Kurzbiographie |
Ägidius war der Sohn Ludwig Gutbiers, des Bürgermeisters seiner Geburtsstadt, und der Kaufmannstochter Anna geborene Kirchhof. Im Alter von neun Jahre Vollwaise, besuchte Gutbier die Stadtschule in Weißensee, anschließend die Klosterschule in Roßleben, um seine Ausbildung auf dem Gymnasium in Quedlinburg abzuschließen. Einer der Lehrer Gutbiers, der spätere Superintendent Daniel Heimburger (1606–1661), weckte in ihm das Interesse an den orientalischen Sprachen. Gutbier begann nach einer dreijährigen Tätigkeit als Hauslehrer in Riga in Rostock zu studieren, wo er 1645 aufgrund einer in Hebräisch geschriebenen Dissertation über den 110. Psalm promoviert wurde. Es schlossen sich Aufenthalte in Königsberg, Leiden, Oxford, Paris und Lübeck an, während deren Gutbier seine orientalistischen Kenntnisse weiter vertiefte. 1649 siedelte Gutbier nach Hamburg über, wo er, wie schon vorher, zunächst als Hauslehrer arbeitete, bevor ihm 1652 eine Stelle als Lehrer der orientalischen Sprachen am Akademischen Gymnasium übertragen wurde. Am 17. Juni 1653 heiratete Gutbier die Witwe Maria Streubing, die mit Lucas Holstenius (1596-1661) verwandt war. Mit ihr hatte Gutbier einen Sohn namens Aegidius Theodor, der bereits 1677 verstarb. 1660, nach dem Tode von Joachim Jungius (1587–1657), wurde Gutbier zusätzlich mit der Professur für Logik und Metaphysik am Akademischen Gymnasium betraut. Im selben Jahr verlieh ihm die Universität Gießen die theologische Doktorwürde. Von seinen Werken ist bis heute die syrische Ausgabe des Neuen Testaments samt Lexikon und Anmerkungen, erschienen zwischen 1663 und 1667, am bekanntesten. Gutbier selbst besorgte die kostspielige Drucklegung im eigenen Hause und bediente sich dabei Lettern, die er vermutlich in Leiden hatte gießen lassen. Der Tod ereilte den an der Schwindsucht Leidenden (angeblich im Hause des Bruders), als er mit seiner Familie in Thüringen unterwegs war. Die Privatbibliothek Gutbiers wurde vermutlich 1679 im Hause der Witwe im Jakobikirchhof versteigert. Das Bild zeigt Titelblatt und Frontispiz der Ausgabe des syrischen Neuen Testaments von 1731 (Exemplar der Kirchengemeinde Breitenberg: Nordkirchenbibliothek, Signatur: Bre 386). |