Kurzbiographie |
Rosa Schapire wurde als viertes von fünf Kindern einer angesehenen jüdischen Familie in Ostgalizien geboren. Sie studierte als eine der ersten Frauen Kunstgeschichte. Rosa Schapire verdiente sich ihr Studium mit Übersetzungen und Sprachunterricht und promovierte in Heidelberg. Sie wurde passives Mitglied der Künstlergruppe die „Brücke“, die 1905 von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl gegründet worden war. 1908, nach einigen unruhigen Wanderjahren, die Rosa Schapire auch nach England gebracht hatten, hatte sie sich in Hamburg niedergelassen und war in den dritten Stock der Osterbekstraße 43 gezogen. Dort ließ sie 1921 zwei Räume von Schmidt-Rottluff gestalten. Rosa Schapire wurde zur großen Förderin Schmidt-Rottluffs. 1910 besaß sie bereits eine vollständige Sammlung seiner Grafik. Als Schmidt-Rottluff und andere Künstler in den Ersten Weltkrieg zogen, ergriff Rosa Schapire 1916 die Initiative zur Gründung des Deutschen Frauenbundes zur Förderung deutscher bildender Kunst. Mit Hilfe dieser Vereinigung erreichte Rosa Schapire, dass es in der Hamburger Kunsthalle Sonderausstellungen moderner Kunst gab, bei denen auch die Werke Schmidt-Rottluffs gezeigt wurden. Rosa Schapire, die über kein finanzielles Vermögen verfügte, lebte allein für die Kunst und die Kunstvermittlung. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie durch Vorträge, Museumsführungen und Kunst- und Sprachkurse an der Hamburger Volkshochschule Eine feste Anstellung hatte sie nie. Über die Zeit des Nationalsozialismus schreibt Maike Bruhns: „Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sich die Kunsthistorikerin als Protagonistin der Moderne, speziell des verfemten Schmidt-Rottluff, wie auch durch ihre jüdische Abstammung gefährdet. Ausgrenzungen folgten sukzessive. Hatte Bürgermeister Krogmann zunächst verfügt, dass sie die Kunsthalle jederzeit betreten durfte, war dies auf die Dauer nicht durchzuhalten. Als Wolf Stubbe, Kustos im Kupferstichkabinett, sie bat, künftig wegen der Nazis unter den Angestellten von weiteren Besuchen der Bibliothek abzusehen, empfand sie das als Rauswurf. (…) 1939 nutzte sie die Chance zur Emigration nach London. Ihr Hab und Gut wurde in einem Liftvan im Hamburger Hafen eingelagert. Außer ihrer Schmidt-Rottluff-Sammlung und ihre Sammlung von Künstler-Postkarten hatte Rosa Schapire nichts in die Emigration mitnehmen dürfen. In London lebte sie sehr bescheiden in einem Zimmer, die Schmidt-Rottluff-Bilder gaben ihr ein Gefühl von Heimat, doch sie litt dennoch an Heimweh. Ihren kargen Lebensunterhalt verdiente sie sich mit Übersetzungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb sie in England, wollte nicht nach Hamburg zurückkehren. Ab 1950 schrieb sie in „Eidos“ und „Connoisseur“ über wichtige Ereignisse in der gegenwärtigen deutschen Kunst und Literatur.
Zitat:
1) Maike Bruhns: Rosa Schapire: Freie Kunsthistorikerin in Hamburg – Beruf und Berufung, in: Sabine Schulze (Hrsg.): Rosa. Eigenartig grün …, in: Sabine Schulze (Hrsg): Rosa, eigenartig grün. Rosa Schapire und die Expressionisten. Publikation zur Ausstellung: Rosa. Eigenartig grün im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg vom 28. August – 15. November 2009. Ostfildern 2009, S. 235f.
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