anfang

 
Prof. lic. theol. Leonhard Goppelt  
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Geboren 06. November 1911
Geburtsort München 
Gestorben 21. Dezember 1973
Todesort München 
Kurzbiographie

Leonard Goppelt war Professor für Theologie mit neutestamentarischem Arbeitsschwerpunkt. Der Lehrersohn studierte nach dem Abitur von 1931 bis 1932 in München zunächst Naturwissenschaften und Philosophie. Nach einem Jahr wandte er sich der evangelischen Theologie zu, die er von 1932 bis 1934 in Erlangen und Tübingen studierte. 1935 und 1938 legte er die theologischen Examina in Ansbach ab. 1936 war er Repetent an der Evangelisch-theologischen Fakultät in Erlangen, wo er 1939 zum Lic. theol. promoviert wurde. Von 1940 bis 1945 war Goppelt Soldat, während eines Genesungsurlaubs 1942/43 konnte er seine Erlanger Habilitationsschrift vollenden, das Verfahren wurde jedoch erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1946 abgeschlossen.

Nach einer Vertretung in Göttingen wurde Goppelt 1949 hauptamtlicher Dozent für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo er 1950 den Professorentitel verliehen bekam. 1954 erhielt er den Lehrstuhl für Neues Testament an der neugegründeten Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Hamburg. Dort engagierte er sich für die Gründung des 1958 eröffneten Bugenhagen-Konvikts. In der Diskussion um die Gleichberechtigung der Frauen im theologischen Amt plädierte er in den sechziger Jahren für spezifische Aufgaben und Ämter der Theologinnen. 1967/68 wechselte Goppelt an die neugegründete Evangelisch-theologische Fakultät der Universität München.

Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er in der Synode seiner Landeskirche, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland mit. Er beteiligte sich engagiert an den Gesprächen, die die Evangelische Kirche in Deutschland mit der Orthodoxen Kirche in Russland führte. Goppelts Konzeption war es, das Sachanliegen des Neuen Testaments in die Diskussion der Gegenwart hineinzutragen.

 
Literaturhinweise Goppelt Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1949 -
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Dr. phil. Dr. h.c. Eduard Rudolf Grimm  
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Geboren 07. August 1848
Geburtsort Jena 
Gestorben 11. November 1932
Todesort Emmelndorf bei Hittfeld 
Kurzbiographie

Eduard Grimm war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Hauptpastor der St. Nikolai-Kirche in Hamburg. Er war prominenter Vertreter theologisch liberaler Positionen. Der Sohn eines Theologieprofessors studierte von 1867 bis 1870 Theologie und Philosophie in Jena. 1870/71 war er Kriegsfreiwilliger. 1872 legte er in Hamburg das theologische Examen ab und wurde in Jena zum Dr. phil. promoviert. Von 1872 bis 1878 war er Lehrer in Hamburg, ab 1878 Pastor in Bürgel bei Jena und ab 1881 Archidiakonus in Weimar. 1892 wurde er Hauptpastor an der liberal geprägten St. Nikolai-Kirche in Hamburg. Von 1894 bis 1920 war er Mitglied des Kirchenrates. Grimm war Mitglied des Protestantenvereins und des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins, politisch gehörte er dem radikalnationalistischen Alldeutschen Verband an.

1911 wurde er zum Senior der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate gewählt, an deren Spitze er nun stand. In dieser Funktion war er Mitglied der Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz, des Deutschen Evangelischen Kirchentages (1919-1921) und bis 1920 des Ersten Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses. Während seiner Amtszeit arbeitete er am liturgischen Handbuch und an der Neuausgabe des Gesangbuchs mit. Wissenschaftlich arbeitet Grimm insbesondere auf philosophischem, später auf theologischem und religionswissenschaftlichem Gebiet. Er publizierte über französische und englische Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, über Kant und Nietzsche sowie über Religionsphilosophie und Jesus Christus. Seit dem Wintersemester 1897/98 lehrte er Theologie am Allgemeinen Vorlesungswesen und vom Wintersemester 1908/09 bis zum Sommersemester 1919 am neugegründeten Kolonialin­stitut.

Zum 1. Oktober 1920 wurde er emeritiert und widmete sich im Ruhestand der Abfassung philosophischer Arbeiten. 1897 erhielt Grimm die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Jena.

 
Literaturhinweise Grimm Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1878 - 1920
Hochschullehrer/in: 1897 - 1919
Lehrer/in: 1872 - 1878
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Prof. Dr. Wolfang Dietrich Wilhelm Grünberg  
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Geboren 10. August 1940
Geburtsort Swinemünde 
Gestorben 13. August 2016
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Wolfgang Grünberg war Professor für Theologie in Hamburg. Nach der Reifeprüfung 1959 studierte er evangelische Theologie in Tübingen (1959/60), Berlin (1960-1962 und 1963-1965), Heidelberg (1962) und Hamburg (1962/63). In den Semesterferien absolvierte er eine Tischlerlehre und bestand 1964 die Gesellenprüfung.

1965 legte er in Bielefeld das erste theologische Examen ab. Von 1965 bis 1968 war er Assistent für Praktische Theologie bei Martin Fischer an der Kirchlichen Hochschule Berlin. Das Vikariat absolvierte er in Berlin und St. Louis/USA. 1969 erfolgten das zweite theologische Examen und die Ordination in Berlin. 1970 wurde Grünberg zum Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Heerstraße Nord in Berlin-Spandau ernannt. Darüber hinaus war er Bereitschaftspfarrer der Telefonseelsorge, stellvertretender Vorsitzender des Leitungsgremiums des Praktisch-theologischen Ausbildungsinstituts und Mitglied des theologischen Prüfungsamtes des Konsistoriums der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg. Zudem gehörte er der Gesellschaft für angewandte Linguistik an.

1971 wurde Wolfgang Grünberg in Berlin zum Dr. theol. promoviert. 1978 wurde er Professor für Praktische Theologie in Hamburg. Diese Position hatte er bis zur Emeritierung 2005 inne. 1987 gründete er die Arbeitsstelle Kirche und Stadt, die er bis 2015 leitete. Damit schuf er für den Fachbereich Evangelische Theologie ein zusätzliches Forschungsfeld, das auch außerkirchlich und international anerkannt war. 21 Bände erschienen in der Publikationsreihe „Kirche in der Stadt“. Ein Novum war das von ihm mitherausgegebene Lexikon der Hamburger Religionsgemeinschaften, das erstmals die Vielfalt christlicher und außerchristlicher Einrichtungen in der Großstadt erfasste. Darüber hinaus entstanden Untersuchungen zur kirchlichen Arbeit in einzelnen Stadtteilen.

Grünberg engagierte sich nachdrücklich für den christlich-jüdischen Dialog, insbesondere als führendes Mitglied der Vorbereitungsgruppe der Carlebach-Konferenzen der Universität Hamburg und der Bar-Ilan-Universität in Israel und als Mitherausgeber von Tagungsbänden.

Kennzeichnend für Wolfgang Grünberg, der als Gastprofessor in Sao Paulo gelehrt hatte, war sein interdisziplinärer und internationaler Zugang zum Thema Großstadtkirche.

 
Literaturhinweise Grünberg Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1970 - 1978
Hochschullehrer/in: 1978 - 2005
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Dr. h.c. Max Hermann Rudolf Gerhard Günther  
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Geboren 29. September 1889
Geburtsort Blaubeuren 
Gestorben 08. Dezember 1976
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Gerhard Günther war in der Weimarer Republik ein prominenter Vertreter der „Konservativen Revolution“ und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Leiter der Evangelischen Akademie in Hamburg. Günther hatte das Studium der Theologie und Philosophie 1912/13 mit den beiden theologischen Prüfungen abgeschlossen und wurde zunächst Hilfspfarrer bei Gelnhausen. Im Ersten Weltkrieg war er als Feldgeistlicher tätig. Nach Kriegsende ließ er sich zunächst beurlauben und schied 1920 auf eigenen Antrag aus der Landeskirche Hessen-Kassel aus. Er ging nach Hamburg, wo er von 1920 bis 1922 Geschäftsführer des Volksheimes e.V. und Schriftleiter der Zeitschrift „Das Volksheim“ war. Daneben war er von 1920 bis 1933 freier Mitarbeiter der 1916 gegründeten „Fichte-Gesellschaft von 1914“ und der „Fichte-Hochschule“ Hamburg, wo er referierte und Arbeitsgemeinschaften leitete. Er hielt Vorträge im Stahlhelm, beim Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband, der Bündischen Jugend und bei der Reichswehr. Von 1924 bis 1933 war er freiberuflicher Lektor. 1926/27 war er Geschäftsführer der Theatergemeinde Hamburg e.V., 1928/29 Beauftragter für die Arbeit unter den studierenden Ausländern (Auslandssekretär) der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (DCSV). Günther war mit dem jungkonservativen Hamburger Kreis um Wilhelm Stapel (1882-1954) und dessen Zeitschrift „Deutsches Volkstum“ verbunden, die sein Bruder Albrecht Erich Günther (1893-1942) mit herausgab. Günther war von 1931 bis 1933 Schriftleiter der Zeitschrift „Glaube und Volk“, die von der „Christlich-deutschen Bewegung“ herausgegeben wurde. Hier versuchte er, seine konservative, antirepublikanische Einstellung mit christlichem Gedankengut zu verbinden. Er beurteilte in seinem 1932 veröffentlichten Buch „Das werdende Reich. Reichsgeschichte und Reichsreform“ die Nationalsozialisten positiv. Von Mai 1933 bis zu seinem Austritt im Juli 1941 gehörte er der NSDAP an. 1934 stellte Günther seine schriftstellerische Arbeit weitgehend ein, da ihm die Aufnahme in die Reichsschrifttums  bzw. Pressekammer verweigert worden, weil seine Frau Else nach der nationalsozialistischen Terminologie als „Mischling 1. Grades“ eingestuft wurde. Von 1936 bis 1939 arbeitete er als kaufmännischer Angestellter, von 1939 bis 1943 nahm er am Zweiten Weltkrieg als Sanitäter teil, bis er krankheitsbedingt ausschied. 1943 wurde er Lektor und Übersetzer für französische Literatur bei der Hanseatischen Verlagsanstalt in Hamburg, die 1947 von der britischen Militärregierung aufgelöst wurde. Er übernahm dann eine Lektoratstätigkeit im Nölke-Verlag für kirchliche Literatur.

An der Evangelischen Akademie Hamburg gründete Günther den Studienkreis „Christentum und Weltbild“, wirkte in der planerischen Arbeit mit und kümmerte sich um frühere Berufssoldaten. 1953 trat er in die kulturpolitische Redaktion des „Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes“ ein. Gleichzeitig wurde er in die Arbeitsgruppenleitung „Volk und Staat“ des Deutschen Evangelischen Kirchentages berufen und wirkte im Redaktions- und Grundsatzausschuss. Von 1949 bis 1954 war er Mitglied des Kuratoriums der Kirchlichen Hochschule Hamburg. Von 1954 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1963 war er Leiter der Evangelischen Akademie Hamburg. Nach der Gründung der Bundeswehr arbeitete die Akademie unter seiner Leitung durch Vorträge und Aussprachen an den geistigen Grundlagen der Bundeswehr mit. 1960 erhielt er für seine Verdienste um die Akademie die theologische Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg sowie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 1963 die Bugenhagen-Medaille der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate.

 
Literaturhinweise Günther Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1912 - 1920
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Dr. h.c. Ferdinand Carl Ludwig Heitmann  
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Geboren 16. Juni 1880
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 02. Juli 1953
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Ludwig Heitmann war ein lutherischer Pastor und Mitbegründer der Evangelischen Michaelsbruderschaft in Hamburg. Nach dem Abitur studierte Heitmann von 1899 bis 1902 in Göttingen und Berlin Evangelische Theologie und legte 1903 in Hamburg das erste theologische Examen ab. Von 1903 bis 1904 war er im Candidatenverein Dresden und als Lehrer an der Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben in Blasewitz tätig. 1905 absolvierte er die zweite theologische Prüfung in Hamburg und wurde Hilfsprediger an St. Katharinen für den Bezirk St. Annen, wo er von 1906 bis 1909 als Pastor amtierte. Im Arbeiterviertel Hammerbrook erfuhr er die sozialen Probleme der Großstadt aus erster Hand. Heitmann leitete dort 1907 einen Lehrlingsverein und richtete einen Literaturkreis ein. Diese Erfahrungen schärften seinen Blick für die religiösen Aufgaben in der Großstadt. 1909 wechselte er an die Gemeinde St. Johannis in Eppendorf, wo er sich bis zu seiner Emeritierung 1951 auf die Jugendarbeit konzentrierte.

Von 1915 bis 1918 war er freiwilliger Feldgeistlicher an der Westfront. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges engagierte sich Heitmann in der Volkskirchenbewegung und gab 1919/20 die Zeit­schrift „Die neue Kirche“ heraus. Ziel war eine sittliche Wiedergeburt der Menschen nach den Kriegserfahrungen. Ab 1922 engagierte er sich in der Neukirchlichen Fraktion der Synode, deren Ziel eine soziale Volkskirche war.

Von 1913 bis 1920 hatte Heitmann ein dreibän­diges Werk über Groß­stadt und Religion veröffentlicht, das in den zwan­ziger Jahren mehrfach aufgelegt wurde. Darin ging er der Frage nach, ob und wo in der Großstadt noch Raum für Religion sei.

Im Sommerse­mester 1932 bot Heitmann im Rahmen der Religionslehrerausbildung an der Hamburgischen Universität als Lehrbeauftragter eine Übung zum Thema „Großstadt und Religion“ an, was von Seiten der Kirchenleitung kritisiert wurde. Sein Wirken in Arbeitervierteln war von der Kirchenleitung nicht anerkannt worden. Seine Ansätze einer kirchlichen Sozi­alarbeit, deren Ziel es war, die Entfrem­dung zwischen der Kirche und den Arbeitern zu über­winden, galten nicht als oppor­tun. Ein weiterer Schwerpunkt von Heitmanns Wirken war die Erneuerung der kirchlichen Liturgie.

Heitmann nahm als Mitbegründer an den Berneuchener Konferenzen 1923 bis 1927 teil, die eine liturgische Erneuerung anstrebten, und bearbeitete 1925 den Entwurf für den Grundlagentext dieser Gruppierung, das „Berneuchener Buch“. 1931 stiftete er mit anderen die Evangelische Michaelsbruderschaft, die in enger Anlehnung an die Berneuchener Bewegung eine Erneuerung der evangelischen Kirche erstrebte. 1942/43 kam es zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen Heitmann und der Bruderschaft, da er eine Katholisierung befürchtete; 1945 schied er aus.

Kirchenpolitisch schloss Ludwig Heitmann sich 1933 der Jungreformatorischen Bewegung an, forderte die Einführung eines hierarchischen Bischofsamtes und unterstützte somit nachdrücklich eine autoritäre Struktur der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate mit einem Landesbischof an der Spitze, der umfangreiche Vollmachten innehatte. Der neue Landesbischof Simon Schöffel berief Heitmann daraufhin in den vorläufigen Kirchenrat. Seit November 1933 war Ludwig Heitmann Mitglied des Bruderrates des Pfarrernotbundes und im Reichsbruderrat aktiv.

Parteipolitisch engagierte sich Heitmann nicht, er wurde kein Mitglied der NSDAP. Er gehörte seit 1924 dem Kyffhäuser-Bund, seit 1930 dem Verein für das Deutschtum im Ausland, seit 1935 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und seit 1936 dem Reichsluftschutzbund an. Er war bis 1915 aktives, danach bis 1933 passives Mitglied einer Freimaurerloge.

1929 verlieh die Gießener Universität Heitmann die theologische Ehrendoktorwürde.

 
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1903 - 1904
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1906 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Volkmar Martinus Herntrich  
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Geboren 08. Juni 1908
Geburtsort Flensburg 
Gestorben 14. September 1958
Todesort Lietzow bei Nauen 
Kurzbiographie

Volkmar Herntrich war ein lutherischer Theologe und Hamburger Landesbischof. Herntrich entstammte einer Pastorenfamilie. Er legte 1927 in Flensburg das Abitur ab und wurde nach dem Theologiestudium in Tübingen und Berlin 1931 promoviert. Danach war er Vikar in Flensburg. Die zweite theologi­sche Prüfung legte er im folgenden Jahr in Kiel ab, wo er auch ordiniert wurde. Noch 1932 erhielt er von der Theologischen Fakultät in Kiel die venia legendi für Altes Testament, während er parallel als Hilfsprediger arbeitete. Vom 20. März 1933 bis zum 31. Oktober 1934 war Herntrich Pastor in Kiel-Ellerbek und vom 1. November 1934 bis 31. Oktober 1942 Pastor und Dozent an der Kirchlichen Hochschule in Bethel, nachdem er in Kiel seine Lehrbefugnis aufgrund seiner Betätigung für den Pfarrernotbund verloren hatte. Zeitweilig war Herntrich ein Redeverbot für Schleswig-Holstein auferlegt worden, mehrfach war er von der Geheimen Staatspolizei verhört und kurzzeitig verhaftet worden. Von 1939 bis 1942 war er Direktor des Burckhardthauses in Berlin-Dahlem und Leiter des Evangelischen Jugendwer­kes, danach arbeitete er in der Lobetaler Zweigstelle von Bethel. 1943 wurde Herntrich Hauptpastor an St. Ka­tharinen. Dass er sich von dem Tügel-Vertrauten Hauptpastor Adolf Drechsler einführen ließ, wurde von der Bekenntnisgemeinschaft missbilligt. Von Juli bis Dezember 1945 war Hentrich Mitglied der Einstweiligen Kirchenleitung. Im Rahmen der Entnazifizierung war er Mitglied der Spruchkammer für Geistliche. Als Nach­folger im Bischofs­amt für den nationalsozialistisch belasteten Franz Tügel wünschten sich Bürgermeister Rudolf Petersen und die briti­sche Besat­zungsbehörde ursprünglich Herntrich, doch verwies Tügel dar­auf, dass dieser mit den örtlichen Verhältnissen noch nicht genügend vertraut sei, so dass sein Vorgänger Simon Schöffel erneut in dieses Leitungsamt gelangte. Seit 1946 leitete Hentrich die Alster­dorfer Anstalten und wurde 1948 zum Oberkirchenrat ernannt. 1946 war er Mitglied der Jugendkammer, von 1949 bis 1958 Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit 1945/46 lehrte er am Kirchlichen Vorlesungswerk Altes Testament, danach als hauptamtlicher Dozent an der Kirchlichen Hochschule sowie von 1947 bis 1954 auch im Rahmen der Religionslehrerausbildung am Pädagogischen Institut der Universität Hamburg. 1949 wurde Herntrich zum Rektor der Hochschule gewählt, die bewusst auf dem Gelände der Alsterdorfer Anstalten angesiedelt war, und erhielt im folgenden Jahr den Professorentitel verliehen. 1955/56 war Herntrich Präsident der Synode. Am 12.01.1956 wählte ihn diese als Nach­folger Theodor Knolles zum Ham­bur­ger Landesbi­schof. Er galt als Gegner des vollen Pfarramtes für Theologinnen. Herntrich starb nur zwei Jahre später an den Folgen eines Autounfalls. Aufgrund seines Engagements für die Diakonie wurde er auch als „diakonischer Bischof“ bezeichnet. Er setzte sich ebenso für die Ökumene ein, war Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen und in den Gremien des Lutherischen Weltbundes. 1950 verlieh die Kieler Fakultät Herntrich die theologische Ehrendoktorwürde.

 
Literaturhinweise Herntrich Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1932 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1932 -
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Heinrich Wilhelm Karl Eduard Heydorn  
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Geboren 04. September 1873
Geburtsort Neustadt/Holstein 
Gestorben 27. Dezember 1958
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Wilhelm Heydorn war ein in Hamburg wirkender Pastor, Heilpraktiker, Lehrer und Politiker. Der Sohn einer katholischen Mutter und eines evangelischen Vaters wurde evangelisch getauft, trat aber im Alter von 15 Jahren zum Katholizismus über. Von 1898 bis 1901 studierte er an der Berliner Kriegsakademie, schied aber 1902 aus dem Militär aus, weil ihm die Aufnahme in den Generalstab versagt worden war. 1900 konvertierte er wieder zum Protestantismus und studierte ab 1902 evangelische Theologie. Nach Ablegung der beiden Examina wurde er 1905 Hilfsprediger in Kiel, 1908 Pastor in Breslau, 1910 Hauptpastor auf Fehmarn und 1912 Pastor im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook. Seine Wahl in der Hansestadt führte fast zu einer Kirchenspaltung, weil Heydorn bereits 1911 mit kirchenkritischen Position für Aufruhr gesorgt hatte. So sah er beispielsweise die Bibel als Menschenwerk an und glaubte an die Weiterentwicklung des Glaubens. Im Ersten Weltkrieg wurde er wegen seiner in Artikeln publizierten pazifistischen Einstellung zu einer Geldstrafe verurteilt. Heydorn war Mitglied des Monistenbundes und gründete 1918 die heute als eine der Weltreligionen anerkannte Bahá’í in Hamburg, trat aber aus beiden Gruppierungen wieder aus. 1920 wurde Heydorn als Pastor suspendiert und im folgenden Jahr seines Amtes enthoben. Nachdem er aus der Kirche ausgetreten war, wurde ihm 1922 die Anstellungsfähigkeit als Pastor aberkannt und sein befristetes Ruhegehalt gekürzt. Von 1922 bis 1924 studierte er an der Hamburgischen Universität Medizin und Klassische Philologie, arbeitete als Heilpraktiker und hielt bis 1933 Vorträge und Predigten in Altonaer und Hamburger Schulen. Von 1926 bis 1928 studierte er erneut und legte die Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. Bis zu seiner Entlassung aus dem Schuldienst 1935 wirkte er an der Versuchsschule Telemannstraße und als Hauslehrer für körperbehinderte Kinder. 1930 gründete er die Menschheitspartei, deren Ziel es war die Menschen durch mehr Bildung und Wissen zu einer „wachsenden Versittlichung“ erziehen. 1933 wurde sie verboten. Heydorn gab nach seiner Entlassung Nachhilfeunterricht und verfasste weiterhin zahlreiche Abhandlungen. 1939 wurde er von einem Sondergericht wegen der Abfassung und Verbreitung staatsfeindlicher Schriften zu einer Geldstrafe verurteilt. 1944 entwarf er Pläne für das politische Handeln nach der Niederlage Deutschlands. 1946 gründete er den Menschheitsbund, der aber ohne Bedeutung blieb. 1972 wurde in Blankenese gegenüber seinem Grundstück ein Weg nach dem liberalen Freidenker Heydorn benannt.

