Friedrich Nieland war ein Hamburger Holzhändler, der vor allem als antisemitischer Publizist bekannt wurde und Ende der fünfziger Jahre einen großen Justizskandal auslöste. Er wuchs in Hamburg auf, besuchte die Volksschule und absolvierte eine Zimmererlehre sowie die Baugewerbeschule. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat. Seit Dezember 1919 war er als selbstständiger Holzhändler in St. Georg tätig. Mitglied der NSDAP war Nieland nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er 1949 mit seiner Firma nach Wellingsbüttel. Überregional bekannt wurde er 1957 durch die von ihm verfasste und bundesweit verbreitete judenfeindliche Broschüre mit dem Titel: „Wieviel Welt (Geld)‑Kriege müssen die Völker noch verlieren?“. Sein Manuskript hatte er im Spätherbst 1956 zu schreiben begonnen, wobei er auf ältere Aufzeichnungen zurückgegriffen hatte. Im Januar 1957 erteilte er seinem Verleger Adolf Ernst Peter Heimberg in Stade den Druckauftrag und schickte 1.673 Exemplare an alle Minister und Parlamentarier des Bundes und der Länder sowie 215 an Bekannte. Nieland warnte darin vor einem Dritten Weltkrieg, der angeblich von insgeheim regierenden Juden vorbereitet werde. Er leugnete die millionenfache Ermordung der Juden im Nationalsozialismus, wobei er sich auf Mathilde Ludendorff und die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“ berief. Der rheinland-pfälzische SPD-Landtagsabgeordnete Maxim Kuraner stellte Strafantrag wegen öffentlicher Beleidigung und die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Hamburg leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Nieland ein. Dem Antrag der Staatsanwaltschaft, das Hauptverfahren zu eröffnen, wurde von der zuständigen Großen Strafkammer I des Landgerichts Hamburg unter dem Vorsitz von Dr. Enno Budde nicht stattgegeben. Die eingelegte Beschwerde der Generalstaatsanwaltschaft wurde vom Ersten Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts unter dem Vorsitz von Dr. Otto Erich Herr zurückgewiesen. Der Bundesgerichtshof jedoch zog mit Urteil vom 28. Februar 1959 die von Nieland verfasste Schrift nach § 98 StGB ein. Das Engagement des Hamburger Bürgermeisters Max Brauer und die intensive öffentliche Diskussion darüber führten dazu, dass 1960 das Gesetz gegen Volksverhetzung vom Bundestag verabschiedet wurde. |