Kurzbiographie |
Otto Friedrich Wehrhan war der Sohn von Christoph Friedrich Wehrhan (1761–1808), einem lutherischen Pfarrer in Liegnitz. Wehrhan studierte Theologie und wurde nach einer Tätigkeit als Hauslehrer 1823 Geistlicher in Niederschlesien. Nach Streitigkeiten im Rahmen der preußischen Unionsbestrebungen, die Wehrhan wegen seines Separatismus sogar eine Kerkerhaft eintrugen, wurde er 1841 als Nachfolger von Lebrecht Friedrich Ehregott Krause (1804–1885) zum Pastor einer ‚altlutherischen‘ Gemeinde in Hamburg gewählt, die sich von der Landeskirche abgesondert hatte. Sein Vorgänger, der nach Milwaukee in Wisconsin auswanderte, hatte eine Schmähschrift gegen das Geistliche Ministerium gerichtet und war deswegen aus Hamburg ausgewiesen worden. Wehrhan folgte diesem Rufe bereitwillig, erkannte jedoch schnell, dass es in Hamburg keine offizielle Union mit der reformierten Kirche gab. Da die Abweichler nicht willens waren, zur lutherischen Landeskirche zurückzukehren, legte Wehrhan sein geistliches Amt nach wenigen Monaten nieder, um nach Dresden überzusiedeln. Kulturgeschichtlich von höchstem Interesse sind Wehrhans Schilderungen des Hamburger Alltags- und Gesellschaftslebens kurz vor dem Brand von 1842. Diese finden sich in den Kapiteln 2 bis 14 (= S. 16–228) seines Werkes „Norddeutsche Reise.“ Wehrhan beschreibt dort in anschaulichem Stil das Hafenleben, den Gebäudebestand einschließlich des Gängeviertels, die öffentlichen und privaten Einrichtungen wie die Stadtbibliothek, das Allgemeine Krankenhaus und das Rauhe Haus, die Lebensweise der Auswanderergruppen und vieles mehr. Lokalkirchengeschichtlich wertvoll ist Wehrhans Darstellung der kirchlichen Zustände, die er in Hamburg vorfand und gelegentlich mit kritischen Kommentaren versah. Die Abbildung zeigt Titelblatt und Frontispiz von Wehrhans Biografie des lutherischen Theologen Johann Arndt (Exemplar der Nordkirchenbibliothek Hamburg, Signatur: Mi 0419). |