 
Literaturhinweise Heydorn Wilhelm Literatur.pdf
Kategorien Politik
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1905 - 1920
Lehrer/in: 1928 - 1935
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Lic. theol. Karl Albert Ernst Friedrich Theodor Horn  
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Geboren 16. Juli 1869
Geburtsort Neustrelitz 
Gestorben 05. Juli 1942
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Karl Horn war von 1916 bis 1934 Hauptpastor an St. Jacobi in Hamburg. Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum in Neustrelitz studierte er von 1887 bis 1891 Evangelische Theologie in Leipzig, Erlangen und Rostock. Von 1891 bis 1898 war er Erzieher des Mecklenburger Erbprinzen Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz. 1892 legte er das theologische Examen ab, 1898 wurde er ordiniert und als Pastor in Mirow/Mecklenburg-Strelitz eingeführt. 1902 wurde Horn in Leipzig zum Lic. theol. promoviert. 1902 wurde er Konsistorialassessor und Mitglied der theologischen Prüfungskommission in Neustre­litz. 1904 wurde er mecklenburgischer Landessu­perinten­dent, Konsistorialrat und Hofprediger.

1916 erfolgte die Wahl zum Haupt­pastor an St. Jacobi in Hamburg. In dieser Funktion blieb er bis zum Ruhestand 1934. Er war ein geschätzter Kanzelredner. Horn setzte sich besonders für die Wiederherstellung der weltberühmten Arp-Schnitger-Orgel ein und wirkte an der Neugestaltung des Kircheninneren entscheidend mit. Als sein Verdienst galt die liturgische Neuformung der Gottesdienste in St. Jakobi. Horn war Vorsitzender der Liturgischen Konferenz Niedersachsens seit ihrer Gründung. Im April 1917 lehnte er einen Ruf auf eine Professur für neutestamentliche Wissenschaft an die Universität Erlangen ebenso ab wie drei entsprechende Anfragen der Universität Leipzig für Neues Testament und Praktische Theologie.

Karl Horn betei­ligte sich 1916 an der Gründung des Christlich-Sozialen Frauen­semi­nars in Hamburg und unterrichtete dort „Glaubens- und Sittenleh­re“. Seit dem Wintersemester 1916/17 lehrte er am Allge­meinen Vorlesungswesen und vom Wintersemester 1933/34 bis zum Wintersemester 1934/35 im Rahmen der Religionslehrerausbildung Neues Testament.

Von 1919 bis 1923 und von 1929 bis 1933 gehörte Horn dem Kirchenrat an. Von 1923 bis 1929 war er Präsident der Hamburgischen Synode. Vom 5. April 1929 bis zum 29. Mai 1933 war Karl Horn der letzte Senior der Hamburger Landeskirche vor der Einführung des Bischofsamtes.

Bei seinem Amtsantritt als Senior betonte Horn, dass die Kirche sich von der Politik fernhalten solle. Er selbst hatte im Januar 1919 den Gründungsaufruf für eine Ortsgruppe Hamburg der Antibolschewistischen Liga unterzeichnet, die eng mit dem Alldeutschen Verband verbunden war. Im Gottesdienst zur Konstituie­rung der nationalsozialistischen Regierung in Hamburg 1933 soll er geäußert haben, dass Adolf Hitler „der gott­gesandte Reichsschmied unserer Tage“ sei. Dennoch forderten im Mai 1933 40 Pastoren aufgrund seiner schwankenden Haltung zum Nationalsozialismus Horns Rücktritt, der zum 1. Juli 1933 erfolgte. Im Ruhestand vertrat Horn ab Ende 1936 den erkrankten Jacobi-Hauptpastor und Landesbischof Franz Tügel in der Predigt.

 
Literaturhinweise Horn Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1902 - 1933
Anfang

 
Prof. Dr. Dr. h.c. August Reinhold Emil Wilhelm Hunzinger  
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Geboren 27. Mai 1871
Geburtsort Dreilützow 
Gestorben 13. November 1920
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

August Wilhelm Hunzinger war ab 1912 Hauptpastor der Hamburger Kirche St. Michaelis und mit 159 Kriegspredigten einer der produktivsten Prediger im Ersten Weltkrieg. Der Mecklenburger Pastorensohn studierte nach dem Abitur in Greifswald und Rostock Evangelische Theologie. Nach dem ersten theologischen Examen in Rostock wirkte er von 1896 bis 1897 als Hauslehrer in Mecklenburg. 1898 wurde er in Rostock zum Dr. phil. promoviert. Nach dem zweiten theologischen Examen 1899 wurde er als Hilfsprediger an den Dom zu Güstrow berufen, wo er1900 ordiniert wurde; am 1. Oktober 1900 wurde er Hilfsprediger in Zweedorf-Nostorf. Nach einem Jahr wechselte er als Hilfsprediger in die Innere Mission in Rostock und hielt Vorträge für das kirchenferne Bildungsbürgertum. 1905 gab er sein Amt auf, um als Privatgelehrter zu wirken, da sein Schwiegervater den Lebensunterhalt der Familie übernommen hatte. 1905 erwarb Hunzinger in Rostock den theologischen Licentiatentitel, 1906 habilitierte er sich für historische Theologie in Leipzig und wirkte als Privatdozent und ab 1907 als Professor für Apologetik. 1909 erhielt er eine ordentliche Professur für Systematische Theologie in Erlangen und war zugleich Universitätsprediger. Im selben Jahr gründete er in Wernigerode ein apologetisches Seminar.

Im Dezember 1911 nahm Hunzinger den Ruf als Hauptpastor an die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis an, dem er im April 1912 folgte. Ein halbes Jahr später konnte er in Anwesenheit des Kaisers die nach dem Brand von 1906 wieder aufgebaute Michaeliskirche einweihen. Neben seiner Tätigkeit als Prediger arbeitete er weiterhin wissenschaftlich und hielt zahlreiche Vorträge, z.B. im Auftrag der Patriotischen Gesellschaft über die Philosophie Kants oder Hauptfragen der Lebensgestaltung.

Während des Ersten Weltkrieges predigte er regelmäßig über den Krieg und reiste mehrfach an die Front. 1918 war er vier Monate in Russland, um als Seelsorger die deutschen Kriegsgefangenen zu begleiten. In den ersten Kriegsjahren teilte Hunzinger den im Bürgertum weit verbreiteten Kriegspatriotismus in seinen nationalreligiösen Predigten. Hunzinger erhoffte eine schöpferische Wirkung des Krieges gegen eine entkirchlichte und in Klassen gespaltene Gesellschaft sowie eine sittlich-religiöse Erneuerung Deutschlands. Nach einer Predigtpause in den ersten neun Monaten des Jahres 1918 betrachtete er den Krieg als „Verderber“ der Menschheit. Nach Kriegsende beschäftigte er sich intensiv mit der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung und stellte sich hinter die Demokratie, da er in ihr die Chance eines politischen und kirchlichen Neuanfangs sah, von dem er eine religiös-sittliche Erneuerung des deutschen Volkes erwartete. Damit gehörte er zu einer Minderheit im deutschen Protestantismus.

Hunzinger wurde im Juni 1920 Vorsitzender des Bürgerbundes für Hamburg, Altona und Wandsbek und war Mitglied der Freimaurerloge Pelikan. Er engagierte sich in der Volkskirchenbewegung und gab die Zeitschrift „Der Mensch“ heraus. Bereits 1909 hatte ihm die Leipziger Theologische Fakultät die Ehrendoktorwürde verliehen.

 
Literaturhinweise Hunzinger August WIlhelm Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1900 -
Hochschullehrer/in: 1906 -
Anfang

 
Dr. phil. Lic. theol. Wolfang Albrecht Jobst  
Abbildung
Geboren 08. Dezember 1902
Geburtsort Wilhelminenberg in Pommern 
Gestorben 17. Dezember 1945
Todesort Rumänien 
Kurzbiographie

Albrecht Jobst war ab 1931 Pastor an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, daneben forschte er im Bereich der religiösen Volkskunde. Nach dem Abitur 1921 studierte er in Greifswald und Berlin Evangelische Theologie und Philosophie. 1925 und 1927 absolvierte er die beiden theologischen Prüfungen und wurde Hilfsprediger in der Niederlausitz. 1931 wurde er Pastor an der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg, im folgenden Jahr in Berlin zum Lic. theol. promoviert. 1935 übernahm er seelsorgerliche Aufgaben am Untersuchungsgefängnis und wurde in Hamburg bei dem Volkskundler Otto Lauffer und dem Soziologen Andreas Walther zum Dr. phil. promoviert. An der Philosophischen Fakultät hatte er von 1935 bis 1943 einen Lehrauftrag für Religiöse Volkskunde im Germanischen Seminar inne. Seit 1936 gab er die Reihe „Stu­dien zur religiösen Volkskunde“ heraus, in der er selbst mehrere Arbeiten veröf­fentlich­te. Auch unterrichtete er Religion in der Unter- und Oberprima der Wichernschule. Von 1935 bis 1937 lehrte Jobst Neues Testa­ment im Rahmen der Religionsleh­reraus­bildung an der Universität und bemühte sich 1937, eine rein kirchliche Zusatzausbildung von Pastoren zu Religionslehrern aufzubauen. Kirchenpolitisch zählte er zu den Deutschen Christen und wandte sich 1936 der radikalen Thüringer Richtung zu. Von 1943 bis 1945 leistete er Kriegsdienst. Angeblich habe er sich im Juni 1944 während eines Urlaubes vom Wehr­dienst in Kiel an der Theolo­gischen Fakultät habilitiert und sei dort zum Professor ausersehen worden, was allerdings später von der Kieler Fakultät dementiert wurde. Albrecht Jobst und andere christliche Volks­kundler standen im Nationalsozialismus unter dem Schutz des SS-Ahnenerbes und des Reichser­ziehungsministeriums, die sie als Lehrer an den Universitäten protegierte. Dagegen gab es Beschwerden und Proteste, vor allem vom Amt Rosen­berg, das im Rahmen seiner anti­kirchlichen Propa­ganda Einfluss auf die Volkskun­de zu gewinnen versuchte.

 
Literaturhinweise Jobst Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1927 -
Hochschullehrer/in: 1935 - 1943
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Wilhelm Helmuth Kittel  
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Geboren 11. April 1902
Geburtsort Postsdam 
Gestorben 20. Januar 1984
Todesort Göttingen 
Kurzbiographie

Helmuth Kittel war ein in Hamburg arbeitender Theologe und Religionspädagoge. Nach dem Abitur 1920 in Potsdam studierte er bis 1925 evangelische Theologie in Berlin und Tübingen sowie 1925/26 Klassische Philologie in Berlin. Dort wurde er mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit bei Karl Holl promoviert. Von 1924 bis 1926 war Kittel Inspek­tor am Studentenhaus für evangelische Theologiestudenten in Berlin, anschließend von 1926 bis 1930 Assistent in Göttingen, wo er sich 1932 habilitierte. Zugleich wandte er sich der Pädagogik zu und war von 1930 bis 1932 Dozent an der Pädagogischen Akademie Altona. 1931 erhielt er den Professorentitel verliehen. Von 1931/32 bis 1933 las Kittel Neues Testament im Rahmen der Religions­lehrerausbildung an der Hamburger Universität. Ohne Berufungsverfahren erhielt er 1937 kommissarisch, 1938 dauerhaft einen Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Münster. Im Zweiten Weltkrieg war Kittel von 1939 bis 1945 zunächst Wehrmachtsgeistlicher, dann auf eigenen Wunsch als Offizier bei der kämpfenden Truppe.

Kittel sah die demokratische Republik als Irrweg und begrüßte entsprechend den Nationalsozialismus und besonders den Führergedankens. Die völkische Ausrichtung prägte auch sein Engagement in der Jugendbewegung. Von 1930 bis 1933 war Kittel Bundesführer der Deutschen Freischar und leitete diese dann in die Hitler-Jugend über. 1933 trat der engagierte Deutsche Christ in verschiedene nationalsozialistische Organisationen und 1937 nach der Aufhebung der Mitgliedersperre auch in die NSADP ein. 1938 unterzeichnete er die berüchtigte „Godesberger Erklärung“, in der ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Christentum und Judentum proklamiert wurde. Nach 1945 bestritt er, diese Unterschrift geleistet zu haben und versuchte sein nachhaltiges nationalsozialistisches Engagement zu kaschieren.

1946 wurde Kittel Professor an der Pädagogischen Hochschule Celle, die 1953 nach Osnabrück verlegt wurde. Dort war er von 1954 bis 1959 Direktor. Von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1970 war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in Münster.

1958 erhielt Kittel die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Münster, 1983 die der Philosophischen Fakultät I der Universität Augsburg. 1963 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen, 1975 folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften.

 
Literaturhinweise Kittel Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1931 - 1970
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Prof. Dr. Hermann August Klingenheben  
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Geboren 11. Mai 1886
Geburtsort Barmen 
Gestorben 26. Januar 1967
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

August Klingenheben war ein Hamburger Afrikanist. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Tübingen ab 1905 Evangelische Theologie. Zum Wintersemester 1905/06 ging er nach Marburg. In Halle, wo er von 1906 bis 1911 studierte, wechselte er Ostern 1907 zur Philologie, studierte Orientalistik und legte die Turnlehrerprüfung ab. 1911 wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei dem Afrikanisten Carl Meinhof am Hamburgischen Kolonialinstitut. Im Frühjahr 1914 unternahm er mit Meinhof eine Forschungsreise in den Anglo-Ägyptischen Sudan. Von August 1914 bis März 1919 war er im Ersten Weltkrieg deutscher und türkischer Frontoffizier in Russland, Rumänien und Mesopotamien. Nach Kriegsende konnte er seine Stelle nunmehr an der Hamburgischen Universität wieder aufnehmen. Ein Jahr später wurde er in Leipzig mit einer Arbeit zum Hausa-Dialekt von Katagum promoviert. 1924 habilitierte er sich in Hamburg über die Laute des Ful. 1926/27 war er stellvertretender Seminardirektor. 1926 unternahm er eine Studienreise nach Spanisch-Marokko, ein Jahr später nach Liberia und Sierra Leone. 1928 wurde ihm die Amtsbezeichnung „Professor“ verliehen. Er bereicherte das Seminar, da er sich anders als Meinhof auf die Sprachen des nördlichen und westlichen Afrikas konzentrierte.

1930 wurde August Klingenheben außerordentlicher Professor für afrikanische Sprachen in Leipzig, sechs Jahre später als Nachfolger Meinhofs Ordinarius in Hamburg, wo er afrikanische und semitische Sprachen lehrte. Ab Mai 1938 war er Mitglied des Ausführenden Rates des Internationalen Instituts für afrikanische Sprachen und Kulturen in London. Für ihn war die Afrikanistik streng linguistisch ausgerichtet. Klingenheben ging es um die Dokumentation, Beschreibung und Klassifikation der mehr als tausend afrikanischen Sprachen.

Politisch trat Klingenheben am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein und war von 1937 bis 1940 Blockleiter. Der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt gehörte er ab 1935, dem NS-Altherrenbund ab 1937 und dem Reichskolonialbund ab 1940 an. Von August 1945 bis Dezember 1947 war er suspendiert, danach konnte er seine Lehrtätigkeit in Hamburg wieder aufnehmen. 1954 wurde er emeritiert, lehrte aber noch bis 1965 weiter.

 
Literaturhinweise Klingenheben Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1924 - 1965
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Prof. Theodor Ludwig Georg Albert Knolle  
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Geboren 18. Juni 1885
Geburtsort Hildesheim-Moritzberg 
Gestorben 02. Dezember 1955
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Theodor Knolle war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Hamburger Landesbischof. Knolle studierte Evangelische Theologie in Marburg, Berlin und Halle, wo er 1907 das erste Theo­logische Examen bestand; in Magdeburg legte er 1909 das zweite Examen ab und wurde im Juni 1910 ordiniert. Anschließend war er Hilfsprediger in Sandersdorf/Sachsen und Greppin, Kreis Bitterfeld, wo er 1913 zum Pastor gewählt wurde. 1915 übernahm er die dritte Pfarrstelle an der Stadtkirche Wittenberg. 1918 wurde er Mitbegründer der Luthergesellschaft und deren Schriftführer sowie langjähriger Vizepräsident. Darüber hinaus publizierte er zur lutherischen Theologie und gab das Organ der Luthergesellschaft heraus. Ein weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Liturgie, er engagierte sich nachdrücklich für eine Gottesdienstreform. 1924 wurde Knolle zum Hauptpastor an St. Petri in Hamburg gewählt. Der theologisch orthodox („positiv“) eingestellte Lutheraner arbeitete eng mit seinem Amtsbruder Simon Schöffel zusammen, beide setzten sich 1925 vergeblich für die Einführung des Bischofsamtes in Hamburg ein.

1933 gehörte Knolle für einige Monate zu den „Deutschen Christen“, bevor er Mitglied des Bruderrates der Bekenntnisgemeinschaft wurde. Er begrüßte die Abschaffung der Demokratie in Staat und Kirche und betonte das Führerprinzip. Von Juli 1933 bis März 1937 übte er nach der Wahl Schöffels zum Landesbischof das neu geschaffene Amt eines Generalsuperintendenten aus, das er mit Schöffels Rücktritt niederlegte. 1935 stand Knolle auf Platz zwei einer Berufungsliste für den Göttinger Lehrstuhl für praktische Theologie. Im November 1939 rechtfertigte Knolle den Zweiten Weltkrieg, da Kriege sein müssten („viel Feind, viel Ehr‘“).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte er zur Einstweiligen Kirchenleitung, war ab 1945 Vizepräsident des Landeskirchenrates und wurde nach der Wiederwahl Schöffels als Landesbischof 1946 zum Oberkirchenrat ernannt. Seit September 1945 war er zudem Leiter des Amtes für Kirchenmusik. Von 1948 bis 1954 war Knolle Präsident der Landessynode, die ihn im September als Nachfolger Schöffels zum Hamburger Landesbischof wählte. Am 23. Januar1955 wurde er in sein Amt eingeführt, das er nur ein knappes Jahr bis zu seinem Tod ausübte.

Knolle wirkte auch in der akademischen Lehre: Seit 1925 las er am Allge­meinen Vorlesungswesen und seit dem Wintersemester 1945/46 am Kirchlichen Vorlesungswerk der Landeskirche. Als hauptamtlicher Dozent lehrte er ab 1948 Prakti­sche Theologie an der Kirchlichen Hochschule und erhielt 1950 die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Ham­burg“ verliehen. 1954 ernannte die Theologische Fakultät in Hamburg ihn zum Honorarprofessor für Praktische Theologie.

 
Literaturhinweise Knolle Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1910 - 1955
Hochschullehrer/in: 1925 - 1955
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Joachim Kraus  
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Geboren 17. Dezember 1918
Geburtsort Essen-Schonnebeck 
Gestorben 14. November 2000
Todesort Essen 
Kurzbiographie

Hans-Joachim Kraus war Theologieprofessor an der Universität Hamburg von 1954 bis 1967. Der Pastorensohn studierte von 1941 bis 1944 in Halle, Jena und Heidelberg evangelische Theologie und wurde in Heidelberg 1944 promoviert. 1946/47 war er Assistent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1947/48 in Bonn, wo er sich 1948 für Altes Testament habilitierte. Nach einer Lehrstuhlvertretung 1949/50 in Göttingen wurde er 1951 außerordentlicher Professor in Bonn und erhielt 1954 den Lehrstuhl für Altes Testament an der neugegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg. Zum 1. Oktober 1967 übernahm er den Lehrstuhl für Reformierte Theologie in Göttingen, den er bis zu seiner Emeritierung 1984 innehatte.

Kraus war geprägt von der Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus: Von 1982 bis 1990 war er Moderator des Reformierten Bundes und forderte in der Erklärung „Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche“ das klare Nein zu allen Massenvernichtungsmitteln. Er gab der politischen Ethik wichtige Anstöße, erfuhr aber damit mehr Widerspruch als Zustimmung. Schon frühzeitig nahm er an ökumenischen Konferenzen teil. Als einer der ersten vermittelte er 1969 das Antirassismusprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland. Besonders wichtig war ihm der christlich-jüdische Dialog, er bereitete den wichtigen Beschluss der Rheinischen Synode von 1980 vor und verfasste 1982 Thesen für die Reformierte Kirche „Wir und die Juden – Israel und die Kirche“.

Kraus war Ehrendoktor der Universitäten Bonn, Aberdeen/Schottland und Debrecen/Ungarn.

 
Literaturhinweise Kraus Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1948 - 1984
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich Karl Kretschmar  
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Geboren 31. August 1925
Geburtsort Landshut/Schlesien 
Gestorben 19. November 2009
Todesort München 
Kurzbiographie

Georg Kretschmar war ein einflussreicher Kirchenhistoriker und Erzbischof. Von 1956 bis 1967 war er Professor an der Universität Hamburg. Er studierte von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie in Tübingen, Bonn, Heidelberg und Oxford. 1948 legte er das Fakultätsexamen in Heidelberg und 1952 die zweite theologische Dienstprüfung in Stuttgart ab. Nach einer kurzen Vikarszeit in Württemberg wurde er 1954 in der Tübinger Stiftskirche ordiniert.

