Kurzbiographie |
Ein für die damalige Zeit mit ungewöhnlichen Aufwand aufgeführter und viel bewunderter Bau war der vom Architekten Eduard Averdieck für den Eigentümer W.Sillem errichtete Bazar am Jungfernstieg. Die Baukosten betrugen 1200000 Mark und, wie der "Wandsbecker Bote" von 1846 berichtet, kamen selbst die Pariser und Londoner Bauwerke dieser Art dem Bazar an Pracht und Eleganz nicht gleich. Bis zum Brande 1842 stand an dessen Stelle ein im 17.Jahrh. im Renaissancestil aus Ziegeln erbautes Haus, der vornehme Gasthof "Alte Stadt London". Er wurde ehemals von der Prinzessin Juliane von Ostfriesland bewohnt und gehörte vorher ihrem Oheim, dem Herzog Rudolf von Braunschweig. Später kam das Haus in den Besitz von Peter Godeffroy und wurde dann zum Hotel umgewandelt. Am Morgen des 7.Mai 1842 sprengte man das Bauwerk nebst dem danebenliegenden Heinischen Haus und Streits Hotel, um dem weiteren Vordringen des Feuers Einhalt zu tun. Nach noch nicht 40 Jahren, 1880 brach man das umfangreiche Gebäude des Bazars ab und setzte an seine Stelle 1881/83 den "Hamburger Hof", der durch seine schöne nach Entwurf der Architekten Hanssen und Meerwein in rotem Sandstein ausgeführte Renaissancefassade eine Zierde der Alstergegend bildete. Dieser vornehme Gasthof ging 1918 ein bzw. wurde zum Geschäftshaus für Stinnes umgebaut. Der Erbauer des Bazars, der Architekt Eduard Averdieck, war in Hamburg am 17.Februar 1810 als Sohn eines Kaufmannes geboren, lernte in seiner Vaterstadt bei Professor Fersenfeldt, bei Wolfram in München und Stier in Berlin, besuchte Dänemark, die Rheinlande, die Schweiz, Baden, Österreich, Sachsen sowie Preußen und ließ sich dann in Hamburg nieder, wo er durch Bauten für Privatleute bald Beschäftigung fand. 1841/42 baute er die Häuser an der neuangelegten Büschstraße am Gänsemarkt und nach dem Brande Sillems Bazar, die Reformierte Kirche an der Ferdinandsstraße sowir das große Haus am Steintorplatz zwischen Kirchenallee und Steintorweg, das inzwischen wiederholt umgebaut worden ist. Außerdem stammt von ihm Averdiecks Terrasse, ein Gebäudeblock an der Straße Berliner Tor mit Gartenanlage, der aber vorn verändert ist und auch den Namen gewechselt hat. Averdieck starb am 11.Februar 1882. Quelle: Paul H. M. Gädtgens: Sammlung von Aufsätzen und Auszügen aus älterer Fachliteratur über Hamburger Bauten und Baumeister bis zum 19. Jahrhundert, Hamburgisches Architekturarchiv, AIV-Bibliothek, 752 /II/J, Benutzte Literatur: W. Melhop: Alt-Hamburgische Bauweise. Hamburg 1925, Karl Baedeker: Hamburg und die Niederelbe, 1962 |