Von 1948 bis 1952 war er Assistent im Fach Neues Testament bei Otto Michel in Tübingen. 1950 wurde er bei Hans von Campenhausen promoviert, 1953 habilitierte er sich in Tübingen über die frühchristliche Trinitätstheologie. 1955/56 vertrat er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Neues Testament und Kirchengeschichte in Hamburg, auf den er 1956 berufen wurde. 1967 wurde er erster Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament in München, wo er die neu gegründete evangelisch-theologische Fakultät mit aufbaute. 1990 wurde er emeritiert. Von 1969 bis 1971 war er Vorsitzender des deutschen Fakultätentages sowie zahlreicher Kommissionen der EKD und des Lutherischen Weltbundes.

An der Münchner Fakultät baute Kretschmar die von der Evangelischen Kirche in Deutschland 1955 eingerichtete Forschungsstelle zum „Kirchenkampf“ zu einer wichtigen Forschungseinrichtung zur Zeitgeschichte aus. Von 1972 bis 1988 leitete er die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte.

Kretschmar ging es darum, das akademische Fach Kirchengeschichte in seinem doppelten Loyalitätsverhältnis zur Geschichtswissenschaft und zur Theologie darzustellen. Der Kirchenhistoriker als Teil der Kirche könne nach Kretschmars Auffassung diese nicht neutral beschreiben, sondern sei stets an die „Verheißung des Christuszeugnisses“ gebunden. Auch als Person hielt er die Verbindung zwischen akademischer Theologie und Gemeinde bzw. Kirche für unverzichtbar.

Georg Kretschmar war schon von seiner Lehrstuhlbezeichnung die enge Verbindung zwischen Neuem Testament und Alter Kirchengeschichte wichtig, ein Schwergewicht seiner Forschungen lag auf der Entstehungsgeschichte des neutestamentlichen Kanons sowie der altkirchliche Liturgiegeschichte. Aus dieser Tätigkeit zog er viele Anregungen für die Ökumene der Christenheit und den Dialog der Konfessionen, insbesondere mit der Orthodoxie. Seit 1959 engagierte sich Kretschmar im Gespräch mit der russischen und danach der rumänischen Kirche, seit 1981 im Dialog zwischen der Gesamtheit der orthodoxen Kirchen und dem Lutherischen Weltbund. Nach seiner Emeritierung wirkte er an vorderster Stelle beim Wiederaufbau der evangelisch-lutherischen Kirche im Bereich der ehemaligen Sowjetunion mit, wurde zunächst Leiter des Theologischen Seminars in Riga, 1994 Bischof in St. Petersburg und 1999 Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) mit Sitz in St. Petersburg. Im Jahr 2005 kehrte er von seinen Pflichten entbunden nach München zurück.

Ehrendoktorwürden erhielt Kretschmar von den Universitäten Tübingen, Paris, Cluj-Napoca Rumänien (Klausenburg-Hermannstadt ) und Columbus/Ohio. Er war Mitglied der Freien Akademie der Wissenschaften in Helsinki. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2004 den Friedrich-Joseph-Haas-Preis des Deutsch-Russischen Forums, 2005 den Fürst-Daniel-Orden 2. Klasse der Russisch-Orthodoxen Kirche.

 
Literaturhinweise Kretschmar Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1953 - 1990
Hochschullehrer/in: 1952 - 2005
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Peter Krusche  
Abbildung
Geboren 09. Juli 1924
Geburtsort Tuczyn/Wolhynien, Polen 
Gestorben 23. August 2000
Todesort Fürstenfeldbruck/Grafrath 
Kurzbiographie

Peter Krusche war ein evangelischer Theologe, Bischof und Mitglied der nordelbischen Kirchenleitung. Nach dem Abitur 1942 leistete der Pastorensohn Peter Krusche seinen Kriegsdienst bei der Luftwaffe und gelangte durch die Kriegsgefangenschaft nach Bayern. In Erlangen studierte er von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie und trat 1948 in den Pfarrdienst. Am 18. April 1949 wurde er in Kitzingen ordiniert. Zuerst wirkte er dort als Stadtvikar und als Religionslehrer am Gymnasium in Hof/Saale, anschließend war er Schüler- und Jugendpfarrer in Nürnberg und von 1956 bis 1962 Landesjugendpfarrer der Bayerischen Landeskirche. Daneben war er ab 1954 Lehrbeauftragter für „Grundfragen evangelischer Jugendarbeit“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Erlangen und Studienbeauftragter der Evangelischen Jugend Deutschlands sowie Beauftragter für die Jugendarbeit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 1962 wurde er Dekan von Coburg und kümmerte sich insbesondere um die theologische Fortbildung der Pfarrer sowie den Ausbau von Bildungsseminaren. 1967 übernahm er die Leitung des Pastoralkollegs der Bayerischen Landeskirche in Neuendettelsau, und kurz darauf das Ordinariat für Praktische Theologie an der neugegründeten Evangelisch-lutherischen Fakultät der Münchner Universität, die ihn 1980 zum ersten evangelischen Universitätsprediger ernannte. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Homiletik, Seelsorge, Gottesdienstlehre, kirchliche Erwachsenenbildung und evangelische Publizistik. Daneben wirkte er 30 Jahre lang als Rundfunkprediger im Bayerischen Rundfunk. 1983 trat Krusche sein Amt als Bischof der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche für den Sprengel Hamburg. Von 1988 bis 1990 war er Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung. Er verstand sein Amt stark von der Seelsorge her und bot täglich eine offene Sprechstunde an. 1986 initiierte er den Stadtkirchentag für Hamburg als konzentrierte gesamtkirchliche Präsenz für die Stadt. Er prägte den Begriff der „Volkskirche an der Grenze“ für die Situation in Hamburg und betonte die kirchliche Mitwirkung an der Stadtkultur.

Daneben übte Krusche zahlreiche weitere Funktionen aus: Von 1984 bis 1988 war er Vorsitzender des Vorstandes der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und gehörte danach dem Wissenschaftlichen Kuratorium an. Von 1986 bis 1992 war er Vorsitzender des Evangelischen Missionswerkes und der Generalversammlung des Nordelbischen Missionszentrums. Über das kirchliche Leben in Hamburg erstattete er 1987 und 1992 der Nordelbischen Synode Bericht. Zum 1. August 1992 wurde er emeritiert.

 
Literaturhinweise Krusche Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1948 - 1992
Hochschullehrer/in: 1954 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Hugo Krüss  
Abbildung
Geboren 23. Februar 1853
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 27. April 1925
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hugo Krüss war ein Hamburger Physiker, Unternehmer und Präsident des Kirchenrates. Der Sohn des Optikers Edmund Johann Krüss und seiner Frau Agathe Auguste wurde  in das 1796 gegründete Familienunternehmen, die optisch-mechanischen Werkstätten A. Krüss hineingeboren. Nach dem Besuch der Privatschule Dr. Schuster absolvierte er eine entsprechende Ausbildung in Altona und München, wo er anschließend an der Ludwig-Maximilians-Universität studierte und 1873 mit einer Arbeit über die „Vergleichung einiger Objectiv-Constructionen“ promoviert wurde. 1874 trat er in die väterliche Firma ein, die er 1888 übernahm. Dort führte er einige neue Zweige ein, die sich auf die Produktion in den Bereichen Photometrie und Spektroskopie sowie auf die Herstellung von Projektionsapparaten bezogen. Die Konstruktion neuer Instrumente und die Verbesserung der vorhandenen Geräte erfolgten in engem Zusammenhang mit seinen theoretischen Untersuchungen. Hugo Krüss veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Monographien zur Photometrie und zur Spektralanalyse. 1920 übergab er das Familienunternehmen an seinen Sohn Paul Krüss (1880-1976).

Daneben engagierte sich Hugo Krüss nachhaltig im politisch-gesellschaftlichen Bereich: 1897 wurde er von der Bürgerschaft in die Oberschulbehörde gewählt, der er von 1898 bis 1921 angehörte. Dabei richtete er seinen Einsatz insbesondere auf die Entwicklung der Sternwarte, der Einrichtung des Botanischen, des Physikalischen und des Chemischen Staatsinstituts sowie des Zoologischen und des Mineralogisch-Geologischen Instituts. Im Bereich der Höheren Schulen legte er großen Wert auf den Ausbau der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Laboratorien sowie die hygienischen Verhältnisse. Krüss war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen wie dem Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg, der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, die er mehr als ein Vierteljahrhundert leitete, der Industriekommission der Handelskammer, dem Kuratorium der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, dem Verein für öffentliche Gesundheitspflege und der Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie. Ab 1890 war er Mitglied der Kaiser-Carolus-Leopold-Akademie der Naturforscher, ab 1896 Vorstandsmitglied des Berliner Vereins für wissenschaftliche Photographie, ab 1903 Mitglied der Kommission des Kaiserlichen Statistischen Amtes für den deutschen Ausfuhrhandel, ab 1904 Vorstandsmitglied des Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München, ab 1909 Vizepräsident und korrespondierendes Mitglied der Illuminating Enquiring Society London, ab 1913 Vorstandsmitglied der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft sowie ab 1914 Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses der internationalen Beleuchtungskommission.

Daneben war er kirchlich sehr engagiert. Ab 1882 war er Mitglied des Kirchenvorstandes der Hauptkirche St. Nikolai, ab 1899 Gemeindeältester und ab 1919 erster Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Auf der übergemeindlichen Ebene wirkte Krüss ab 1891 in der Synode sowie ab 1896 als Mitglied des Kirchenrats, dessen Präsident er 1919 wurde. 1899 wurde er in das Kollegium der Oberalten gewählt, deren Präses er ab 1913 war. Darüber hinaus amtierte er als Vorsitzender des Deutschen Protestantenvereins. 1886 begründete er den hamburgischen Hauptverein des Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (Mission in Japan und China) mit.

Krüss erhielt vielfältige Auszeichnungen: In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm 1901 der König von Preußen den Rothen Adlerorden vierter Klasse. Wilhelm II. berief ihn 1905 in das Kuratorium der physikalisch-technischen Reichsanstalt, 1907 wurde er mit dem Königlichen Kronen-Orden geehrt. 1917 verlieh ihm der Hamburger Senat den Professorentitel, 1919 die Universität Göttingen die theologische Ehrendoktorwürde, 1921 die Hamburgische Universität die Ehrenmitgliedschaft. 1930 wurde in Barmbek ein Weg nach Krüss benannt.

 
Literaturhinweise Krüss Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Wirtschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen
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Dr. phil. Lic. theol. Hermann Friedrich Johannes Carl Lau  
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Geboren 15. Oktober 1882
Geburtsort Lübeck 
Gestorben 04. Februar 1964
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hermann Lau war ein lutherischer Theologe und Schulleiter. Nach dem Abitur in Lübeck 1901 studierte er von 1901 bis 1905 Evangelische Theologie und Philologie in Erlangen,  Berlin und  Kiel. 1905 legte er das erste theologische Examen in Lübeck ab und arbeitete 1905/06 als Hilfslehrer am Katharineum. 1907/08 studierte er weiter in Kiel und bestand dort 1908 die erste Lehramtsprüfung für die Fächer Religion. Hebräisch, philosophische Propädeutik und Latein. Das Seminarjahr verbrachte er 1909 am Gymnasium zu Kiel, das Probejahr 1910 am Gymnasium Glückstadt, wo er ab 1911 als Hilfslehrer und ab 1912 als Oberlehrer wirkte.

Bereits 1907 war  er in Erlangen mit einer Studie über Eugen Dühring als Religionsphilosoph zum Dr. phil und zwei Jahre später mit einer Arbeit zur angelsächsischen Mission in Kiel zum Lic. theol. promoviert worden.

1924 wurde Lau Studiendirektor des städtischen Gymnasiums in Itzehoe und 1927 in Glückstadt. Nebenamtlich stand er von 1929 bis 1934 dem Lyzeum Glückstadt vor. 1934 wurde er Leiter des Christianeums in Altona, bis er im August 1942 abberufen wurde. Er sollte die Leitung der Oberschule für Jungen in Blankenese übernehmen, ließ sich aber aus gesundheitlichen Gründen im Oktober in den Ruhestand versetzen. Hintergrund waren Ermittlungen wegen seiner politischen Haltung im Kontext der Aktivitäten von Schülern in der Swing-Jugend.

Politisch gehörte Hermann Lau der DVP und ab 1930 der antisemitischen DNVP an. Nach Aufhebung der Mitgliedersperre trat er 1937 in die NSDAP ein. Seit 1934 war Lau bereits Mitglied von NSV, NSLB, RLB sowie Luftschutzwart, seit 1940 im VDA und im Reichskolonialbund.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges blieb er im Ruhestand und engagierte sich als Mitbegründer des Vereins der Freunde des Christianeums und als langjähriges Vorstandsmitglied weiterhin für diese Schule. Darüber hinaus unterrichte­te  Lau seit 1945/46 Grie­chisch, zeitweilig auch Hebräisch, am Kirchlichen Vorlesungswerk, an der Kirchlichen Hochschule und von 1954 bis 1962 auch an der Theologi­schen Fakultät der Hamburger Universität.

 
Literaturhinweise Lau Hermann Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1905 - 1934
Anfang

 
Prof. Dr. Ferdinand Hermann Heinrich Dietrich Lauenstein  
Abbildung
Geboren 22. Juni 1874
Geburtsort Hildesheim 
Gestorben 02. Januar 1943
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Ferdinand Lauenstein war von 1924 bis 1934 Leiter der Oberrealschule Eppendorf. Nach der Reifeprüfung 1893 studierte er in Leipzig und Göttingen Theologie und Germanistik, wobei er sich besonders mit deutschen Dialekten und dem Alten Testament beschäftigte. 1897/98 legte er in Hamburg das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab und war wissenschaftlicher Hilfslehrer am Knabeninstitut der Internatsschule Lucius in Echzell (Wetterau). Von 1898 bis 1899 absolvierte er das Anleitungsjahr und 1899/1900 das Probejahr  am Wilhelm-Gymnasium Hamburg und erlangte am 1. Oktober 1900 die Anstellungsfähigkeit für die Fächer Religion, Deutsch, Hebräisch in der oberen, Latein in den unteren Klassen der Höheren Schule. Am 1. April 1902 wurde er Oberlehrer an der Oberrealschule auf der Uhlenhorst und ab 1912 an der Oberrealschule Eppendorf. 1918 erhielt er die Amtsbe­zeichnung „Professor“, 1924 wurde er zum Leiter ernannt. In dieser Funktion war er als Vertreter der Lehrer Mitglied im Aus­schuss der Oberschul­behörde für die Ausbil­dung der Religionsleh­rer, in deren Rahmen er im Wintersemester 1932/33 Griechisch an der Hamburgischen Universität unterrichtete.

Politisch gehör­te der 1900 in Göttingen promovierte Germanist von 1911 bis 1922 der Deutsch-Hannoverschen Partei an, theologisch zählte er im Kaiserreich zu den ultra‑rechten kirchen­politi­schen Gruppierungen in Preußen, die sich von den Reformierten und allen Unionsbestrebungen abgrenzten. 1912 verfasste er einen gegen den Evangelischen Bund gerichteten Artikel in der Allgemeinen Evange­lisch-Lutherischen Kirchenzeitung. Bereits zwei Jahre zuvor hatte sich der Bund mit ihm auseinandergesetzt und sogar Strafan­trag wegen „grober Beschimpfungen“ gestellt, der aber folgenlos blieb. 1934 wurde Lauenstein nach langer Erkrankung pensio­niert. 

 
Literaturhinweise Lauenstein Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1897 - 1934
Anfang

 
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Kurt Rudolf Hermann Anton Leese  
Abbildung
Geboren 06. Juli 1887
Geburtsort Gollnow/Pommern 
Gestorben 06. Januar 1965
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Kurt Leese war ein liberaler Hamburger Pastor und Philosophieprofessor. Nach der Reifeprüfung 1906 studierte er Evangelische Theologie und Philosophie an der Theologischen Schule Bethel sowie in Rostock, Straßburg und Berlin, wo er 1910 und 1912 die beiden theologischen Prüfungen ablegte. 1912 wurde er in Kiel in Theolo­gie promoviert und als Geistlicher nach Danzig berufen; 1915 wurde er Pastor in Kirch-Baggendorf, Vorpommern. 1921 übernahm er eine Pastorenstelle in Hamburg-St. Georg. Neben seiner kirchlichen Tätig­keit war Kurt Leese bei den Pfadfindern sehr aktiv, u.a. ab 1926 als Bundesführer des „Deut­schen Späherbundes“. 1928 wurden in Leeses Wohnung bei einem Gespräch mit Paul Tillich, Eduard Heimann und August Rathmann die „Neuen Blätter für den Sozialismus“ gegründet. Leese trat zusammen mit Rudolf Otto und Tillich für das Heimatrecht der Mystik im Protestantismus ein. Er setzte an der Tradition des deutschen Idealismus an.

Während seiner Hamburger Zeit widmete Kurt Leese sich verstärkt philosophischen Forschungen und wurde 1927 von Ernst Cassirer und William Louis Stern zum Dr. phil. promoviert. Ein Jahr später habilitierte er sich für Philosophie an der Hamburgischen Universität und lehrte fortan als Privatdozent.

Im April 1932 entschied sich Leese, aus dem aktiven Dienst der Hamburger Landeskirche auszuscheiden, da ihn der innere Konflikt zwischen seinem Kirchenamt und der freien Forschungsarbeit belastete. Die Philosophische Fakultät der Hamburger Universität ernann­te ihn 1935 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor für Philosophie. 1938 erschien sein systematisches Hauptwerk „Die Religion des protestanti­schen Menschen“, das entgegen einer engen konfessionalistischen Strömung der zeitgenössischen Theologie die Idee Schleiermachers entwickelte, dass die „Reformation noch weiter geht“. 1940 entzog der Reichserziehungsminister ihm aus „politischen und weltanschaulichen Gründen“ die Lehrbefugnis. Lese widerlegte die Rassentheorien Alfred Rosenbergs als unbegründet und widersprüchlich. Ebenso wies er die Versuche Houston Stewart Chamberlains und Rosenbergs, die arische Herkunft Jesu nachzuweisen, zurück.

Zum 1. Oktober 1945 wurde Kurt Leese zum planmäßigen außerordentli­chen Profes­sor an der Hamburger Universität ernannt und in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit berufen. Neben seiner Tätigkeit am Philoso­phi­schen Seminar lehrte er wie schon in den dreißiger Jahren Systemati­sche Theolo­gie im Rahmen der Lehrerbildung am Pädagogischen Insti­tut. 1957 verlieh ihm die Marbur­ger Theo­logische Fakultät die Ehren­dok­torwürde.

 
Literaturhinweise Leese Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1915 - 1932
Hochschullehrer/in: 1935 -
Anfang

 
Prof. Dr. Bernhard Lohse  
Abbildung
Geboren 24. Mai 1928
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 29. März 1997
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Bernhard Lohse zählte zu den international bedeutendsten deutschen Kirchenhistorikern. Sein Schwerpunkt lag auf der Reformationsgeschichte und dem Wirken Martin Luthers. Von 1963 bis 1992 war er Professor an der Universität Hamburg.

Nach der Reifeprüfung studierte Lohse von 1947 bis 1951 in Heidelberg, Göttingen und – durch ein Stipendium des Ökumenischen Rates der Kirchen – in Bristol bzw. Cambridge. 1951 legte er in Hamburg das erste, 1953 nach dem Vikariat an St. Johannis das zweite theologische Examen ab. 1954 wurde er ordiniert, arbeite als Hilfsprediger an St. Martinus Eppendorf und erhielt ein Jahr später den Pastorentitel verliehen.

Er wechselte jedoch in die Wissenschaft. Bereits 1952 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in Göttingen gewesen, wo er bei Joachim Jeremias und Hermann Dörries mit der Studie über das Passafest der Quartadecimaner promoviert wurde. Durch den Kontakt zu Dörries wandte er sich der Kirchengeschichte zu und wurde im Oktober 1955 Assistent Kurt Dietrich Schmidts an der neugegründeten Evangelisch-theologischen Fakultät in Hamburg. Zwei Jahre später habilitierte er sich mit einer Studie über das Verhältnis von Glaube und Vernunft bei Martin Luther und wirkte als Privatdozent für Kirchen- und Dogmengeschichte. 1958/59 vertrat er einen Lehrstuhl in Göttingen, anschließend erhielt er in Hamburg eine Diätendozentur; 1961 war er Gastprofessor in Claremont/Kalifornien. 1963 ernannte ihn die Hamburger Universität zum apl. Professor, bevor er ein Jahr später als Nachfolger Schmidts den Lehrstuhl für Kirchengeschichte erhielt, den er bis zu seiner Emeritierung 1992 behielt.

Lohse legte zahlreiche Publikationen insbesondere zur Reformationsgeschichte vor; 1963 erschien seine Studie über Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchsideal des Mittelalters. Viele Bücher erlangten hohe Auflagen, insbesondere der Überblick über die Epochen der Dogmengeschichte (1963, 9. Aufl. 2011) oder die Einführung in Martin Luthers Leben und Werk (1980, 3. Aufl. 1997). Als opus magnum einer fast fünfzigjährigen Beschäftigung mit dem Reformator gilt seine Darstellung der Lutherischen Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang (1995).

Zahlreiche internationale Vortragseinladungen und Ämter zeigen sein hohes Renommee über die deutsche Universitätslandschaft hinaus. Lohse wirkte im wissenschaftlichen Beirat des Vorstandes der Luthergesellschaft und als Mitherausgeber der Zeitschrift Luther sowie der kritischen Ausgabe der Werke Luthers. Von 1956 bis 1983 arbeitete er im Continuation Committee des Internationalen Kongresses für Lutherforschung, von 1970 bis 1997 gehörte er zur Historischen Kommission des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes. Regelmäßig nahm er an Tagungen des Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen teil und wirkte im Beirat der Abteilung für abendländische Religionsgeschichte des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz.

 
Literaturhinweise Lohse Bernhard Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1954 -
Hochschullehrer/in: 1955 - 1992
Anfang

 
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eduard Lohse  
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Geboren 19. Februar 1924
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 23. Juni 2015
Todesort Göttingen 
Kurzbiographie

Eduard Lohse war ein evangelisch-lutherischer Theologe, Landesbischof und Ratsvorsitzender der EKD.

Eduard Lohse war das älteste von vier Kindern des Studienrats Dr. Walther Lohse und seiner Frau, der Dozentin Dr. Wilhelmine Lohse (1896–1980). Sein jüngster Bruder war der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Bernhard Lohse (1928–1997). Nach der Reifeprüfung 1942 und dem Kriegsdienst konnte Eduard Lohse 1945 das Studium der Evangelischen Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel aufnehmen und wechselte ein Jahr später an die Göttinger Universität. 1949 bestand er dort das erste theologische Examen und wurde bei Joachim Jeremias zum Dr. theol. promoviert.

1949/50 war Lohse wissenschaftliche Hilfskraft bei Jeremias in Göttingen, bis er als Konviktinspektor an die Kirchliche Hochschule Hamburg wechselte. Da­ne­ben war er Vikar in der Lukasgemeinde Hamburg-Fuhlsbüttel und legte im Herbst 1951 das Zweite Theologische Examen ab. Am 6. Januar 1952 wurde er in St. Michaelis ordiniert und wirkte als Hilfsprediger an St. Lukas sowie in der Auferstehungsgemeinde St. Pauli-Süd. Am 26. Juni 1952 wurde ihm der Pastorentitel verliehen.

Von 1953 bis 1956 war Eduard Lohse wissenschaftlicher Assistent in Mainz, wo er sich 1953 habilitierte. Im Sommersemester 1955 und im Wintersemester 1955/56 vertrat er den Lehrstuhl für Neues Testament in Bonn, bevor er 1956 zum außerordentlichen und sechs Jahre später zum ordentlichen Professor für Neues Testament an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ernannt wurde. 1964 wechselte Lohse zurück nach Göttingen, wo er bis 1971 Ordinarius für Neues Testament war. 1969 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Seine besondere Integrationskraft zeigte er in den hochschulpolitisch spannungsreichen Jahren von 1969 bis 1971 als Prorektor bzw. Rektor der Universität.

Eduard Lohse hinterließ ein umfangreiches wissenschaftliches Oeuvre, eine Vielzahl seiner Monographien stellen Standardwerke dar.

In über achthundert Aufsätzen, Artikeln und Rezensionen hat er wissenschaftliche, kirchliche sowie gesellschaftliche Fragestellung erörtert und Personen biographisch gewürdigt. Von 1971 bis 1981 war er verantwortlicher Herausgeber der Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche, ab 1975 stand er in der Herausgeberschaft der Zeitwende.

Am 24. November 1970 wählte ihn die Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum Landesbischof. 1971 trat er sein Amt an und übte es bis zur Emeritierung 1988 aus. Er hatte in dieser Zeit auch den Vorsitz im Kirchensenat und im Bischofsrat der ev.-luth. Landeskirche Hannovers sowie des Landeskirchenamts inne. Seit 1977 stand Lohse dem Göttingern Universitätsbund vor. Darüber hinaus war er von 1975 bis 1978 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und von 1979 bis 1985 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem er seit 1973 angehörte. Von 1977 bis 2000 war er zudem Abt des Klosters Loccum. Eduard Lohse war ebenso Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes. Von 1989 war er Gründungsvorsitzender des Kuratoriums der Hanns-Lilje-Stiftung (bis 1993) und des Landschaftsverbandes Südniedersachsen (bis 1994).

Als Bischof und EKD–Ratsvorsitzender wurden sein partnerschaftliches Amtsverständnis und seine Fähigkeit als Brückenbauer sehr geschätzt. Er förderte das ökumenische Lehrgespräch zwischen Katholiken und Lutheranern. Zusammen mit Kardinal Karl Lehmann war er Vorsitzender des Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. 1990 wurde Lohse als Gastprofessor an die Päpstliche Universität Gregoriana nach Rom eingeladen.

Darüber hinaus betonte Lohse den Dialog zwischen Christen und Juden: 1976 hatte er den Vorsitz auf lutherischer Seite bei einer Begegnung zwischen Vertretern der VELKD und der Rabbinerkonferenz in der Bundesrepublik Deutschland im jüdischen Gemeindehaus in Berlin. Zehn Jahre später setzen sich der Rat der EKD und Vertreter des Zentralrates der Juden in Deutschland zusammen, um über die politische Kultur und der Abwehr des Antisemitismus zu sprechen.

Schon 1979 setzte Eduard Lohse sich gegen die Diskriminierung Homosexueller sowie für die Förderung von Theologinnen ein. Sein Engagement für die Ostverträge der sozial-liberalen Koalition trug ihm innerhalb der Kirche und im politischen Konservatismus heftige Kritik ein. Für den Zusammenhalt der EKD war seine Vermittlung in den Auseinandersetzungen um den NATO-Doppelbeschluss 1979 und die Friedensbewegung in der Kirche, die auf dem 19. Deutschen Evangelischen Kirchentag 1981 in Hamburg sehr scharf ausgetragen wurden, besonders wichtig. Eduard Lohse unterstützte die Annäherung der SPD an die Kirchen und war mit dem Bundeskanzler Helmut Schmidt (1918–2015) befreundet. Er hielt die Traueransprache für dessen Frau Loki Schmidt (1919-2010) in der Hauptkirche St. Michaelis.

Auch im Ruhestand ließ sein Engagement nicht nach: 1988 wurde Eduard Lohse zum Vorsitzenden des Weltbundes der Bibelgesellschaften gewählt.

Neben den theologischen Ehrendoktorwürden aus Mainz (1961), Allentown (Pennsylvania, USA (1979) und Glasgow (1981) wurden das wissenschaftliche und das Lebenswerk Lohses durch zahlreiche Preise gewürdigt, z.B. 1979 mit dem Niedersachsenpreis in der Kategorie Kultur, 1995 mit dem Göttinger Edith-Stein-Preis, 2007 mit dem Dr. Leopold–Lucas–Preis der Universität Tübingen. 1969 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 1978 der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und 1982 der Accademia Mediterranea delle Scienze. 

 
Literaturhinweise Lohse Eduard Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1952 -
Hochschullehrer/in: 1953 -
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Dr. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt  
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Geboren 05. Oktober 1948
Geburtsort Elmshorn 
Gestorben 30. August 2015
Todesort Rostock 
Kurzbiographie

Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (genannt „Lori“)  war einer der bedeutendsten norddeutschen Landeshistoriker.

Nach Abitur und Wehrdienst studierte er von 1969 bis 1974 Geschichte, Soziologie, Ethnologie sowie Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg. Dort legte er 1974 die Magisterprüfung ab. 1979 wurde er mit einer Studie zur Sozial- und Wirtschaftsstruktur schleswig-holsteinischer Landstände zwischen 1500 und 1550 zum Dr. phil. promoviert. Er falsifizierte darin das von der DDR-Geschichtswissenschaft aufgestellte Konzept der frühbürgerlichen Revolution, mit dem er sich intensiv auseinandergesetzt hatte.

Beruflich besaß Lorenzen-Schmidt von 1979 bis 1987 befristete Arbeitsverträge an der Universitätsbibliothek Kiel, am Archiv der Hansestadt Lübeck, am Lehrstuhl für Geschichte der Universität Oldenburg, bei der Hamburger Kulturbehörde und am Staatsarchiv Hamburg. Er erstellte u.a. das Gesamtinventar der Akten des Oberappellationsgerichtes der vier Freien Städte Deutschlands.

In Hamburg  absolvierte er von 1987 bis 1989 das Archivreferendariat und war seitdem als Archivrat, seit 1991 als Oberarchivrat bis zu seiner Pensionierung Ende 2013 tätig. Archivisch sind neben den zahlreichen Beratungen und Auskünften die enormen Erschließungsleistungen, gerade von umfangreichen Beständen, zu nennen, die er gemeinsam mit Ulf Bollmann bewältigte.  

Historisch engagierte er sich kontinuierlich für seinen jeweiligen Lebensmittelpunkt: In seiner Geburtsstadt Elmshorn war er an der Neueinrichtung des Heimatmuseums beteiligt und wurde 1983 durch die Wanderausstellung „Bei uns 1933-1945“ weit bekannt. Von 1974 bis 2007 lebte er im Kreis Steinburg, verfasste zahlreiche Ortsgeschichten, Editionen und eine große Zahl von Artikeln. Darüber hinaus trug er regelmäßig in genealogischen und heimatkundlichen Vereinen vor, auch in plattdeutscher Sprache.

Schon seit Anfang der siebziger Jahre engagierte sich Lorenzen-Schmidt auch politisch auf verschiedenen Ebenen, u.a. gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf, wobei er für Flugblätter verantwortlich zeichnete. Ab Mitte der neunziger Jahre verlagerte er seinen Schwerpunkt auf Mecklenburg und vor allem Rostock, wo er sich für die Geschichtswerkstatt und die Zeitschrift „Zeitgeschichte regional“ einsetzte, zahlreiche Beiträge für Lexika verfasste und an Arbeitseinsätzen des Verschönerungsvereins teilnahm.

Die Vermittlung historischen Wissens, vor allem von Quellen und ihrer Auswertung prägte seine Vorträge wie auch seine Lehrtätigkeit von 1985/86 und kontinuierlich von 1992 bis 2013/14 an der Universität Hamburg.

Lorenzen-Schmidt veröffentlichte eine immense Zahl von Texten zur Stadt-, Agrar-, Sozial und Wirtschaftsgeschichte Norddeutschlands vom Mittelalter bis zur Gegenwart: Seit 1979 verfasste er durchschnittlich pro Monat einen Aufsatz und jedes zweite Jahr ein Buch. Von 1979 bis 1989 redigierte er die Zeitschrift Archiv für Agrargeschichte der holsteinischen Elbmarschen, Zusammen mit Ortwin Pelć gab er 2000 und in erweiterter Auflage 2006 das Schleswig-Holstein-Lexikon heraus, für das er selbst 535 Artikel verfasste. Für Lehre und Forschung bedeutsam sind seine Lexika alter schleswig-holsteinischer Gewichte, Maße und Währungseinheiten sowie der historischen Berufe. Seit 2000 baute er eine Datenbank zur Prosopographie des gesamten vorreformatorischen Klerus in Schleswig-Holstein auf. 2012 entwarf er noch eine arbeitsteilige Gesamtdarstellung der Wirtschafts- und Sozialgeschichte dieses Landes.

Um die Erforschung der Lokal- und Regionalgeschichte zu fördern, engagierte Lorenzen-Schmidt sich in entsprechende Organisationen: 1978 begründete er nach zwei Jahren der Vorbereitung im Kieler Gesprächskreis den Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins mit, den er bis 1986 leitete und für den er von 1989 bis 2013 als Sprecher fungierte. Er gab von 1978 bis 1986 dessen Rundbriefe sowie etliche Sammelbände heraus. Von 1978 bis 1994 gehörte er dem Beirat der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte an. 1983 regte er die Gründung des Arbeitskreises zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein an. Er engagierte sich im 1984 gegründeten Beirat für Geschichte und gab von 1986 bis 1997 die ersten zehn Ausgaben des Jahrbuchs Demokratische Geschichte mit heraus, an dessen Konzeptionierung er beteiligt war. 2014 wurde er Ehrenvorsitzender der Glückstädter Detlefsen-Gesellschaft, die er von 1996 bis 2013 geleitet und deren Vorträge er von 1998 bis 2012 herausgegeben hatte. Sein Ziel war die Öffnung der Schleswig-Holsteinischen Landesgeschichte für eine moderne Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Dabei hatte er auch eine übergreifende Perspektive im Blick, wie sich in der Herausgabe der Mitteilungsblätter des deutschen Arbeitskreises für Agrargeschichte (1997-2000) und der internationalen Vereinigung zur Erforschung bäuerlicher Schreibebücher (1989-1992 und 1996-2005) zeigte.

 
Literaturhinweise Lorenzen Schmidt Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1985 - 1986
Hochschullehrer/in: 1992 - 2014
Anfang

 
Ilse Erika Olga Mahler-Helbing  
Abbildung
Geboren 15. Juni 1926
Geburtsort Merseburg 
Gestorben 02. Juni 2018
Todesort Valluhn/Mecklenburg 
Kurzbiographie

Ilse Mahler-Helbing, geb. Helbing, war eine Musikpädagogin. Sie besuchte von 1932 bis 1940 die König-Heinrich-Schule in Merseburg, absolvierte 1940/41 das Landjahr und besuchte von 1941 bis 1944 die Lehrerinnenbildungsanstalt Schwerin an der Warthe (heute: Skwierzyna/Polen). Ihre Klasse wurde nach Frankfurt/Oder versetzt, wo sie im September 1944 die erste Lehrerprüfung ablegte. Ein halbes Jahr unterrichtete sie in Staupitz/Niederlausitz, bevor sie vor der russischen Armee zu ihren Eltern ins Geiseltal bei Merseburg floh. Von Herbst 1945 bis 1951 lehrte sie an der Merseburger Goetheschule die Fächer Musik, Deutsch, Mathematik und Sport. Daneben besuchte sie Lehrgänge für Musik und rhythmische Gymnastik. 1950 bestand sie die zweite Lehrerprüfung in Merseburg, studierte anschließend zwei Semester Musik in Halle und  bestand am 1952 die Mittelstufenprüfung. 1952 bis 1956 unterrichtete sie an der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Merseburg und besuchte weitere Kurse zur Musikpädagogik.

Neben dem Schulchor leitete sie weitere Chöre in der DDR. Ihre Mitgliedschaft im Schäfer-Chor weckte das Interesse des Staatssicherheitsdienstes; im Frühjahr 1956 wurde sie massiv unter Druck gesetzt, um Inoffizielle Mitarbeiterin zu werden. Daraufhin floh sie am 17. April nach West-Berlin und wurde als politischer Flüchtling anerkannt. Von Juni bis November 1956 unterrichtete sie an einer Volksschule in Helmstedt, dann wechselte sie nach Hamburg und bestand am 12. Mai 1958 die zweite Lehrerprüfung für Volks- und Mittelschulen. Seit Dezember 1956 unterrichtete sie an der Schule Meerweinstraße, wo sie den Schulchor und einen Kammerchor leitete und Konzerte auch außerhalb der Schule gab. In der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens engagierte sie sich im Musikausschuss. 1966/67 unterrichtete sie an der Deutschen St. Petri-Schule in Kopenhagen, anschließend bis August 1971 wieder in Hamburg an der Volksschule Meiendorf. 1970 heiratete sie den Techniker Holger Mahler (* 1945) und wurde an die Schule Mollhagen/Kreis Stormarn versetzt mit zeitweiliger Abordnung an die Grundschule Todendorf. 1984 trat sie in den Ruhestand. Sie leitete Tanz- und Musikkreise in Schleswig-Holstein sowie den Schaalseechor in Zarrentin.  
Kategorien Schauspiel und Tanz
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1952 - 1984
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Prof. Dr. Hans-Joachim Walter Margull  
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Geboren 25. September 1925
Geburtsort Tiegenhof 
Gestorben 26. Januar 1982
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hans-Joachim „Jochen“ Margull war von 1967 bis 1982 Professor für Missionswissenschaft und ökumenische Beziehungen der Kirchen an der Universität Hamburg. Nach dem Reifevermerk, Reichsarbeits- und Kriegsdienst legte er 1946 in Leipzig das Abitur ab und studierte in Greifswald, Halle und Mainz evangelische Theologie und Philosophie; 1949/50 konnte er als einer der ersten deutschen Studenten mit einem Stipendium des Ökumenischen Rates der Kirchen am Biblical Seminary New York den Master of Sacred Theology erwerben. 1951 legte er in Mainz das erste, 1953 in Darmstadt das zweite theologische Examen ab; 1954 wurde er in der Bergkirche zu Wiesbaden ordiniert. Nach einer kurzen Zeit als Vikar der Ev. Kirche in Hessen und Nassau war er von 1953 bis 1955 Studentenpfarrer im Generalsekretariat der Evangelischen Studentengemeinde in Deutschland mit Sitz in Stuttgart. Im Auftrag des Christlichen Studentenweltbundes bereiste er während dieser Zeit England, die Schweiz sowie viele Staaten Lateinamerikas, des Vorderen Orients und Südosteuropas. Ehrenamtlich war Margull in den fünfziger Jahren Schriftleiter der von ihm gegründeten Zeitschrift „Ansätze. Eine Semesterzeitschrift der Ev. Studentengemeinde in Deutschland“. Von 1956 bis 1961 war Margull wissenschaftlicher Assistent bei Walter Freytag an der Universität Hamburg. 1958 wurde er mit einer Arbeit über die Theologie der Missionarischen Verkündigung zum Dr. theol. promoviert. 1960 habilitierte er sich dort für das Fach Missionswissenschaft und ökumenische Beziehungen der Kirchen mit einer missionswissenschaftlichen Studie über chiliastisch-messianische Bewegungen in Afrika und Südostasien. Von 1961 bis 1965 war Margull Exekutivsekretär des Referats für Fragen der Verkündigung beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf, wo er das wegweisende Studienprogramm zur missionarischen Struktur der Gemeinde initiierte, das unter dem Titel „Mission als Strukturprinzip“ publiziert wurde. Von 1965 bis 1967 wirkte Margull als Gastprofessor der Vereinigten Kirchlichen Hochschule Tokyo. 1967 wurde er als Nachfolger seines Lehrers Walter Freytag zum ordentlichen Professor in Hamburg ernannt. Anders als Freytag, der die Rolle der Kirche und ihrer Mission im Kontext der Eschatologie sah, war Margull ganz auf die Gegenwart und ihre Probleme konzentriert. Die Welt mit ihren kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Gegebenheiten habe ihr eigenes Gewicht. Charakteristisch waren für sein Denken die Erfahrungsbezogenheit und das vorsichtige Fragen. Seine Erfahrungen im „Dritten Reich“ prägten ihn nicht nur in der Wahl seines Studienfaches, sondern auch in einer Sorge vor Erstarrung und Verabsolutierung, weswegen er einem Systematisieren, auch der eigenen theologischen Position, skeptisch gegenüber stand.

Neben der akademischen Tätigkeit war Margull weiterhin praktisch in der Ökumene aktiv: Zwischen 1968 und 1975 war er Vorsitzender des Arbeitsausschusses für Fragen der Mission und der Verkündigung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er war an führender Stelle an der Vorbereitung und Durchführung des ersten multireligiösen Dialogs in Ajaltoun/Libanon 1970 engagiert.

Margull beschäftigte sich auch mit den eigenständigen Christentümern in der „Dritten Welt“, für die er den Begriff der „Tertiaterranität“ gebrauchte. Er erkundete diese in zahlreichen Forschungsaufenthalten, vergab entsprechende Dissertationsthemen, u. a. an Theologen aus Asien, Afrika und Lateinamerika, und war Mitherausgeber der Schriftenreihe zur Interkulturellen Geschichte des Christentums.

Zuletzt untersuchte er die „religiösen Faktoren im ägyptisch-israelischen Frieden und die Funktion eines jüdisch-islamischen Dialoges bei seiner Erhaltung“ und konnte auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 1981 in Hamburg eine Begegnung von Juden und Muslimen in christlichem Kontext realisieren.

 
Literaturhinweise Margull Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1954 -
Hochschullehrer/in: 1956 -
Anfang

 
Prof. Dr. Erich Christian Wilhelm Martini  
Abbildung
Geboren 19. März 1880
Geburtsort Rostock 
Gestorben 05. Dezember 1960
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Erich Martini war ein in Hamburg wirkender Entomologe. Der Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten Carl Martini studierte Biologie und Medizin. Nach der Approbation als Arzt 1906 wirkte er im Anatomischen Institut in Rostock als Assistent und Prosektor (Leiter der Abteilung für Leichenöffnung). 1908 habilitierte er sich dort für Anatomie und 1909 in Tübingen für Zoologie, wo er anschließend bis zu seinem Wechsel nach Hamburg lehrte. 1912 übernahm er in der Hansestadt die Leitung der Entomologischen Abteilung des Tropeninstituts. 1919 wurde er Privatdozent für medizinische Zoologie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der neugegründeten Hamburgischen Universität, die ihm 1923 die Amtsbezeichnung Professor verlieh. Martini war ein international renommierter Wissenschaftler, der 1938 Ehrenmitglied der Rumänischen Akademie der Wissenschaften wurde und Präsident des Internationalen Entomologenkongresses in Berlin war. 1939 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Hamburger Universität ernannt. Im Nationalsozialismus wurde er persönlich vom Reichsführer SS Heinrich Himmler unterstützt, arbeitete für das SS-Ahnenerbe und lehrte im Krieg an der Militärärztlichen Akademie in Berlin. 1945 wurde Martini auf eigenen Antrag pensioniert und durfte nicht mehr an der Universität lehren. Martini war führender Entomologe in Deutschland, sein Spezialgebiet waren die Stechmücken. Er verfasste grundlegende Arbeiten über Entstehung, Übertragung und Ablauf von Seuchen in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen.

 
Literaturhinweise Martini Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1919 - 1945
Anfang

 
Prof. D. Dr. phil. h.c. Carl Friedrich Michael Meinhof  
Abbildung
Geboren 23. Juli 1857
Geburtsort Barzwitz/Pommern 
Gestorben 11. Februar 1944
Todesort Greifswald 
Kurzbiographie

Carl Meinhof war ein bedeutender deutscher Sprachwissenschaftler, Begründer der vergleichenden Bantu-Sprachforschung und Inhaber des ersten Lehrstuhls für afrikanische Sprachen weltweit. Er arbeitete zunächst als Pastor in Pommern, wo er neben seinem Beruf ein lebhaftes Interesse für afrikanische Sprachen entwickelte. Durch intensives Literaturstudium und Kontakte mit sprachkundigen Missionaren kam er zur Entdeckung systematischer Beziehungen der vor allem in den deutschen Kolonien gesprochenen Bantusprachen, denen er zwei grundlegende Untersuchungen widmete. Sie sorgte wegen ihres neuartigen Umgangs mit afrikanischen Sprachen weltweit für wissenschaftliches Aufsehen.

 

 
Lebensbeschreibungen MeinhofCarl.Biografie.pdf
Literaturhinweise MeinhofCarl.QuellenLiteratur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1879 - 1886
Sprachwissenschaftler/-in: 1886 -
Hochschullehrer/in: 1904 -
Anfang

 
Prof. Dr. Ernst Friedrich Wilhelm Meumann  
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Geboren 29. August 1862
Geburtsort Uerdingen am Niederrhein 
Gestorben 26. April 1915
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Ernst Meumann war Professor für Philosophie am Allgemeinen Vorlesungswesen in Hamburg und hatte großen Einfluss auf die Schulreformbewegung. Er gehört zu den Begründern der Pädagogischen Psychologie und der Empirischen Pädagogik im deutschen Sprach­raum. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Tübingen, Berlin, Halle und Bonn von 1883 bis 1887 legte er 1887 und 1889 in Koblenz die beiden theologischen Examina und 1889 in Bonn die Oberlehrerprüfung ab. Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer studierte er ab 1890 Philosophie in Tübingen und wurde dort 1891 promoviert. Im gleichen Jahr folgte das Studium der experimentellen Psychologie bei Wilhelm Wundt in Leipzig, dessen Assistent er 1893 wurde. 1894 habilitierte er sich dort im Fach. Drei Jahre später folgte Meumann einem Ruf auf ein Extraordinariat für Philosophie und Pädagogik nach Zürich, wo er von 1900 bis 1905 ordentlicher Professor war. 1903 war er Mitbegründer der Zeitschrift „Archiv für die gesamte Psychologie“. In den folgenden Jahren lehrte er in Königsberg (1905), Münster (1907), Halle-Wittenberg (1909) und Leipzig (1910), bis er im Herbst 1911 einen Ruf als Professor der Philosophie am Allgemeinen Vorlesungswesen in Hamburg annahm. Noch in diesem Jahr wurde er Vorstandsmitglied des „Bundes für Schulreform“, der seinen Hauptsitz in Hamburg hatte. 1911 wurde Meumann Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pädagogische Psychologie und Experimentelle Pädagogik“. 1914 entstand unter seiner Leitung das Institut für Ju­gendkunde, das überregional die wissenschaftliche Jugendkunde koordinieren und Öffentlichkeitsarbeit leisten sollte. Meumanns früher Tod 1915 unterbrach die dortigen Forschungsarbei­ten, die dann von William Stern fortgesetzt wurden.

Ernst Meumann hatte den Anspruch, die verschiedenen Gebiete der Philosophie, Psychologie und Pädagogik zu überblicken und als Einheit zu sehen; seine wissenschaftliche Arbeit orientierte sich an diesem Verständnis. Er übertrug Ansätze und Methoden der Empirisch-experimentellen Psychologie auf die Pädagogik, wobei er eng mit der Schulreformbewegung zusammenarbeitete. Mit Hilfe empirischer Disziplinen sollte eine „Pädagogik vom Kinde“ aus wissenschaftlich begründet werden.

 
Literaturhinweise Meumann Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1894 - 1915
Anfang

 
Prof. Dr. Hans-Rudolf Müller-Schwefe  
Abbildung
Geboren 26. Juni 1910
Geburtsort Punschrau/Saale 
Gestorben 10. April 1986
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hans-Rudolf Müller-Schwefe war ein lutherischer Theologe und Professor für Praktische Philosophie an der Universität Hamburg. Nach dem Abitur 1929 studierte er bis 1934 in Münster und Tübingen Evangelische Theologie. 1934 legte er das Erste Theologische Examen in Münster ab und wurde mit einer Arbeit über Rilke als Mystiker in Tübingen bei Karl Heim promoviert. Nach dem Vikariat von 1934 bis 1936 war er von 1936 bis 1939 Assistent Heims in Tübingen. 1938 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Preußentum und Protestantismus“, die damals nicht gedruckt werden durfte. Von 1939 bis 1945 wirkte er als Wehrmachtspfarrer, von 1945 bis 1947 als Gemeindepastor in Iba bei Bebra. Von 1947 bis 1952 leitete er die Evangelische Akademie von Kurhessen-Waldeck in Guntershausen und von 1952 bis 1955 in Hofgeismar. Da Müller-Schwefe bereits am 1. Mai 1933 in die NSDAP und am 1. April 1933 in die SA eingetreten war, zog sich sein Entnazifizierungsverfahren bis 1948 hin.

Von 1955 bis 1976 war Müller-Schwefe Ordinarius für Praktische Theologie der neu gegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität, 1960/61 und 1964/65 war er ihr Dekan. Als Emeritus lehrte er zeitweise noch, publizierte und hielt Vorträge. 1979 übernahm er eine Vertretung am lutherischen theologischen Ausbildungszentrum in Pietermaritzburg und 1983/84 wirkte er als Pastor in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Windhoek/Namibia.

Fachlich konzentrierte Müller-Schwefe sich auf die Predigtlehre. Zwischen 1961 und 1973 legte er eine dreibändige Homiletik vor, die sich durch die weiträumige Einbeziehung sprachphilosophischer und fundamentaltheologischer Fragen in die Theorie der Verkündigung auszeichnete. Wie sein Lehrer Karl Heim ging er davon aus, dass der heutige Mensch nicht mehr nach Gott frage, was der Ausgangspunkt jeder Verkündigung sein müsse. Müller-Schwefe war interdisziplinär offen und suchte das Gespräch mit den Naturwissenschaften und der Technik. Er interessierte sich für den umfassenden Veränderungsprozess, in dem Wissenschaft und Technik die menschliche Wirklichkeit verwandeln. Die Säkularisierung verstand er als Herausforderung an die Kirche. Er publizierte zu anthropologischen, theologiegeschichtlichen, existenzphilosophischen, sprachanalytischen und gesellschaftspolitischen Themen. Müller-Schwefe stand in der Auseinandersetzung mit moderner Dichtung und Literatur und arbeitete über Ernst Jünger, Günther Grass und Heinrich Böll.

 
Literaturhinweise Müller-Schwefe Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1934 -
Hochschullehrer/in: 1955 -
Anfang

 
Prof. Dr. Carsten Nicolaisen  
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Geboren 04. April 1934
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 12. April 2017
Todesort Weilheim 
Kurzbiographie

Carsten Nicolaisen war ein Kirchenhistoriker, der an der Hamburger Universität die Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte des Kirchenkampfes mit aufbaute und wichtige Beiträge zur Kirchengeschichte der Stadt publizierte.

Ab 1954 studierte er drei Jahre Evangelische Theologie, Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Göttingen, wo er im Februar 1957 das Philosophikum bestand. Seit dem Sommersemester 1957 setzte er das Studium der Theologie und Germanistik in Hamburg fort und legte dort im Juli 1959 das erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. Anschließend arbeitete er für ein Jahr als Lektor am „Deutschen Zentrum“ in Jönköping/Schweden und begann 1960 das Referendariat in Hamburg wo er zwei Jahre später das zweite Staatsexamen bestand. Anschließend unterrichtete er bis Ostern 1963 als Studienassessor an der Stormarnschule in Ahrensburg in Holstein, als er durch die Universität Hamburg abgeworben wurde: 1955 hatte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland die Kommission für die Geschichte des Kirchenkampfes in der nationalsozialistischen Zeit gegründet, um zwischen verschiedenen Richtungen innerhalb der Bekennenden Kirche zu vermitteln, Material zu sammeln und eine Bibliothek aufzubauen, mit dem Ziel, eine Grundlage zur wissenschaftlichen Erforschung des „Kirchenkampfes“ zu schaffen. Publiziert wurden die in diesem Kontext entstandenen Studien in der von der Kommission herausgegebenen Reihe „Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes“. 1971 erweiterte sich die Aufgabenstellung in die Zeit vor 1933 und nach 1945, so dass die Kommission in „Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte“ umbenannt wurde. Erster Vorsitzender war der Hamburger Kirchenhistoriker Kurt Dietrich Schmidt, der Nicolaisen die Stelle eines Sachbearbeiters bei der Kommission und damit die Möglichkeit zur Promotion anbot, die 1966 erfolgte.

Ein Jahr später wechselte Nicolaisen mit der Arbeitsstelle an die Ludwig Maximilian Universität München. Dort war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent, dann als Akademischer Rat und von 1993 bis zu seiner Pensionierung 1999 als Akademischer Direktor tätig. Er unterrichtete Latein und leitete von 1967 bis 1999 die Geschäfts- und Forschungsstelle der Kommission bzw. ab 1974 der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, der er im Ruhestand von 2000 bis 2003 vorstand.

An der Ausweitung der Kirchlichen Zeitgeschichte von der nationalsozialistischen Zeit in das Kaiserreich bzw. die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkte Nicolaisen aktiv mit. Nach 1992 setzte er sich für die Zusammenführung der deutsch-deutschen kirchenhistorischen Forschung ein.

1994 wurde Nicolaisen mit einer Festschrift geehrt und 1999 zum Honorarprofessor der Evangelisch-Theologischen Fakultät ernannt.

 
Literaturhinweise Nicolaisen Carsten Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1960 - 1963
Hochschullehrer/in: 1966 - 1999
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Bernhard Pein  
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Geboren 20. Oktober 1891
Geburtsort Pinneberg 
Gestorben 08. April 1970
Todesort Pinneberg 
Kurzbiographie

Bernhard Pein war ein Lehrer, Schulleiter und ab 1938 Leiter der Hochschule für Lehrerbildung in Hamburg. Er legte 1912 die Reifeprüfung an der Oberrealschule Altona ab und studierte anschließend in Freiburg, Erlangen, Heidelberg, Kiel, Jena und Hamburg Romanistik und Anglistik sowie Geschichte und Philosophie. Von 1914 bis 1918 leistete er in Frankreich Kriegsdienst.1921 absolvierte Pein in Hamburg das erste Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen in den Unterrichtsfächern Englisch, Französisch sowie im Nebenfach Geschichte. 1923 bestand er an der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Berlin-Spandau die Turn- und Sportlehrerprüfung. An der Schleeschule in Altona absolvierte er 1923 die Assessorprüfung. Seit 1923 lehrte er am Seminar sowie an der Aufbauschule in Uetersen (heute Ludwig-Meyn-Gymnasium), an der er 1927 zum Studiendirektor und Schulleiter ernannt wurde. Politisch engagierte Pein sich schon frühzeitig im rechtsextremen Spektrum: 1919/20 war er Mitglied der paramilitärischen Organisation Escherich („Orgesch“), 1923 trat er dem Jungdeutschen Orden bei, dem er bis 1930 angehörte. Am 1. August 1932 wurde er Mitglied der NSDAP und 1933 Ortsgruppenleiter in Uetersen; der SA gehörte er von 1932 bis 1935 an, dem NSLB seit 1935. In der SS erreichte Pein den Rang eines Obersturmbannführers. Ehrenamtlich wirkte er im Abschnitt Hamburg des Sicherheitsdiensts der SS und arbeitete in der Dienststelle des SS-Obergruppenführers August Heißmeyer (1897-1979), die für die militärische Ausbildung der Schüler der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten zuständig war.

Von Mai bis Oktober 1933 war Pein als kommissarischer Oberschulrat und Regierungsdirektor kommissarischer Leiter der Abteilung für das höhere Schulwesen beim Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein in Schleswig; im November 1933 kehrte er nach Uetersen zurück. Doch bereits zum 1. Januar 1934 wechselte er als Leiter an die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Berlin-Spandau. Durch das Eingreifen des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wurde Pein zum 1. Juni 1938 trotz fehlender wissenschaftlicher Qualifikation Professor und Leiter der Hochschule für Lehrerbildung in Hamburg. Dagegen hatte sich nachdrücklich Reichsstatthalter Karl Kaufmann (1900-1969) ausgesprochen, der den gerade im Volksschulbereich erfahrenen Rudolf Peter (1884–1949) in dieser Position sehen wollte. Nach der Auflösung der Hansischen Hochschule für Lehrerbildung und der Verlagerung der Lehrerbildung an die Lehrerinnen- und Lehrerbildungsanstalten 1942 erwog das Reichsministerium Peins Einsatz in den besetzen Ostgebieten, dieser wurde jedoch in den Schuldienst der Gemeindeverwaltung abgeordnet. Als nomineller Leiter der Wichernschule und des zugehörigen Internats baute er SS-geleitete Heimschulen auf. 1944/45 war Pein kommissarischer Oberschulrat für die Lehrerbildungsanstalten und das Pädagogische Institut in Hamburg.

Im Juni 1945 wurde Pein auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht aus dem staatlichen Schuldienst entlassen und interniert. 1948 verurteilte die Bielefelder Spruchkammer Pein „wegen Zugehörigkeit zur SS in Kenntnis ihres verbrecherischen Charakters” zu einer Geldstrafe von DM 10 000,-, die durch die Internierungshaft als abgebüßt galt. Von 1948 bis 1951 leitete Pein die Dolmetscherschule auf dem Fliegerhorst Uetersen. Ab 1952 unterrichtete er im Hamburger Privatschulwesen, bis 1961 an der Handelsschule Rackow, anschließend bis 1968 am Jenisch-Gymnasium. 1968/69 hatte er trotz seines hohen Alters noch einen Lehrauftrag für Erdkunde und Englisch bzw. Französisch am Gymnasium im Aufbau Pinneberg-Thesdorf.

 
Literaturhinweise Pein Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1923 -
Hochschullehrer/in: 1938 - 1945
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otto Hermann Pesch  
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Geboren 08. Oktober 1931
Geburtsort Köln 
Gestorben 08. September 2014
Todesort München 
Kurzbiographie

Otto Hermann Pesch lehrte als römisch-katholischer Theologe ein Vierteljahrhundert am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Von 1953 bis 1960 studierte er Philosophie und Theologie an der Philosophisch-theologischen Hochschule der Dominikaner in Walberberg bei Bonn und bestand das Lektoratsexamen, das als Staatsexamen für Religionslehre anerkannt ist. 1958 wurde er zum Priester geweiht; 1972 trat er aus dem Dominikanerorden aus und heiratete, weswegen er in den Laienstand versetzt wurde. 1965 wurde Pesch mit einer Studie über die Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und Thomas von Aquin promoviert. Von 1965 bis 1971 lehrte er als Ordensmitglied an der Hochschule Walberberg Systematische Theologie (Dogmatik und Moraltheologie). 1971/72 wirkte er als Stiftungsprofessor an der Harvard Divinity School in den USA, anschließend als freier Schriftsteller in Bayern. 1974/75 vertrat er einen Lehrstuhl für Systematische Theologie in Hamburg, wo er 1975 zum Professor für Systemtische Theologie mit dem Schwerpunkt Kontroverstheologie ernannt wurde. Am Fachbereich Evangelische Theologie hatte er bis zum Ruhestand 1997 den geistigen Raum für seine wissenschaftliche Arbeit. Bedeutend sind seine Kommentare und Übersetzungen von Werken des Thomas von Aquin. 1986 wurde Pesch als Mitglied in die Academie internationale des sciences religieuses (Brüssel) aufgenommen.

1998 zog er nach München um, wo er für seine Forschungen bessere bibliothekarische Arbeitsbedingungen vorfand. Der kontinuierlich produktive Pesch hielt unzählige Vorträge im In- und Ausland, verfasste eine überwältigende Zahl von Büchern und Aufsätzen, darunter im Ruhestand noch eine zweibändige Katholische Dogmatik aus ökumenischer Erfahrung.

 

2004 erhielt Pesch den Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie Bayern für seinen unermüdlichen Einsatz. 2008 schlug er vor, anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 Martin Luther aus katholischer Sicht kirchenrechtlich vollständig zu rehabilitieren. Am 15. Januar 2008 verlieh ihm die Universität Jena für seine grundlegenden Arbeiten zur Theologie Luthers die evangelisch-theologische Ehrendoktorwürde. Bereits 1992 hatte ihm der Fachbereich Katholische Theologie der Universität Mainz die Ehrendoktorwürde für seinen Einsatz im ökumenischen Dialog und in der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Zweiten Vatikanischen Konzils verliehen. 

 
Literaturhinweise Pesch Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1958 - 1972
Hochschullehrer/in: 1965 - 1997
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Dr. Peter Petersen  
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Geboren 26. Juni 1884
Geburtsort Großenwiehe 
Gestorben 21. März 1952
Todesort Jena 
Kurzbiographie

Peter Petersen war einer der einflussreichsten Reformpädagogen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1904 legte er in Flensburg das Abitur ab. Anschließend studierte er in Leipzig, Kiel, Kopenhagen und Posen Geschichte, Philosophie, Religionslehre und Englisch. Geprägt wurde er durch seine akademischen Lehrer Wilhelm Wundt und Karl Lamprecht. 1908 wurde Petersen in Jena promoviert, im folgenden Jahr legte er das Staatsexamen in Leipzig ab und arbeitete dort am Königin-Carola-Gymnasium als Hilfslehrer. 1909 trat Peter Petersen in den Lehrkörper der Gelehrtenschule des Johanneums ein und wurde zwei Jahre später als Oberlehrer fest angestellt. Während dieser Jahre setzte er seine bisherige wissenschaftliche und publizistische Arbeit fort, wobei er oftmals Probleme hatte, für die Teilnahme an pädagogischen Kongressen von der Oberschulbehörde freigestellt zu werden. Von 1912 bis 1923 gehörte er als Sekretär dem Vorstand des Bundes für Schulreform an. Weiterhin war er Mitglied im Ausschuss für Erziehung und Bildung sowie im Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der Erziehung. Seit 1912 legte er seinen Schwerpunkt auf die Reform des Religi­onsunterrichts und wirkte in der Arbeitsgruppe für Religions­psychologie. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte Petersen sich in Hamburg in der Volkskirchenbewegung und gab zusammen mit dem damaligen Pastor und späteren Landesbi­schof Franz Tügel die kurzlebige Zeitschrift „Die Neue Kirche“ heraus. Petersen war von 1920 bis 1923 Kirchenvorsteher in Eppendorf und Mitglied der Synode.

Unmittelbar nach Kriegsende gehörte Petersen zu den Mitbegründern des „Werkbundes geistiger Arbeiter“, der in enger Verbindung mit dem Arbeiter- und Soldatenrat stand. Petersen forderte in Publikationen eine Demokratisierung der Schule, die sich auch auf ihre Organisation beziehen sollte. Die Erziehung sollte am gemeinschaftlichen Lernen und sozialen Leben orientiert und frei von Macht- und Wirtschaftsinteressen sein. Ostern 1920 übernahm er für ein Jahr die Leitung der reformorientierten Lichtwark­schule in Winterhude.

1920 habilitierte sich Petersen an der Philosophischen Fakultät der neugegründeten Hamburgischen Universität für Philosophie und Pädagogik und hoffte auf einen Lehrstuhl, der ihm allerdings versagt blieb, obwohl er schon zuvor am Insti­tut für Jugendkunde unter Ernst Meumann Übungen abgehalten hatte und in die Prüfungskommissionen für Philosophie und Pädagogik berufen worden war. Bis 1923 wirkte Petersen neben seiner Schultätigkeit als Privatdozent an der Universität und sollte wissenschaftliche Hilfskraft bei dem Pädagogen Gustaf Deuchler werden. Offenbar kurz nach Antritt der Stelle wurde er zum 1. August 1923 als Nachfolger Wilhelm Reins nach Jena vor allem für die Lehrerausbildung berufen, wo er bis 1950 lehrte und seine Vorstellungen an der dortigen Universitätsschule in die Praxis umsetzen konnte.

In Jena war Petersen zugleich Leiter der „Erziehungswissenschaftlichen Anstalt für die Lehrerausbildung“; 1930/31 wirkte er als Dekan. 1932 kandidierte er in Thüringen für den Evangelischen Volksdienst zu den Landtags-, 1933 zu den Reichstagswahlen. Er plädierte für die universitäre Volksschullehrerausbildung sowie eine autonome Erziehungswissenschaft, die pädagogische Theorie, empirische Forschung und pädagogische Praxis verbinden sollte, und entwickelte ab 1928 die Pädagogische Tatsachenforschung. 1927 stellte Peter Petersen den von ihm entwickelten Jenaplan vor, der ihm internationale Anerkennung verschaffte. Dabei handelte es sich um ein Modell für die öffentliche Schule, die zu einer Lebensgemeinschaftsschule werden sollte, indem starre Klassenstrukturen, Arbeitsformen und Bewertungssysteme aufgebrochen wurden. 1945 wurde Petersen von der amerikanischen Besatzung als Dekan der Philosophischen Fakultät in Jena eingesetzt. 1950 wurde die Jena-Plan-Schule in Thüringen als „politisch gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik“ geschlossen. Auch wenn das Interesse an dieser Schulform in Deutschland recht groß war, blieb sie doch eine Ausnahmeerscheinung. Die meisten Jena-Plan-Schulen gibt es heute in den Niederlanden.

1928 wurde Petersen Mitglied der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaft Erfurt, 1937 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Athen. Im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel wurde 1954 die acht Jahre zuvor eingerichtete Jena-Plan-Schule nach ihm benannt, die seit 1970 eine Gesamtschule ist.

 
Literaturhinweise Petersen Peter Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1909 -
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Dr. Werner Heinrich Puttfarken  
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Geboren 09. September 1889
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 17. Februar 1964
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Werner Puttfarken war zwischen 1933 und 1942 Schulleiter der Gelehrtenschule des Johanneums, zu deren Geschichte er auch publizierte. Nach der Reifeprüfung 1908 studierte er bis 1913 Klassische Philologie, Geschichte und philosophische Propädeutik an den Universitäten München, Berlin und Kiel. Mit der Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen, die er 1913 in Kiel mit Auszeichnung ablegte, erlangte er die Lehrbefähigung in der philosophischen Propädeutik sowie den Fächern Latein, Griechisch und Geschichte. 1914 bestand er in Kiel die Doktorprüfung, vollzogen wurde die Promotion kriegsbedingt erst am 30. Dezember 1919. An der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg absolvierte er das Anleitungs- und das Probejahr (1913-15) und wurde am 1. Juli 1918 zum Oberlehrer ernannt. Von Dezember 1914 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war er Soldat und konnte daher erst im Juni 1919 als Oberlehrer tätig werden.

Ferner lehrte Puttfarken 1928/29 an der Heilwig-Schule Geschichte und von 1929 bis 1932 an der Elise-Averdieck-Schule Latein. 1928 wirkte er als Vertreter des Johanneums in einem von der Oberschulbehörde eingesetzten Ausschuss zur Vorbereitung der Lehrpläne für den Geschichtsunterricht mit. Er legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Geschichte der Gelehrtenschule und erstellte 1929 das „Album Johannei“, ein Schülerverzeichnis für den Zeitraum von 1529 bis 1802. Darüber hinaus engagierte er sich im Verein für Hamburgische Geschichte, legte 1928 eine kurzgefasste Stadtgeschichte in Tabellen für den Unterricht vor und leitete von Mitte 1935 bis Mitte 1937 als Erster Vorsitzender die Patriotische Gesellschaft.

Am 6. Januar 1933, also vor der Machtübertragung an die Nationalsozialisten, wurde Werner Puttfarken mit großer Mehrheit zum Schulleiter der Gelehrtenschule des Johanneums gewählt und im Juli 1933 bestätigt. Zum 1. Mai 1933 war der bis dahin Parteilose in die NSDAP eingetreten. Im Juni-Heft des Jahrgangs 1933 der Zeitschrift „Das Johanneum“ findet sich ein von Puttfarken mitunterzeichnetes „Gelöbnis“ zum nationalsozialistischen Staat. Bereits im April 1933 war er Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbundes geworden und wirkte von April 1934 bis September 1936 als Ortsgruppenamtsleiter der NSDAP. Als zeitweiliger Blockleiter zählte er zum Korps der politischen Leiter. Seit dem 1. Juli 1938 führte Puttfarken die Amtsbezeichnung „Oberstudiendirektor“ und erhielt das Amt eines Schulleiters auf Dauer.

Auffallend an Puttfarkens Tätigkeit als Schulleiter war seine antisemitische Einstellung. Sie zeigte sich vor allem in seiner Aggression gegenüber jüdischen Schülern, die er aus der Schule hinausschikanierte .

Trotz seiner immer wieder deutlich werdenden inneren Überzeugung setzte sich Puttfarken 1936 für den wegen „staatsfeindlicher Gesinnung“ angegriffenen Studienrat Ernst Fritz ein und stellte sich 1942 vor drei Schüler, die Pfeile auf ein über der Tafel angebrachtes Hitler-Bild abgeschossen hatten. Dieser Vorfall wurde zum Anlass genommen, um Werner Puttfarken zu versetzen. 1942 übernahm er das Amt des Schulleiters der Oberschule für Jungen an der Armgartstraße. Als eigentliche Ursache für Puttfarkens Ablösung gilt, dass für den einflussreichen Nationalsozialisten Erwin Zindler eine angemessene Position als Oberstudiendirektor gesucht wurde, die er in der Stelle des Leiters des Johanneums fand.

Im Juni 1945 wurde Puttfarken beurlaubt und ein Vierteljahr später suspendiert. Ab April 1947 konnte er jedoch an der Oberschule für Mädchen im Alstertal bis zu seinem Ruhestand 1955 als Studienrat und noch drei weitere Jahre als Lehrbeauftragter mit halber Stundenzahl unterrichten. Nachdem er 1952 als „unbelastet“ entnazifiziert worden war, erhielt er wieder Titel und Bezüge eines Oberstudiendirektors, nicht aber dessen Funktion.

 
Literaturhinweise Puttfarken Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1913 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Johannes Richard Reinhard  
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Geboren 13. September 1870
Geburtsort Loschwitz 
Gestorben 26. Februar 1964
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Johannes Reinhard war ein lutherischer Pastor und Politiker. Nach der Reifeprüfung 1899 studierte er von 1890 bis 1894 Theologie und Philoso­phie in Erlan­gen und Leip­zig, wo er 1894 die erste theologi­sche Prüfung ablegte. Sein Vikariat trat er am Seminar des ev.-luth. Missionshauses zu Leipzig an; das zweite Examen absolvierte er 1896 in Dresden. 1905 wurde er in Leipzig zum Lic. theol. und 1907 in Erlangen zum Dr. phil. promo­viert. Ab 1894 arbeitete er als Ober­lehrer am Königlichen Gymnasium in Leipzig und übernahm nach der Ordina­tion 1898 das Pfarr­amt in Sachsendorf bei Wurzen/Sach­sen. Von 1904 bis 1912 war er in Sachsen Oberleh­rer, ab 1906 mit dem Titel Professor.

1912 wech­selte Reinhard nach Ham­burg-Harve­ste­hu­de, wo er bis 1947 als Pastor an der St. Joh­an­nis-Kirche tätig war. Von 1915 bis 1940 gab er die über­regionale Wochen­zei­tung „Der Nachbar. Illu­striertes christliches Sonntags­blatt“ heraus. Der promi­nen­te „positi­ve“ Theologe gehör­te von 1925 bis 1933 dem Kir­chenrat sowie der Synode an und war von 1940 bis 1945 Ver­tre­ter des nationalsozialistischen Landesbi­schofs Franz Tügel. Er war Vorsit­zender der Hanseatisch-Oldenburgischen Missionskonfe­renz, deren Hamburger Ortsgruppe er ebenfalls leitete, gehörte zum Vorstand der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe und hatte zeitweise den Vorsitz in der Deutschen Missi­ons­konfe­renz inne.

Politisch war Reinhard in Ham­burg Mit­glied des Alldeut­schen Ver­ban­des und trat 1921 als Fest­redner bei germanisch-christli­chen Feierstunden (Lutherfei­er, Sonn­wend­fest) des Jung­lehrerbundes Baldur auf. Als Versamm­lungsredner war er für die Deutschnationalen Volkspartei aktiv. Im Februar 1946 wurde er als Repräsen­tant der evangelischen Kirche zum Mitglied der Bürgerschaft ernannt, deren Alters­prä­si­dent er 1946 und 1949 war und der er bis 1953 angehörte. Im Juni 1946 trat er der CDU bei, wurde kurz darauf in den Landes­vorstand ge­wählt und 1960 zum Ehrenvor­sitzen­den ernannt. 1948 wurde er als eines von zwei Hamburger Mit­gliedern in den Fachaus­schuss für Kulturpolitik des CDU-Zonenaus­schusses gewählt. Daneben gehörte er der Depu­tation der Schul­behörde an, war Vorsit­zender des Ausschusses für das Schulge­setz und von 1953 bis 1963 Mitglied des Verfassungsgerichts.

Reinhard setzte sich erfolgreich für die Gründung einer theolo­gischen Fakul­tät und die Schaffung eines missions­wissen­schaftli­chen Lehr­stuhls in Hamburg ein. 1954 ernannte ihn die Univer­sität zu ihrem Ehrense­nator, 1955 machte ihn die Evangelisch-theolo­gische Fakultät zu ihrem ersten Ehren­doktor. 1926 erhielt Reinhard das Große Kreuz des russischen Roten Kreuzes, 1955 die silberne Medaille für treue Arbeit im Dienste des Deutschen Volkes, 1960 die Bugen­ha­gen-Medaille der Landeskirche und das Große Ver­dienstkreuz des Verdienstor­dens der Bundesrepublik Deutschland. Der theolo­gisch und politisch Konservati­ve war sowohl in der Ham­bur­ger Kirche als auch in der Politik sehr einfluss­reich, vor allem in Missi­ons­fragen und bei der Gründung der Evangelisch-theo­logischen Fakultät.

 
Literaturhinweise Reinhard Literatur.pdf
Kategorien Politik
Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1894 - 1912
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1912 - 1947
Anfang

 
Dr. phil. Dr. h.c. Friedrich Gottlieb Theodor Rode  
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Geboren 21. Juli 1855
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 14. Juni 1923
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Friedrich Rode war als Hauptpastor der Kirche St. Petri einer der markantesten Prediger in Hamburg und ein einflussreicher Politiker, der theologischen Liberalismus mit politischen Konservatismus verband. Nach der Reifeprüfung am Hamburger Johanneum studier­te er Theo­logie und Philosophie in Zürich, Leipzig und Jena, wo er 1877 zum Dr. phil. promo­viert wurde. 1878 legte er die Theologische Prüfung ab und wurde 1880 zum dritten Diaco­nus an der Hamburger Hauptkirche St. Pe­tri ernannt. Vier­zehn Jahre nach seinem Amtsantritt wurde er dort 1894 zum Haupt­pastor berufen. Von 1910 an war Rode Mit­glied des Kir­chenra­tes, dane­ben gehörte er der Synode an und hatte ab dem 27. Oktober 1920 das Amt des Seniors der Landeskirche inne; von 1919 bis 1921 war er Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Rode wollte die Entfremdung von den einfa­chen Leuten und die Loslö­sung der Gebildeten von der Kirche überwinden. Er bemühte sich um eine Hebung der Schulbildung und eine Verbesserung der Wohnverhältnisse der einfachen Bevölkerung. Er war Vorsitzender der Pestalozzi-Stiftung sowie des „wohlthätigen Schulvereins zu Hamburg“; während der Choleraepidemie von 1892 engagierte er sich als Helfer.

1895 wurde Rode in die Hamburgi­sche Bürger­schaft ge­wählt, wo er sich der Frak­tion der Rechten an­schloss und 1918 die Natio­nalli­be­ralen führte. Von 1919 bis zu seinem Tode 1923 war er Frakti­onsvor­sitzender der Deut­schen Volks­par­tei. Darüber hinaus leitete er zeit­weise den „Reichstagswahlverein von 1884“ und war Schrift­führer, seit 1898 Vorsit­zender des Hamburger Hauptver­eins sowie ab 1912 Mitglied des Zentral­vor­standes des „Evan­geli­schen Bundes“. Im Januar 1919 unterzeichnete er den Gründungsaufruf für eine Ortsgruppe Hamburg der Antibolschewistischen Liga. Rode engagierte sich politisch vor allem in Bildungsfra­gen und sozialen Angelegenheiten. ­ Seit 1892 war er Mit­glied der Ober­schul­behör­de und als sol­ches ab 1897 in der Kommis­sion für das Allge­meine Vorle­sungswe­sen, wo er seitdem Theologie lehrte. Von 1914 bis 1917 leitete er eine gemischte Kommis­sion aus Vertretern der Oberschulbehörde und der Schulsynode, die über re­formpäd­agogische Schul­versuche berieten. Von November 1918 bis Januar 1919 zählte Rode zu einer Kommis­sion der Ober­schul­­be­hör­de, die über die Forderungen des revo­lutionären Lehrer­ra­tes beraten soll­te. Weiter­hin gehör­te er u.a. dem Bürgerausschuss, der Behör­de für öffentli­che Ju­gend­für­sorge, dem Waisen­haus­kollegi­um, der Kommis­sion für das Museum für Hamburgische Ge­schichte und dem Kurato­rium des Schwesternverbandes der ham­burgi­schen Staatskrankenanstalten an.

Zu seinem 25-jährigen Jubilä­um als Pastor rich­teten Freunde und Gemeindemitglieder durch Spenden eine „Haupt­pastor Rode-Stiftung“ ein. 1906 ernannte ihn die Theolo­gische Fakul­tät in Jena zum Ehrendoktor, 1921 wurde er Ehren­mitglied der Hamburgischen Universi­tät.

 
Literaturhinweise Rode Literatur.pdf
Kategorien Politik
Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1880 - 1920
Anfang

 
Dr. Carl Wilhelm Heinrich Gustav Adolph Röttiger  
Abbildung
Geboren 20. September 1858
Geburtsort Stade 
Gestorben 13. Juli 1928
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Wilhelm Röttiger war Lehrer und von 1904 bis 1924 Direktor der Realschule bzw. Oberrealschule Eppendorf. Nach der Reifeprüfung 1877 studierte er zunächst zwei Semester Mathematik in Jena, anschließend neuere Sprachen in Göttingen. 1883 wurde er dort promoviert. Die beiden Staatsprüfungen legte er 1884 und 1885 ebenfalls in Göttingen ab und erwarb die Lehrbefähigung für die Fächer Französisch und Englisch in allen Stufen sowie Religion und Latein in der Mittelstufe an Gymnasien. 1885 wurde er wissenschaftlicher Lehrer an der Gelehrtenschule des Johanneums, 1890 Oberlehrer. Von 1895 bis 1903 unterrichtete er am Wilhelm-Gymnasium.

Von 1904 war Röttiger erster Direktor der Realschule und ab 1911 auch der Oberrealschule Eppendorf, die er aufbaute. Während des Ersten Weltkrieges war er eingezogen, erreichte den Rang eines Majors und erhielt mehrere Auszeichnungen. 1919, 1920 und 1923 wurde er als Schulleiter wieder gewählt; 1924 wurde er pensioniert. Im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens in Hamburg hielt er von 1897 bis 1911 praktische Übungen zur Französischen Sprache ab.

Politisch zählte Röttiger zum rechten Spektrum. Er war Vorsitzender der Hamburger Altherrenschaft des Kösener SC, aktives Mitglied des Alldeutschen Verbandes und hielt dort 1902 und 1906 Festreden auf Bismarck-Festveranstaltungen. 1907 gehörte er zu den Mitbegründern des Hamburgischen Verbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie. 1919/20 war er im Beirat des Bundes Deutscher Akademiker zu Hamburg. Entsprechend wurden in seiner Schule nationale Feste wie der Sedantag oder Bismarckfeierlichkeiten besonders begangen und im Unterricht die Bedeutung großer Männer und militärischer Leistungen hervorgehoben. 1913 erhielt er den Roten Adler-Orden vierter Klasse verleihen.

 
Literaturhinweise Röttiger Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1885 - 1924
Anfang

 
Prof. Dr. Herwarth Freiherr von Schade  
Abbildung
Geboren 13. Dezember 1926
Geburtsort Breslau 
Gestorben 21. November 2009
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Herwarth Freiherr von Schade war lutherischer Theologe, Pastor, Oberkirchenrat und von 1980 bis 1988 Kirchenbibliotheksdirektor. Seit 1929 lebte er in Hamburg. 1943 wurde er Luftwaffenhelfer, 1944/45 war er Soldat in Schlesien. In der französischen Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1947 erfolgte seine Hinwendung zur Theologie; im Lager in Montpellier studierte er zwei Semester an der Ecole de Théologie Protestante. Das Studium setzte er dann an der Universität Tübingen und an der Kirchlichen Hochschule Hamburg fort. 1951 und 1953 legte er die beiden theologischen Examina in Hamburg ab und wurde 1954 von Landesbischof Simon Schöffel ordiniert. Als Hilfsprediger wirkte er in Groß und Klein Borstel, in Horn und von 1955 bis 1962 als Pastor in Nord-Barmbek. 1962 wechselte er als Kirchenrat in das Landeskirchenamt, 1967 wurde er zum Oberkirchenrat ernannt. Daneben predigte er regelmäßig in der Kirche Maria Magdalenen in Klein Borstel.

Anlässlich der Gründung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) schied er aus der Kirchenverwaltung aus und absolvierte von 1977 bis 1979 die Ausbildung für den Höheren Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken. 1980 übernahm er als Kirchenbibliotheksdirektor die Leitung der Nordelbischen Kirchenbibliothek, die er bis zu seinem Ruhestand Ende 1988 innehatte. Er entwickelte die Standardliste zum Schlagwortkatalog und ließ die Zeitschriftenaufsatzdokumentation auf EDV umstellen. 1982/83 war er Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg des Deutschen Bibliotheksverbandes und gehörte zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Auskunft“.

Ein besonderer Schwerpunkt seines Wirkens waren Kirchenmusik und Liturgik: Von 1962 bis 1978 war er Mitglied im Amt für Kirchenmusik sowie der Lutherischen Liturgischen Konferenz und zeitweise Vorsitzender des Liturgischen Ausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Von 1982 bis 1988 war er Vorsitzender des Gesangbuchausschusses der NEK. Von 1962 bis 1989 lehrte er – seit 1988 mit dem Titel Professor – am Fachbereich Kirchenmusik der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Von 1989 bis 1992 war er Lehrbeauftragter am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. 1996 wurde er dort mit einer Arbeit zur Hamburgischen Gesangbuchgeschichte zum Dr. theol. promoviert.

Schade publizierte zahlreiche zumeist biographische und bibliographische Artikel zur Hamburger Kirchengeschichte und war zeitweise Mitherausgeber der Reihe „Arbeiten zur Kirchengeschichte Hamburgs“. Besonders verdienstvoll ist sein Verzeichnis der Hamburger Pastorinnen und Pastoren seit der Reformation.

 
Literaturhinweise Schade Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1954 -
Anfang

 
Prof. Kurt Albert Martin Schlunck  
Abbildung
Geboren 06. Oktober 1874
Geburtsort Calicut/Ostindien 
Gestorben 18. Februar 1958
Todesort Tübingen 
Kurzbiographie

Martin Schlunk war einer der ersten protestantischen Missionswissenschaftler und sehr einflussreich im Bereich der Mission. Nach den theologischen Examina 1898/99 und Tätigkeit als Hauslehrer war er von 1903 bis 1908 Pfarrer und von 1908 bis 1927 Inspektor bzw. ab 1913 Direktor der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Bremen, ab 1910 in Hamburg. 1927/28 wirkte er als Missionsdirektor der Hanseatischen Kirchen Hamburg, Lübeck und Bremen und von 1928 bis zu seiner Emeritierung 1941 als Professor für Missionswissenschaft an der Tübinger Universität. Von 1913 bis 1927 lehrte er Missionswissenschaft am Kolonialinstitut bzw. an der Universität in Hamburg und 1916 auch am Christlich-Sozialen Frauenseminar.

Von 1924 bis 1946 war er Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Missions-Tages und dann bis zu seinem Tode des Missions-Rates. Im „Dritten Reich“ betonte er die Bedeutung von Rasse und Blut für die Kirche.

 
Literaturhinweise Schlunk Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1903 -
Hochschullehrer/in: 1914 - 1941
Anfang

 
Dr. Uwe Schmidt  
Abbildung
Geboren 14. Dezember 1931
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 23. März 2008
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Uwe Schmidt war Lehrer und Historiker sowie langjähriger Schulleiter des Gymnasiums Farmsen. Nach dem Abitur 1951 studierte er in Hamburg und Tübingen Geschichte, Latein, Philosophie und Erziehungswissenschaft. 1956 legte er in Hamburg das erste, 1959 das zweite Staatsexamen ab. Von 1959 bis 1969 unterrichtete er die Fächer Geschichte und Latein am Gymnasium Alstertal. Von 1961 bis 1963 nahm er an einem zweijährigen Grundkurs des Katechetischen Amtes der Hamburgischen Landeskirche für Religionslehrer ohne Fakultas teil. Ein weiterer Kurs mit der Theologin Marianne Timm führte ihn 1965 nach Israel, wodurch lebenslange Kontakte entstanden, die er durch 30 Reisen vertiefte. Von 1968 bis 1969 war er Fachseminarleiter für Geschichte am Studienseminar, von 1969 bis zu seiner Pensionierung 1994 leitete Schmidt das Gymnasium Farmsen. Von 1996 bis zu seinem Tode unterrichtete er unentgeltlich die Fächer Philosophie und Latein am Walddörfer-Gymnasium.

Ein zentrales Wirkungsfeld Schmidts war die Hamburger Schulpolitik, insbesondere die berufliche Interessenvertretung der Lehrenden. Von 1967 bis 1970 war er Schriftleiter der Zeitschrift „Beiträge zur Schul- und Bildungspolitik“ (zunächst „Mitteilungs­blatt“) des Philologenverbandes Hamburg, dessen Vorsitzender er 1972 wurde. 1973 gründete er den Deutschen Lehrerverband Hamburg (DLH) für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen, dessen Vorsitzender er bis 1991 war. Schmidt engagierte sich in der Auseinandersetzung über die Gesamtschule als Regelschule nachhaltig für den Erhalt der Gymnasien in Hamburg. Bundesweit wirkte er mit zahlreichen Vorträgen, Artikeln und Leserbriefen insbesondere zu schulpolitischen Themen und gab vielfältige Anstöße in bildungspolitischen Debatten.

Auch in seiner Freizeit engagierte Schmidt sich für junge Menschen: 1953 und 1966 leitete er ein Kinderferiendorf der Deutschen Gesellschaft für internationale Kinderbegegnungen. 1994/95 arbeitete er als Praktikant im jüdischen Kinderheim Neve Hanna in Kyriat Gat und musizierte dort mit Kindern. Von Kindheit an sang Schmidt in verschiedenen Chören, von 1984 bis zu seinem Tode als Tenor im Symphonischen Chor Hamburg. Von 1996 bis 2002 war er Mitglied des Kirchenvorstands der Kirchengemeinde Großhansdorf-Schmalenbeck.

Nach seiner Pensionierung wurde die Geschichtswissenschaft zentral für Schmidt: 1995 wurde er an der Universität zum Dr. phil. promoviert. Ehrenamtlich war er seit 1998 für die Forschungsstelle für Zeitgeschichte und für das Staatsarchiv tätig. Er publizierte zahlreiche Rezensionen sowie biographische Artikel. Sein zentrales Thema wurde nach der Gewerkschafts- die Hamburger Schulgeschichte im 20. Jahrhundert, über die er mehrere Bücher verfasste. Kurz vor seinem Tode konnte er noch das Manuskript einer umfassenden Darstellung der Hamburger Schulgeschichte im Nationalsozialismus abschließen.

Zum 70. Geburtstag erhielt Schmidt die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze verliehen.

 
Literaturhinweise Schmidt Uwe Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1959 - 2009
Anfang

 
Fritz Emil Schött  
Abbildung
Geboren 02. Januar 1908
Geburtsort Cuxhaven 
Gestorben 14. August 1983
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Fritz Schött war ein aus der christlichen Jugendbewegung kommender Volksschullehrer, der im Nationalsozialismus in der Hitler-Jugend als Stammführer aktiv war. Er wurde überregional bekannt durch die Übernahme des Unterrichts auf der Insel Neuwerk in seinem Ruhestand. Nach dem Abitur 1929 absolvierte Schött an der Hamburgischen Universität die Ausbildung zum Volksschullehrer mit dem Wahlfach Leibesübungen. Im Dezember 1933 bestand er die erste, im März 1938 die zweite Prüfung. Praktische Unterrichtserfahrungen sammelte er 1934/35 als  Hilfslehrer in Lehsten (Mecklenburg), wobei er sich besonders im Jungvolk engagierte, sowie ab September 1935 an der Schule Eilbektal, wo er 1939 zum Lehrer ernannt wurde.  

Fritz Schött war seit 1926 beim CVJM engagiert und hatte dort ab 1931 eine führende Stellung, die er auch nach der Eingliederung in die Hitlerjugend 1934 beibehielt; zuletzt war er Stammführer. Zum 1. Mai 1933 trat er in den NS-Lehrerbund ein, nach Aufhebung der Mitgliedersperre zum 1. Mai 1937 in die NSDAP.

Nach einer Wehrübung im ersten Quartal 1938 war Schött von August 1939 bis Juni 1942 Soldat. Durch eine schwere Verwundung  in Russland wurde er dauerhaft an Händen und Beinen verletzt, weshalb er sich danach in der Kinderlandverschickung betätigte. Als HJ-Stammführer leitete er 1944 in Wörth/Donau eine NS-Führerschule. 1945 wurde er entlassen und zeitweise interniert. Im Revisionsverfahren im Rahmen der Entnazifizierung wurde er 1947 in Gruppe V eingestuft. 

Ab 1948 arbeitete er als Lehrer an der Schule Möllner Landstraße 28, an der er 1967 stellvertretender Schulleiter wurde. Nach der Pensionierung 1973 unterrichtete er von Januar bis April 1974 vertretungsweise auf Neuwerk. Seit 1939 war er mit der Klavierlehrerin Herta Gertrud geb. Trost (1911-1990) verheiratet und hatte drei Töchter.

 
Literaturhinweise Schött Fritz Emil Literatur.pdf
Kategorien Politik
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1934 - 1974
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Elisabeth Maria Martha Anna Schulz  
Abbildung
Geboren 18. Mai 1903
Geburtsort Concepción/Chile 
Gestorben 24. März 1957
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Elisabeth Schulz war eine in Hamburg wirkende Lehrerin, Schulleiterin und ab 1955 Oberschulrätin. Die Tochter des Pfarrers und Rektors der Deutschen Schule in Concepión/Chile wuchs ab 1906 in Deutschland auf absolvierte 1922 die Reifeprüfung am Oberlyzeum in Potsdam. Anschließend besuchte sie dort bis 1923 die Seminarklasse und erlangte die Lehrbefähigung für Lyzeen. Im März 1924 legte sie zudem die Reifeprüfung des Humanistischen Gymnasiums ab. Von 1923 bis 1928 studierte Schulz evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte in Leipzig, Tübingen, Münster und Hamburg, u. a. bei Karl Barth, der sie sehr prägte. 1927 legte sie die erste theologische Prüfung in Münster und 1929/30 die beiden Staatsexamina für das Höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Ge­schichte und Religion in Hamburg ab. Ihr Referendariat absolvierte sie an der Helene-Lange-Schule in Hamburg. 1930 war sie wissen­schaftliche Hilfslehrerin an der Elise-Averdieck-Schule und wurde 1940 zur Studienrät­in ernannt. 1943 wurde sie an die Oberschule für Mädchen im Alstertal versetzt, 1944 wurde ihr vorübergehend die Leitung der Elise-Averdieck-Schule übertragen. Im „Drit­ten Reich“ gehörte sie nicht der NSDAP, aber der NSV, dem NSLB und dem Reichskolo­nialbund an.

Im September ­1945 übernahm sie die kommissarische Leitung der Oberschule für Mädchen am Lerchenfeld und wurde 1947 zur Oberstudiendirek­torin ernannt. Ostern 1955 wechselte sie als Oberschul­rätin für die wissenschaftlichen Oberschulen für Mädchen in die Schulbehörde, wo sie ein gutes Jahr bis zu ihrer Krebserkrankung wirkte.

Neben ihrer schulischen Tätigkeit war Elisabeth Schulz kirchlich sehr engagiert, u.a. als Vorsteherin der Lukas-Kirche Fuhlsbüttel, und stand in engem Kontakt zum späteren Landesbischof Volkmar Herntrich. Seit 1946 war sie Mitglied der Synode und als erste und einzige Frau des Landeskirchenrates, in dem sie das Frauenwerk und das Schulreferat betreute. Ihr gelang es 1947, Karl Barth für einen Gottesdienst in Fuhlsbüttel zu gewinnen, was von Landesbischof Simon Schöffel (1880-1959) scharf gerügt wurde. Elisabeth Schulz war vom Sommer­semester 1949 bis zum Wintersemester 1951/­52 nebenamtliche Dozentin bzw. Lehrbeauf­tragte für Katechetik an der Kirchlichen Hochschule Hamburg.

 
Literaturhinweise Schulz Elisabeth Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1930 - 1956
Hochschullehrer/in: 1949 - 1952
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Prof. Dr. Dr. h.c. Paul Wilhelm Lukas Schütz  
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Geboren 23. Januar 1891
Geburtsort Berlin 
Gestorben 26. Juli 1985
Todesort Söcking 
Kurzbiographie

Paul Schütz war lutherischer Theologe und Hauptpastor an der Hamburger Kirche St. Nikolai. Der Sohn eines Methodistenpredigers studierte ab 1910 evangelische Theologie und Philosophie in Berlin und Jena, arbeitete 1912 als Hauslehrer in Soldin und wurde 1914 zum Dr. phil. promoviert. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. 1918 legte er in Koblenz das erste und 1922 in Magdeburg das zweite theologische Examen ab, wo er 1924 ordiniert wurde. 1919 arbeitete er als Inspektor am Johannesstift in Berlin-Spandau und anschließend bis 1924 als Studienleiter am Theologenkonvikt der Domgemeinde in Halle. 1922 wurde er in Halle in Theologie promoviert. 1924/25 war er Hilfsprediger in Magdeburg und in Neutz bei Halle an der Saale. 1925 erhielt er die Pfarrstelle in Schwabendorf bei Marburg an der Lahn. Von 1926 bis 1928 leitete er gleich­zeitig die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“, war 1927/28 Mitglied des Exekutiv-Ausschusses des „International Near East Relief“ und reiste nach Genf und Paris. 1928 unternahm er für die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“ eine längere Reise nach Ägypten, Palästina, Syrien, Irak und in den Iran bis Täbris an die russische Grenze. Darüber publizierte er 1930 einen Reisebericht unter dem Titel: „Zwischen Nil und Kaukasus“. Die darin vorgetragene massive Kritik machte ihn mit einem Schlag bekannt, bestimmte die Diskussion in Missions­kreisen und führte zu seinem Rückzug aus der Missionsarbeit. Von 1929 bis 1934 gab er die Zeitschrift „Orient und Occident“ mit heraus. 1930 habilitierte er sich in Gießen für praktische Theologie, 1937 wurde seine venia legendi in Systematik geändert, bevor er sie im Herbst des Jahres aufgrund von Überlastung aufgab. Im „Kirchenkampf“ verhielt sich Schütz neutral. 1935 interpretierte die Geheime Staatspolizei sein Buch „Der Anti-Chri­stus“ als Kritik am nationalsozialistischen Staat und ließ die zweite Auflage einstamp­fen.

1940 wurde Paul Schütz Hauptpastor an der Hamburger St. Nikolai Kirche, im folgenden Jahr zum Kriegsdienst einberufen; 1946 kehrte er nach Hamburg zurück. Seit diesem Jahr lehrte er im Allgemeinen Vorlesungswesen der Universität und im Rahmen des Kirchlichen Vorlesungswerks. An der 1948 gegründeten Kirchlichen Hochschule wurde er neben seinem Hauptpastorat hauptamtlicher Dozent für Systematische Theologie und Philosophie, 1950 wurde ihm vom Kirchenrat die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg“ verliehen.

In den Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde sein Dissens zum lutherischen Bekenntnis der Hamburger Landeskirche immer deutlicher; nach langem Ringen ließ er sich zum 1. Mai 1952 in den Ruhestand versetzen. Hier liegt seine wesentliche Bedeutung für die (Hamburger) Wissenschafts- und Kirchengeschichte: Er ist der erste und bislang einzige Hauptpastor, der aus Be­kenntnisgründen aus dem Amt schied.

Nach seiner Pensionierung zog Schütz nach Bayern um und widmete sich der Ausarbeitung seiner Theologie. Als Ergebnis erschien 1960 sein Hauptwerk „Parusia Hoff­nung und Prophetie“, in dem er seine Position ausführlich darlegte. Es folgten zahlreiche weitere Artikel und Bücher.

Am 1971 erhielt Schütz den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Basel. 1993 wurde die Paul-Schütz-Gesellschaft gegründet, die das Werk dieses markanten Theologen bekannter machen will.

 
Literaturhinweise Schütz Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1924 - 1952
Hochschullehrer/in: 1946 -
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Otto Wilhelm Sickert  
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Geboren 19. Februar 1909
Geburtsort London 
Gestorben 19. Dezember 2001
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Otto Sickert war ein Hamburger Lehrer und Ingenieur. Er wuchs in London auf, bis seine Familie 1918 ausgewiesen wurde. In Blexersande und Nordenham besuchte er deutsche Schulen und legte im Herbst 1927 die Reifeprüfung ab. Ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes ermöglichte ihm das Studium der Ingenieurwissenschaften Fachrichtung Elektrotechnik, dann Eisenbahnwesen sowie Englisch und Russisch an der Technischen Hochschule Berlin. 1931/32 leitete er die Außenstelle der Studienstiftung in Charlottenburg. Schon im März 1933 wurde er wegen „staatsfeindlicher und staatsgefährdender Handlungen“ bei der Geheimen Staatspolizei denunziert und 1934 aus der Studienstiftung ausgeschlossen. 1935 konnte er trotz aller Schwierigkeiten sein Studium abschließen. Stellen im Staatsdienst blieben ihm aus politischen Gründen versagt, so dass er in der gewerblichen Wirtschaft tätig war. Von 1940 bis 1945 musste er Militärdienst leisten. 1945 arbeitet er bei der britischen Militärverwaltung.

1946/47 absolvierte Sickert einen Sonderlehrgang der Hamburger Schulbehörde, wurde 1949 außerplanmäßiger Lehrer und bestand 1951 die zweite Prüfung als Volksschullehrer. Von 1948 bis 1968 unterrichtete er an der Jenaplanschule in Wellingsbüttel und von 1968 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1974 an der Hauswirtschaftsschule in Volksdorf Mathematik, Physik, Englisch und Russisch. Sein besonderes Engagement galt der Förderung begabter Schüler in höheren Rechenarten, der Entwicklung und Durchführung von Intelligenztests und der Anwendung von Testverfahren für den Unterricht. Im Bereich der Lehrerfortbildung gab er von 1956 bis 1964 Kurse in Englisch. Im Ruhestand unterrichtete er noch zwei Jahre weiter in Volksdorf und an den Alsterdorfer Anstalten. Der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens gehörte er von 1947 bis 1975 an, als er aufgrund von inhaltlichen Differenzen austrat. Von 1976 bis 1985 lehrte er Englisch an der Volkshochschule in Duvenstedt.

 
Literaturhinweise Sickert Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1949 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Dorothee Marie Mathilde Hildegard Sölle (eig. Steffensky), geb. Nipperdey, gesch. Sölle  
Abbildung
Geboren 30. September 1929
Geburtsort Köln 
Gestorben 27. April 2003
Todesort Göppingen 
Kurzbiographie

Dorothee Sölle war eine in Hamburg aktive lutherische Theologin und Schriftstellerin. Von 1949 bis 1951 studierte sie Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie in Köln und Freiburg, von 1951 bis 1954 Evangelische Theologie und Germanistik in Göttingen. 1954 wurde sie in Göttingen promoviert und legte das Staatsexamen ab. Von 1954 bis 1960 unterrichtete sie in Köln die Fächer Religion und Deutsch. Sie heiratete den Maler Dietrich Sölle, mit dem sie drei Kinder hatte. 1965 trennten sie sich. 1969 heiratete Sölle den Hamburger Universitätsdozenten Fulbert Steffensky, sie hatten eine Tochter. 1960 wurde sie freie Mitarbeiterin für Rundfunk und Zeitschriften, 1962 bis 1964 war sie Assistentin am Philosophischen Institut der Technischen Universität Aachen, von 1964 bis 1967 Studienrätin im Hochschuldienst am Germanischen Institut der Universität Köln, an der sie sich 1971 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über das Verhältnis von Theologie und Dichtung nach der Aufklärung habilitierte. Von 1972 bis 1975 hatte sie einen Lehrauftrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz, von 1975 bis 1987 war sie Professorin für Systematische Theologie am Union Theological Seminary in New York, 1987/88 Gastprofessorin an der Gesamthochschule Kassel und 1991/92 Gastprofessorin an der Universität Basel. An der Universität Hamburg wirkte sie ab 1979 als Lehrbeauftragte für Praktische Theologie, ab 1994 mit dem Professorentitel versehen.

Theologisch führte Dorothee Sölle das Programm der Entmythologisierung Rudolf Bultmanns provokant weiter. 1965 schrieb sie das Buch „Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem Tode Gottes“ und publizierte 1968 Beiträge zur Theologie unter dem Titel „Atheistisch an Gott glauben“. Ihr Ziel war es, Menschen eine Brücke zu bauen, die nicht im kirchlichen Sinne religiös waren. Eine weltweite Friedens- und Gerechtigkeitsvorstellung prägte ihre Theologie. Zusammen mit dem katholischen Theologen Johann Baptist Metz zählt Dorothee Sölle zu den führenden Vertretern der Politischen Theologie – 1971 erschien ihre gleichnamige Schrift, in der sie in der Auseinandersetzung mit der Theologie Bultmanns die Grundlagen einer Theologie nach Auschwitz in einer demokratischen Gesellschaft entwickelte.

Die engagierte Feministin reiste mehrfach nach Lateinamerika, u.a. 1978 als Mitglied einer Menschenrechtsdelegation nach Chile, 1984 als internationale Beobachterin der Wahlen nach Nicaragua, und nach Asien, wo sie mit einer Abordnung der „Hilfsaktion Vietnam e.V.“ im Frühjahr 1974 Vietnam bereiste. Schon frühzeitig engagierte Sölle sich auch politisch: 1958 reiste sie mit einer der ersten deutschen Gruppen nach Auschwitz und setzte sich mit der damals von der Mehrheit der Deutschen verdrängten Schuld an der Judenvernichtung auseinander. Als Reaktion auf den Vietnam-Krieg initiierte sie mit anderen in Köln 1968 das Politische Nachtgebet, das bis 1972 bestand. Nachhaltig engagierte sie sich für die Friedensbewegung und sprach auf zahlreichen Kundgebungen. 1985 und 1988 wurde sie strafrechtlich verurteilt wegen versuchter Nötigung im Kontext der Proteste gegen Stationierung von Pershing-I-Raketen bzw. gegen US-Giftgasdepots in Deutschland.

Sölle besaß viele enge Kontakte in den Bereich der Literatur, u. a. war sie seit 1967 mit Heinrich Böll befreundet. Sie selbst publizierte zahlreiche Gedichtbände, u. a. „Die revolutionäre Geduld“ (1974). Ihre meditativen Texte und Gebete wurden stilbildend und fanden gerade in den feministisch-theologischen Liturgien der achtziger Jahre Eingang. Mit über 40 Büchern, von denen viele ins Englische, Spanische und Japanische übersetzt wurde, war sie eine der meist gelesenen Theologinnen und Theologen Deutschlands und wirkte nachhaltig in den anglo-amerikanischen Bereich. Am 27. April 2003 starb Dorothee Sölle auf einer Vortragsreise; in der Evangelischen Akademie Bad Boll hatte sie ihren letzten Vortrag mit dem Titel „Über das Glück“ gehalten.

Dorothee Sölle wurde vielfach ausgezeichnet: Seit 1970 war sie Mitglied des P.E.N. Zentrums Deutschland. 1974 erhielt sie die Theodor-Heuss-Medaille, 1977 die Ehrendoktorwürde der Faculté Protestante de Paris, 1981 das Stipendium des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg, 1982 den Droste-Hülshoff-Preis der Stadt Meersburg. 1994 verlieh ihr der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg den Ehrentitel „Professor“. 2005 wurde das Zentrum für Kirche und Diakonie in Altona in Dorothee-Sölle-Haus benannt.

 
Literaturhinweise Sölle Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Literatur
Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1964 -
Anfang

 
Dr. Dr. h.c. Alfred Hagen Karl Staack  
Abbildung
Geboren 28. Juli 1913
Geburtsort Berlin 
Gestorben 01. Oktober 1991
Todesort Allentown/Pennsylvania 
Kurzbiographie

Hagen Staack war Pastor und Kirchenhistoriker mit besonderem Interesse für mittelalterliche Kirchen-  und Philosophiegeschichte. Nach der Reifeprüfung 1933 studierte Staack in Berlin und Rostock Philosophie, Theologie, Mathematik, Physik und Kunstwissenschaft. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche wurde er mehrfach von der Geheimen Staatspolizei verhört. 1938 wurde er in Hamburg bei Hermann Noack und Joachim Ritter zum Dr. phil. promoviert. Nach zwei Semestern an der Theologischen Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin, an der er von April 1938 bis August 1939 Philosophiegeschichte lehrte, legte er dort 1939 das erste theologische Examen ab. Von September 1939 bis Juli 1945 war er Soldat, anschließend wurde er Vikar in Hamburg-Eppendorf und legte 1946 das zweite theologische Examen ab. 1947 wurde er Pastor an St. Johannis in Harvestehude. Von 1945 bis 1949 war er Lehrbeauftragter für Philosophie an der Universität Hamburg. 1948 wurde er nebenamtlicher Dozent für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo er bis 1950 lehrte.

Staack war Vorsitzender des Evangelischen Bundes in Hamburg und stellvertretender Landesmarkführer Nordmark der Christlichen Pfadfinderschaft. Nach einem Studienaufenthalt von September 1949 bis Juni 1950 in den USA als Stipendiat des Ökumenischen Rates der Kirchen, um an der Universität Princeton/New Jersey Vorträge über mittelalterliche Kirchengeschichte zu halten, wechselte er zum November 1950 als Pastor an die St. Peter's Church in Allentown/Pennsylvania (USA). Von 1955 bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Professor und Leiter des 'religion department' am Muhlenberg College in Allentown. Daneben war er von 1955 bis 1958 'supply pastor' an der Jerusalem Lutheran Church of Eastern Salisbury und von 1958 bis zu seinem Ruhestand 1983 'vice pastor' an der Chestnut Hill Lutheran Church, Limeport. Überregional bekannt wurde er in den USA durch die NBC Fernsehserien „Frontiers in Faith“ (1963-1966) und „The Holy Seasons“ (März 1966). Über 30 Jahre hatte er wöchentlich eine eigene halbstündige Radiosendung zu religiösen Themen und hielt über neun Jahre täglich eine Morgenandacht im Rundfunk. Wichtig war ihm, dass Religion ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz ist.

Das Roanoke College verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. 1964 erhielt er den „Gabriel Award“ der American Association of Catholic Broadcasters für das beste protestantische Fernsehprogramm.

 
Literaturhinweise Staack Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1938 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1947 -
Anfang

 
Dr. h.c. Carl Gustav Curt Stage  
Abbildung
Geboren 31. Mai 1866
Geburtsort Waldenburg/Schlesien 
Gestorben 21. Februar 1931
Todesort Wernigerode 
Kurzbiographie

Curt Stage war ein lutherischer Theologe und ab 1903 Hauptpastor der Kirche St. Katharinen. Unter seiner Leitung entstanden die demokratischen Kirchenverfassungen von 1919 und 1923. Nach dem Abitur 1884 studierte Stage in Straßburg, Jena und Berlin Evangelische Theologie. In Berlin legte er 1888/89 die beiden theologischen Prüfungen ab. 1890 wurde er Archidiaconus in Berlin, 1895 Pastor an der Hauptkirche St. Petri in Hamburg, wo er 1896 Mitglied der Synode und 1920 des Kirchenrates wurde. 1903 wurde Curt Stage zum Hauptpastor an die Nachbargemeinde St. Katharinen berufen. Von 1919 bis 1923 war er der erste selbstgewählte Präsident der Synode und zugleich Mitglied ihres Verfassungsausschusses, der 1919 eine vorläufige und 1923 eine neue Verfassung vorlegte. 1923 wurde Stage als amtsältester Hauptpastor zum Senior der Evangelisch-lutherischen Kirche im hamburgischen Staate gewählt, als der er bis zu seiner Emeritierung 1929 tätig war. Er förderte den Kirchenbau und setzte eine Bezirkseinteilung für große Gemeinden durch. Stage war Vertreter Hamburgs beim Deutschen Evangelischen Kirchentag (1921), von 1924 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenbundesrat und von 1926 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss. Er war liberal und demokratisch eingestellt, kirchenpolitisch zählte er zum Deutschen Protestantenverein. In der Schulpolitik setzte er sich für ein gutnachbarliches Verhältnis zwischen Staat und Kirche ein.

Seit 1903 lehrte er am Allgemeinen Vorlesungswesen der Hansestadt Theologie und prüfte die Kandidaten der Theologie im Fach Neues Testament. Stage war Anhänger der historisch-kritischen Forschung und hielt das Zusammenleben des Evangeliums mit dem jeweiligen Kulturleben der Zeit für eine wesentliche Aufgabe des Evangeliums.

1909 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Straßburg in Anerkennung seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Hauptpastor wurde die „Hauptpastor D. Curt Stage Stiftung“ eingerichtet.

 
Literaturhinweise Stage Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1895 -
Anfang

 
Henriette Marianne Timm  
Abbildung
Geboren 08. Februar 1913
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 01. November 1993
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Marianne Timm war eine evangelische Theologin, die besonders durch ihren Einsatz für junge Menschen sowie ihr Engagement für Israel und die christlich-jüdische Zusammenarbeit bekannt wurde. Sie zählt zu den Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung der Theologin­nen, spielte bis zum Beginn der fünfziger Jahre eine zentrale Rolle in der evangelischen Studen­tinnenbewegung sowie der Studierendenseelsorge und wirkte anschlie­ßend vor allem im Bereich der Religionspädagogik. Nach dem Theologiestudium absolvierte sie 1937 die erste theolo­gische Prüfung in Hamburg und 1939 die zweite in Hannover. Sie konnte als Vikarin in ihrer Hamburger Gemeinde weiterarbeiten und gleichzeitig bis 1949 in der Studenten­seelsorge tätig sein. 1941 begann sie ihre Tätigkeit als Reisese­kretärin für die Evange­lischen Studenten­ge­meinden und organi­sierte mindestens zweimal im Jahr illegale Tagungen für 30 bis 50 Vertrauensstudentinnen. Die dabei gesam­melten Kollekten wurden zum Erwerb von Lebensmittel­gutscheinen für versteckt lebende Juden verwendet. 1946 untersagte ihr die Hamburger Kirchenleitung ihre überregionale Reisetätigkeit und das Abhalten von Andachten und Bibel­stunden, die ihr während des Zweiten Weltkriegs noch zugestanden worden waren. 1949 wechsel­te Timm an die Evange­lische Akademie Hamburg, wo sie für Religions­pädagogik zustän­dig war; später übte sie diese Funktion am neugeschaffenen Katechetischen Amt aus. 1970 wurde sie als erste Theologin in den Kirchenrat gewählt, zugleich gehörte sie der Synode an. Sie gab zahlreiche Bücher und Sammlungen für den Unter­richt in diesem Fach heraus und wirkte in der religionspädagogi­schen Lehreraus- und -fortbildung. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland berief Marianne Timm als einzige Frau zum Mitglied.

Seit den fünfziger Jahren begleitete sie Lehrergruppen auf Studien­reisen ins Heilige Land und engagierte sich seit 1960 zudem im christlich-jüdischen Dialog. Der Kontakt zu Israel, insbesondere der zu ihren dort lebenden ehemaligen Mitschülerinnen, war ihr ein wichtiges Anliegen und prägte ihr Leben bis in den Ruhestand, der 1979 begann.

 
Literaturhinweise Timm Literatur.pdf
Kategorien Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1939 -
Anfang

 
Antonie Wilhelmine Traun  
Abbildung
Geboren 06. Dezember 1850
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 28. Oktober 1924
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Antonie Westphal war die älteste Tochter von Carl Wilhelm Ludwig Westphal, Kaufmann und Mitinhaber der Teefirma G.W.A. Westphal Sohn & Co. Einer ihrer fünf Geschwister war der Senator Otto Westphal (Wirtschaft und Verkehr).

1871 heiratete sie den acht Jahre älteren Kaufmann und Harburger Fabrikanten Otto Traun. Durch ihren Onkel Adolf Meyer kam Antonie Traun mit der Politik in Berührung. Er nahm sie zu den ersten Reichstagssitzungen mit. Antonie Traun wurde glühende Bismarck-Verehrerin. Sie war konservativer Gesinnung und gleichzeitig aufgeschlossen für das Neue.
So politisiert, schloss sie sich zuerst der von ihrem Schwager, dem Inhaber der Hamburger Gummiwerke und Senator Dr. Heinrich Traun (1838-1909) geschaffenen Hamburger Volksheime an. 
Antonie Traun wurde auch eine Anhängerin und Aktivistin der bürgerlichen Frauenbewegung. Als sie mit 48 Jahren Mitglied der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins wurde, hatte sie in 26 Jahren sechs Kinder geboren, von denen eins im Alter von einem Jahr gestorben war.  Schon bald übte sie im Vereinsvorstand entscheidenden Einfluss aus. 1900 schuf Antonie Traun aus einer Arbeitsabteilung des Vereins den selbstständigen Zweigverein „Die sozialen Hilfsgruppen“. Das Ziel der „Sozialen Hilfsgruppen“ war: Frauen und Mädchen der Oberschicht zur Mitarbeit in sozialen Einrichtungen zu gewinnen, damit sie gesellschaftliches und staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein erlernten.  
1907, ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes, wurde Antonie Traun Mitglied des Hauptvorstandes des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, begeisterte sie die Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung zum Dienst in der Kriegshilfe. Ein Jahr später schuf sie gemeinsam mit Nanny Goldschmidt den „Bund Hamburgischer Hausfrauen. Ziel des Hausfrauenbundes war: die Vertretung der volkswirtschaftlichen Interessen der Hausfrauen als Konsumenten und Produzenten. Der Bund wollte die Arbeit der Hausfrau mit der Tätigkeit in anderen Berufen gleichsetzen. Dieser Passus wurde jedoch 1918 gestrichen, denn gegen Ende des Ersten Weltkriegs entwickelten sich die Hausfrauenvereine immer mehr zu nationalistischen, konservativen Frauenvereinigungen.

 

 
Kategorien Politik
Wohlfahrt
Bildungswesen
Funktionen
Anfang

 
Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Franz Uhsadel  
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Geboren 28. Juni 1900
Geburtsort Danzig 
Gestorben 09. Juni 1985
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Walter Uhsadel war ein lutherischer Theologe, Pastor und Religionspädagoge. Er studierte  von 1920 bis 1924 Theologie und Philosophie in Marburg und Berlin. Nach den theologischen Examina (1924/1926) war er Hilfsprediger in Hamburg Alt-Barmbek und beim Kirchlichen Jugendamt, bis er 1928 Pastor an St. Gertrud wurde. Nach der Ausbombung im August 1943 vertrat er eine Pfarrstelle in Alt-Cuxhaven, die er von 1944 bis 1950 fest übernahm.

1932 gründete Uhsadel die norddeutsche Sektion der Gemeinschaft „Arzt und Seelsorger“ mit. Seit 1934 war er aktiv in der Evangelischen Michaelsbruderschaft. In seiner Gemeindearbeit ging es ihm um die Neubegründung der „kirchlichen Jugenderweisung“. Sein bekanntester Konfirmand war Helmut Schmidt. Früh beschäftigte sich Uhsadel mit der Psychoanalyse und hatte Kontakt zu dem Psychiater Carl Gustav Jung. Neben der kirchlichen Tätigkeit wandte Uhsadel sich der Pädagogik zu und wurde 1938 bei dem Erziehungswissenschaftler Wilhelm Flitner promoviert. 1950 wurde Uhsadel Studienleiter für Religionspädagogik am Pädagogischen Institut der Universität Hamburg und war Lehrbeauftragter an der Kirchlichen Hochschule und der Evangelisch-theologischen Fakultät. 1956 wurde er zum ordentlichen Professor für Praktische Theologie an die Universität Tübingen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1965 lehrte.

Uhsadel publizierte über 400 Titel und wirkte zudem als Herausgeber mehrerer Zeitschriften. Inhaltlich verband er das reformpädagogische Anliegen und die Ideen der Jugendbewegung mit kirchlichen Erneuerungsbestrebungen.

Die Universität Helsinki verlieh ihm die Universitätsmedaille, die Friedrich-Naumann-Stiftung die Theodor Heuß-Plakette, die Universität Hamburg 1958 die theologische Ehrendoktorwürde.

 
Literaturhinweise Uhsadel Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1924 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1926 -
Hochschullehrer/in: 1950 - 1965
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Lic. theol. Dr. h.c. Johannes (Hans) Arthur Vollmer  
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Geboren 09. Februar 1871
Geburtsort Kaiserswerth am Rhein 
Gestorben 10. August 1941
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Johannes Vollmer war ein Hamburger Oberlehrer und erster Leiter des Deutschen-Bibel-Archivs. Nach der Reifeprüfung 1890 studierte er Theologie und Philologie in Bonn. 1895 wurde er in Bonn zum Lic. theol. promo­viert. Dort legte er 1896 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt ab und absolvierte die praktische Ausbildung 1896/97 am Gymnasialseminar. In Hamburg leistete er das Probejahr 1897/98 an der Gelehrtenschule des Johanneums ab, wo er ab 1898 als Oberlehrer an der Oberrealschule die Fächer Religion, He­bräisch, Latein und Deutsch unterrichtete. Vertretungsweise wurde er an der Höheren Staatsschule 1901 in Cuxhaven eingesetzt, danach wechselte er dauerhaft an die Gelehrtenschule des Johanneums.

1912 wurde er zum Direk­tor der Realschule St. Pauli ernannt, schied aber 1919 aus, da er sich nicht der nun erforderlichen Neuwahl unterziehen wollte, und wurde als Studienrat und Professor an das Kirchenpauer Realgymnasium versetzt, wo er bis 1931 wirkte. 1930 wurde er zum Leiter des neu gegründeten Deutschen Bibel-Archivs in Hamburg ernannt und zeitweilig vom Schuldienst freige­stellt. Daneben gab er Kurse im Fach Religion am Institut für Lehrerfortbildung und las im Allge­meinen Vorle­sungswesen im Wintersemester 1928/29 über „Heilige Texte und ihr Gebrauch“. 1934 wurde er aus Altersgrün­den in den Ruhestand versetzt, wobei er weiter für das Bibelarchiv zuständig blieb.

Poli­tisch gehörte er von 1918 bis 1933 der DNVP an.

Vollmer publizierte über einzelne biblische Bücher, Bibelausgaben und Bibelbearbeitungen sowie zur Religionsgeschichte und gab erstmals die Historia scholastica des Petrus Comestor heraus. Darüber hinaus erläuterte er das Nibelungenlied in einer Textausgabe und edierte das aus dem 15. Jahrhundert stammende Adambuch aus dem Handschriftenbestand der Hamburger Stadtbibliothek.

1922 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Bonn, 1930 die Leibnitz-Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

 
Literaturhinweise Vollmer Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1895 -
Lehrer/in: 1896 - 1930
Hochschullehrer/in: 1928 -
Anfang

 
Hon. Prof. Dr. h.c. Walter Windfuhr  
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Geboren 06. Mai 1878
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 22. Mai 1970
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Walter Windfuhr war evangelischer Theologe, Pastor an der Hauptkirche St. Katharinen und Fachmann für das Judentum. Nach dem Abitur am Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek studierte er Evangelische Theologie und Semiti­sche Sprachen, legte 1903 und 1905 die theologischen Examina ab. 1907 wurde er Pastor an der Hauptkirche St. Katharinen für den Bezirk Stephan-Kempe in Hammerbrook. 1914 unternahm er eine größere Orientforschungsreise. Windfuhr beschäftigte sich wissenschaft­lich mit dem Judentum und dem Alten Testa­ment, wobei er bald zum anerkannten Fachmann für das rabbinische und das mittelalterliche Judentum wurde. Er galt als einer der besten Kenner des talmudischen Schrifttums. Seit 1920 unterrichtete er die Kandidaten der Theologie im Alten Testament und seit 1925 war er Lehrbeauftragter an der Hamburger Universität, die ihn 1929 zum Honorarprofessor ernannte. 1926/27 hatte er Vorlesungen am Institutum Judaicum in Berlin gehalten, eine Berufung zerschlug sich jedoch. Zum Jahresende 1933 ließ Windfuhr sich als Pastor in den Ruhestand versetzen, weil er die enge Verbindung der Kirche mit dem nationalsozialistischen Staat nicht mittragen konnte. Seine Lehrtätigkeit an der Universität setzte er bis 1941 und von 1951 bis 1958 fort.

1924 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Heidelberger Universität.

 

 

 
Literaturhinweise Windfuhr Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1903 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1907 -
Hochschullehrer/in: 1920 -
Anfang

 
Hon. Prof. Dr. h.c. Otto Karl Emil Witte  
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Geboren 06. Mai 1893
Geburtsort Aken/Elbe 
Gestorben 18. Februar 1966
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Karl Witte war ein evangelisch-lutherischer Theologe, Hamburger Landesbischof und Hochschullehrer für Neuen Testament und Praktische Theologie. Witte studierte in Berlin und Halle Evangelische Theologie. 1914 und 1918 bestand er in Berlin die beiden theologischen Prüfungen. Von 1914 bis 1918 leistete er Kriegsdienst - er war einer der wenigen Überlebenden der Schlacht von Langemarck. 1919 wurde Witte Hilfsprediger, 1920 Pastor in Oranienburg, verzichtete jedoch schon ein Jahr später aus persönli­chen Gründen auf die Rechte des geistlichen Standes, die ihm erst 1934 erneut ver­liehen wurden. Nachdem er sein Pastorat verlassen hatte, zog Witte nach Hamburg, wo er bis 1926 die völkische „Fichte-Hochschule“ leitete. Er stand in enger Verbindung zu völkischen Gruppierungen, die er als „tief-religiös“ verstand. Dabei bezog er die völkischen Gedanken zurück auf das Christentum, lehnte aber die Versuche einer Synthese von Germanentum und Christentum ab.

1926 wurde Witte Vorsteher der Stadtmission und hielt zahlreiche Vorträge sowie theologische Schulungen, darüber hinaus publizierte er Andachten und Predigtbände. 1934 übernahm er das Amt für Volks­mission. Von 1934 bis 1936 lehrte er Systematische Theologie und Neues Testament im Rahmen der Religionslehrerausbildung an der Philosophischen Fakultät der Hamburger Universität, daneben gab er Kurse am Institut für Lehrerfortbildung. 1935 kam es zu Ermittlungen gegen ihn wegen angeblicher staats­feind­licher Aussagen, wobei Rivalitäten innerhalb des Landeskirchenam­tes eine wichtige Rolle spielten. Ende September 1936 wurden erneut politische Bedenken gegen ihn laut, die dazu führten, dass er im Sommer­semester 1936 keine Lehrveranstal­tung anbieten konnte und seine Ämter in der Mission verlor, obwohl seine politische Zuverlässigkeit bestätigt wurde.

In das Pastorenamt gelangte Witte 1941, als er stellvertretend, dann ab 1946 hauptamtlich eine Stelle an der St. Andreas-Kirche antrat. 1956 wurde Witte zum Hauptpastor an St. Petri und 1959 zum Bischof gewählt; 1964 trat er in den Ruhestand. Er gehörte zu den vehementen Gegnern der Gleichbe­rechtigung der Frauen im geistlichen Amt und verzögerte die Veröffentlichung der ersten Darstellung der Hamburger Kirchengeschichte im „Dritten Reich“.

Von 1948 bis 1954 lehrte er Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule sowie im Rahmen der Religionslehrerausbildung am Pädagogischen Institut und an der Theologischen Fakultät der Hamburger Universität, die ihn 1960 zum Honorarprofessor ernannte. 1933 hatte er die theologische Ehrendoktorwürde der Rostocker Universität erhalten.

 
Literaturhinweise Witte Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1914 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1919 -
Hochschullehrer/in: 1948 - 1954
Anfang

 
Dr. Dr. h.c. Hans-Otto Emil Wölber  
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Geboren 22. Dezember 1913
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 10. August 1989
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hans-Otto Wölber war evangelischer Landesbischof und Begründer der kirchlichen Jugendarbeit in Hamburg. Nach dem Abitur studierte er von 1933 bis 1938 evangelische Theologie in Bethel, Erlangen und in Berlin. In Bethel war er im Wintersemester 1935/36 Führer der Studentenschaft. 1939 und 1940 legte er die beiden theologischen Examina ab und wurde 1940 in Erlangen promoviert. Von Januar 1940 bis zum Oktober 1945 war Wölber im Heeresdienst. Nach der Rückkehr aus dem Kriegsdienst und der Gefangenschaft war er 1945 Jugendpastor in Hamburg; 1954 wurde er Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) für Jugendfragen. Von 1955 bis 1963 war er Lehrbeauftragter an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg.

1956 wurde Wölber zum Hauptpastor an St. Nikolai, 1964 zum Bischof gewählt. Nach Gründung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche wurde er 1977 als Bischof für den Sprengel Hamburg bestätigt. Von 1967 bis 1970 gehörte er dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, von 1969 bis 1975 war er Leitender Bischof der VELKD und Vorsitzender der lutherischen Bischofskonferenz; am 1. Mai 1983 wurde er als Hamburger Bischof emeritiert.

Die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sozial oder theologisch bestimmte, teils restaurative, teils auf neuen Aufbruch gerichtete geschlossene Haltung Wölbers wurde von zunehmender Offenheit und Fairness gegenüber Andersdenkenden abgelöst. Seit den 1970er Jahren konzentrierte er sich auf die „Verteidigung“ der Volkskirche gegen die Welle der Entkirchlichung. Vor allem gegenüber jüngeren Pastoren betonte er, dass Kirche sich weniger um Politik als um Seelsorge und Betreuung der Gemeindemitglieder kümmern sollte.

1965 erhielt Hans-Otto Wölber die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Erlangen, 1991 wurde in Hamburg an der Ruine der St. Nikolaikirche der Wölberstieg nach ihm benannt.

 
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Theologe/in: 1940 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1945 -
Hochschullehrer/in: 1955 - 1963
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Prof. Dr. Albrecht Paul Ernst Karl von Wrochem  
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Geboren 10. Dezember 1880
Geburtsort Trier 
Gestorben 20. Juni 1944
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Albrecht von Wrochem war einer der einflussreichsten Verwaltungsjuristen für die Hamburger Universität in der Weimarer Republik. Nach dem Abitur 1902 in Münster studierte er zuerst Medizin in Freiburg, dann ab 1903 Rechtswissenschaft in Berlin, Kiel und Münster. 1905 legte er in Hamm die erste, 1910 in Berlin die zweite juristische Staatsprüfung ab. 1908 wurde er in Leipzig zum Dr. jur. promoviert. Von 1911 bis 1914 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Seminar für öffentliches Recht und Kolonialrecht des Hamburgischen Kolonialinstituts und bot Veranstaltungen zum Kolonial- und Versicherungsrecht an. Im Januar 1914 wurde er in die Hamburgische Verwaltung übernommen, war kurzzeitig in der ersten Sektion der Oberschulbehörde und ab März beim Versicherungsamt tätig, wo er im August zum Assessor ernannt wurde.

1917 wurde er aus dem Kriegsdienst für die Verwaltung der wissenschaftlichen Anstalten an die 1. Sektion der Oberschulbehörde zurückberufen. 1918 wurde er zum Regierungsrat ernannt, 1923 zum Oberregierungsrat und 1928 zum Regierungsdirektor in der Hochschulbehörde. In dieser Funktion gehörte er dem Ausschuss für Religionsleh­rerausbildung an. Er selbst lehrte im Wintersemester 1932/33 dort Kirchenrecht. Daneben war er von 1919 bis 1930 als Dozent, ab 1930 als Honorarprofessor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät für Kirchen-, Staats- und Verwaltungs­recht tätig.

Aus seiner einflussreichen Funktion als Universitätsreferent der Hochschulbehörde wurde Albrecht von Wrochem im Mai 1933 trotz seiner als „national“ beschriebenen politischen Einstellung entlassen. Hintergrund soll seine Weigerung gewesen sein, am 8. März die nationalsozialistische Fahne über der Universität hissen zu lassen. Albrecht von Wrochem wurde am 23. Mai 1933 aus politischen Gründen als nunmehr kommissarischen Regierungsdirektor an die Arbeitsbehörde versetzt, im November zur Finanzverwaltung, im April 1934 zur Polizeibehörde und noch im selben Monat als Regierungsdirektor an die Landherrenschaft.

Zum 30. April 1936 wurde von Wrochem aufgrund von § 6 des Reichsgesetzes „zur Wiederherstellung des Berufsbeam­tentums“ in den Ruhestand versetzt. 1937 wurde ihm auf gleicher Grundlage die Lehrbefugnis entzo­gen. Hintergrund war ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Aberkennung des Ruhegehalts, weil von Wrochem seine formale Mitgliedschaft im Stahlhelm von 1933 auf 1929 vordatiert und seine Konfession falsch angegeben haben soll: Er war 1926 aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber nicht, wie angegeben, in die evangelische eingetreten. Nach einer Verurteilung wurde er in der Berufung freigesprochen. Im Juli 1937 verlor er auf Initiative des Reichsstatthalters seine Lehrbefugnis endgültig, nachdem der Präsident der Kultur- und Schulbehörde Karl Witt  und der Rektor der Universität Adolf Rein Bedenken gegen die Fortsetzung der Lehrtätigkeit geäußert hatten.

 
Literaturhinweise Wrochem Literatur.pdf
Kategorien Politik
Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1919 -
Anfang

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